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22.02.2021 · Hamburg/Neubrandenburg. Konrad Bartmann ist sauer: "Fischotter gibt es so viele wie noch nie. Und dann erklären sie die auch noch zum Tier des Jahres." Der Geschäftsführer der Teichgenossenschaft Oberpfalz fürchtet um das Privateigentum seiner Teichwirte. "Ein Otter leert in der Regel den ganzen Weiher, dann gibt der Teichwirt ganz auf." Aber dem nachtaktiven Tier sei schwer beizukommen, eigentlich nur mithilfe eines waffenscheinbewehrten Jägers.

"Dann bekommt der aber ein Problem", sagt Eva Baumgärtner von der Aktion Fischotterschutz im Otterzentrum Hankensbüttel/Niedersachsen. "Der Fischotter ist streng geschützt." Sie gibt aber zu: "Ein ungeschützter Fischteich ist für den Otter ein gedeckter Tisch." Ein Elektrozaun, in den Boden eingelassen, würde die Karpfenteiche in der bayerischen Oberpfalz schützen. "Wir bieten Beratung und Hilfestellung an", sagt Baumgärtner.

Was den Schafhaltern der Wolf, ist den Teichwirten der Fischotter. Langsam kehren die Otter zurück, nachdem sie Ende der 80er Jahre infolge von Jagd, Gewässerbelastung und Zerschneidung ihrer Lebensräume fast ausgestorben waren.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) führt den Fischotter als "gefährdet" in der Roten Liste 2020. Der Bestand habe in den vergangenen Jahren zugenommen, das Amt spricht von "deutlichen Arealgewinnen". Im östlichen Kinzigtal in Hessen beispielsweise hat sich laut Heinz Sielmann Stiftung das Vorkommen innerhalb von 20 Jahren fast verdoppelt.

In diesem Jahr nun hat die Deutsche Wildtier Stiftung in Hamburg den Fischotter zum "Tier des Jahres" 2021 gekürt. "Jedes Tier ist auf seine Weise kostbar für die Natur", erklärt Pressereferentin Jenifer Calvi. Auf das "Tier des Jahres" solle in der Öffentlichkeit besonders aufmerksam gemacht werden - sei es aufgrund seiner Gefährdung, der Bedrohung seines Lebensraums oder weil es einen Mensch-Tier-Konflikt hervorruft, den es zu lösen gilt.

Angesichts des Konflikts mit den Teichwirten kommt die Wahl also zur rechten Zeit. Der Fischotter ist nun einmal ein "Wasser-Raubtier" wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ihn in Mecklenburg nennt. Dort fühlt er sich an der Seenplatte des Müritzer Nationalparks wohl. Denn der Wassermarder braucht saubere Flüsse und Seen, um seine Beute sichten zu können. Neben Fischen frisst er aber auch Krebse, Amphibien, Wasservögel, kleine Säuger und Insekten. Sein Aktionsradius beträgt etwa 20 Kilometer, je nach Nahrungsverfügbarkeit.

Etwa 50.000 Haare pro Quadratzentimeter halten seine Haut trocken und warm - wegen seines Fells wurde er früher auch gejagt. Menschen haben auf der gleichen Kopfhautfläche je nach Alter und genetischer Disposition im Schnitt rund 200 Haare.

Die Häute zwischen seinen Zehen weisen den Fischotter als Schwimmer aus - einen "artistischen Kunstschwimmer" nennt ihn die Deutsche Wildtierstiftung. Nur schwimmt er nicht gern unter Brücken hindurch, sondern umläuft diese am Uferbankett, das gut strukturiert sein sollte, um Deckung zu bieten. Steht die Brücke im Wasser, versucht er, die Straße zu überqueren, mit oft tödlichen Folgen. 75 bis 80 Prozent der Otter-Totfunde sind überfahrene Tiere.

Der Arbeitskreis Fischotterschutz beim BUND-Mecklenburg Vorpommern kümmert sich seit 1994 um geeignete Brücken für den Fischotter, wie Otterschützer Volker Dienemann berichtet. Der Arbeitskreis untersucht auch auf mehr als 10.000 Quadratkilometern das Vorkommen, die Wanderbewegungen und Gefährdung des Otters.

Im niedersächsischen Hankensbüttel versuchen die Otterschützer, Flüsse wie die Ise und die Aller zu renaturieren. "Wie kümmern uns um den Lebensraum der Fischotter", sagt Eva Baumgärtner. "Denn der Otter ist ein Leittier." Will heißen: Wo dieser anspruchsvolle Beutegreifer vorkommt, ist auch die Welt der anderen Tiere in Ordnung. Der Erfolg gibt den Naturschützern recht: "Er ist schon in Richtung Celle und Gifhorn auf dem Vormarsch", sagt Baumgärtner stolz.

In diesen Wochen sind die Fischotter mitten in der Paarungszeit. Eigentlich leben sie als Einzelgänger, jetzt müssen sie sich finden. Das geschieht über die Duftdrüsen. "Dabei ist der Kot seine Visitenkarte", erklärt Jenifer Calvi. "Er duftet fischig-fruchtig und ein bisschen nach Moschus", sagt Wolfgang Lübcke, der seit langem für den Nabu die Fischotter an der nordhessischen Eder beobachtet. Noch 2014 konnte im Kreis Waldeck Otterkot nachgewiesen werden.

Mit Balgen, Raufen und Necken überwinden die Fischotter dann ihre Scheu vor dem ungewohnten Körperkontakt. Ein Männchen paart sich mit mehreren Weibchen, die die Jungen allein aufziehen. "Fischotter können sich das ganze Jahr über fortpflanzen, aber Februar/März sind die besten Hochzeitsmonate", sagt Calvi. Wenn dann die Otterbabys nach 61 bis 63 Tagen blind und taub geboren werden, haben die Gewässer reichlich Nahrung für sie zu bieten.

Quelle: epd

<p>"Dann bekommt der aber ein Problem", sagt Eva Baumgärtner von der Aktion Fischotterschutz im Otterzentrum Hankensbüttel/Niedersachsen. "Der Fischotter ist streng geschützt." Sie gibt aber zu: "Ein ungeschützter Fischteich ist für den Otter ein gedeckter Tisch." Ein Elektrozaun, in den Boden eingelassen, würde die Karpfenteiche in der bayerischen Oberpfalz schützen. "Wir bieten Beratung und Hilfestellung an", sagt Baumgärtner.</p>

<p>Was den Schafhaltern der Wolf, ist den Teichwirten der Fischotter. Langsam kehren die Otter zurück, nachdem sie Ende der 80er Jahre infolge von Jagd, Gewässerbelastung und Zerschneidung ihrer Lebensräume fast ausgestorben waren.</p>

<p>Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) führt den Fischotter als "gefährdet" in der Roten Liste 2020. Der Bestand habe in den vergangenen Jahren zugenommen, das Amt spricht von "deutlichen Arealgewinnen". Im östlichen Kinzigtal in Hessen beispielsweise hat sich laut Heinz Sielmann Stiftung das Vorkommen innerhalb von 20 Jahren fast verdoppelt.</p>

<p>In diesem Jahr nun hat die Deutsche Wildtier Stiftung in Hamburg den Fischotter zum "Tier des Jahres" 2021 gekürt. "Jedes Tier ist auf seine Weise kostbar für die Natur", erklärt Pressereferentin Jenifer Calvi. Auf das "Tier des Jahres" solle in der Öffentlichkeit besonders aufmerksam gemacht werden - sei es aufgrund seiner Gefährdung, der Bedrohung seines Lebensraums oder weil es einen Mensch-Tier-Konflikt hervorruft, den es zu lösen gilt.</p>

<p>Angesichts des Konflikts mit den Teichwirten kommt die Wahl also zur rechten Zeit. Der Fischotter ist nun einmal ein "Wasser-Raubtier" wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ihn in Mecklenburg nennt. Dort fühlt er sich an der Seenplatte des Müritzer Nationalparks wohl. Denn der Wassermarder braucht saubere Flüsse und Seen, um seine Beute sichten zu können. Neben Fischen frisst er aber auch Krebse, Amphibien, Wasservögel, kleine Säuger und Insekten. Sein Aktionsradius beträgt etwa 20 Kilometer, je nach Nahrungsverfügbarkeit.</p>

<p>Etwa 50.000 Haare pro Quadratzentimeter halten seine Haut trocken und warm - wegen seines Fells wurde er früher auch gejagt. Menschen haben auf der gleichen Kopfhautfläche je nach Alter und genetischer Disposition im Schnitt rund 200 Haare.</p>

<p>Die Häute zwischen seinen Zehen weisen den Fischotter als Schwimmer aus - einen "artistischen Kunstschwimmer" nennt ihn die Deutsche Wildtierstiftung. Nur schwimmt er nicht gern unter Brücken hindurch, sondern umläuft diese am Uferbankett, das gut strukturiert sein sollte, um Deckung zu bieten. Steht die Brücke im Wasser, versucht er, die Straße zu überqueren, mit oft tödlichen Folgen. 75 bis 80 Prozent der Otter-Totfunde sind überfahrene Tiere.</p>

<p>Der Arbeitskreis Fischotterschutz beim BUND-Mecklenburg Vorpommern kümmert sich seit 1994 um geeignete Brücken für den Fischotter, wie Otterschützer Volker Dienemann berichtet. Der Arbeitskreis untersucht auch auf mehr als 10.000 Quadratkilometern das Vorkommen, die Wanderbewegungen und Gefährdung des Otters.</p>

<p>Im niedersächsischen Hankensbüttel versuchen die Otterschützer, Flüsse wie die Ise und die Aller zu renaturieren. "Wie kümmern uns um den Lebensraum der Fischotter", sagt Eva Baumgärtner. "Denn der Otter ist ein Leittier." Will heißen: Wo dieser anspruchsvolle Beutegreifer vorkommt, ist auch die Welt der anderen Tiere in Ordnung. Der Erfolg gibt den Naturschützern recht: "Er ist schon in Richtung Celle und Gifhorn auf dem Vormarsch", sagt Baumgärtner stolz.</p>

<p>In diesen Wochen sind die Fischotter mitten in der Paarungszeit. Eigentlich leben sie als Einzelgänger, jetzt müssen sie sich finden. Das geschieht über die Duftdrüsen. "Dabei ist der Kot seine Visitenkarte", erklärt Jenifer Calvi. "Er duftet fischig-fruchtig und ein bisschen nach Moschus", sagt Wolfgang Lübcke, der seit langem für den Nabu die Fischotter an der nordhessischen Eder beobachtet. Noch 2014 konnte im Kreis Waldeck Otterkot nachgewiesen werden.</p>

<p>Mit Balgen, Raufen und Necken überwinden die Fischotter dann ihre Scheu vor dem ungewohnten Körperkontakt. Ein Männchen paart sich mit mehreren Weibchen, die die Jungen allein aufziehen. "Fischotter können sich das ganze Jahr über fortpflanzen, aber Februar/März sind die besten Hochzeitsmonate", sagt Calvi. Wenn dann die Otterbabys nach 61 bis 63 Tagen blind und taub geboren werden, haben die Gewässer reichlich Nahrung für sie zu bieten.</p>