Theologischer Ausschuss stellt neues Instrument auf Herbstsynode vor Kartenspiel hilft dabei, Strukturveränderungen inhaltlich zu füllen

Pastorin Elisabeth Meyer mit Karte im XXL-Format.

Foto: ELKM/C. Meyer

16.10.2025 · Güstrow/Rostock. „Klarheit und frischer Wind in der Gemeinde“: Angesichts von langen Strukturdebatten und neuen Stellenplänen wünschen sich dies wohl viele Kirchengemeinderäte. Dem Theologischen Ausschuss der mecklenburgischen Kirchenkreissynode fehlten bei allen notwendigen Veränderungen ebenfalls vor allem inhaltliche und theologische Fragen und Begründungen. So wurde die Idee geboren, ein Kartenspiel für einen Diskurs zu entwickeln und möglichst viele Leute mit wichtigen Fragen zu konfrontieren. Vorgestellt wird das Spiel erstmalig auf der Synodentagung an diesem Wochenende (17./18. Oktober 2025) in Güstrow.

Im Vorfeld sprachen wir mit der Innenstadt-Pastorin Elisabeth Meyer. Gemeinsam mit Gemeindepädagogin Sylvie Holz und Lina Russ, FSJ-lerin und jetzt Theologiestudentin, entwickelte die Rostockerin die Spielidee und setzte diese inhaltlich, gestalterisch und zeichnerisch für den Synodenausschuss um.

 

Geeignet für Kirchengemeinderäte, Gruppen und Konvente

 

„Karten auf den Tisch“ – soll es künftig in den mecklenburgischen Kirchengemeinderäten, aber ebenso in Gemeindekreisen und auf Konventen heißen. „Für alle, die Strukturveränderungen mit Inhalt füllen wollen, für Gruppen und Teams in jeder Größe, für Reflexion und neue Perspektiven“, steht auf der Spielanleitung zu lesen. Konkret geht es laut Pastorin Meyer um die Frage: Was wollen und brauchen die Leute? Denn gesetzte Rahmenbedingungen und der Sparzwang greifen dabei zu kurz. „Das Spiel soll Impulse setzen, um einen anderen Blickwinkel, eine andere Orientierung bei der Ausgestaltung und Organisation der Gemeindearbeit zu bekommen“, so die Theologin.

 

Gespielt werden kann in zwei Varianten

 

Dafür gibt es 49 Karten in insgesamt acht Kategorien. Gespielt werden kann in den Varianten Warm-up oder Intensiv. Für die Erstgenannte werden alle Karten mit grüner Schrift je Kategorie gestapelt in die Tischmitte gelegt. Reihum wird von einem beliebigen Stapel gezogen, die Frage vorgelesen und eine spontane Antwort gegeben. Später kann noch entschieden werden, welche Fragen noch einmal näher betrachtet werden sollen.

 

In der Intensiv-Variante werden in Teams von zwei oder mehr Personen sämtliche Karten mit grüner und schwarzer Schrift bearbeitet. Im Plenum werden dann Antworten/Ideen und Gedankengänge ausgetauscht. „Am Ende steht die Frage: Was ist ein guter erster bzw. nächster Schritt?“, erläutert Pastorin Meyer.

 

49 Karten in acht Kategorien fühlen auf den Zahn

 

Unter der Kategorie Proviant, also was die Gemeinde grundlegend ausmacht, wovon und wofür sie lebt, verbergen sich Fragen wie, warum kommen Menschen zu uns oder für welche Botschaft stehen wir. Unter Nahsicht oder was wir haben, tauchen u.a. die Fragen auf „Wie viele nichtgetaufte Menschen erreichen wir gerade?“ oder „Welche Orte außerhalb der Kirchengemeinde sind uns wichtig?“. Was wir wollen, findet sich unter der Stichwort Fernsicht mit Fragen wie „Was wollen wir auf jeden Fall so weitermachen und warum?“ oder „Welche Menschen wollen wir zukünftig stärker in den Blick nehmen?“. In der Kategorie Weggefährten, also wen brauchen wir, soll beantwortet werden, wie eine Gemeinde ihre Ehrenamtlichen unterstützt oder mit wem man selbst einmal zusammenarbeiten oder etwas ausprobieren möchte.

 

Die Spannung steigt bei der Kategorie Feuerrunde, die fragt, wen wir entdecken: „Wie wollen wir mit Menschen umgehen, die nicht zur Kirche gehören?“, „Wo oder wie können wir mit anderen Kirchen/Kirchengemeinden und Organisationen kooperieren?“ oder „Welche Vereine und Gruppen können unsere Räume nutzen und wofür?“ sind beispielsweise hier Fragen. Eine weitere Kategorie ist Finanzen mit der Frage, wo wir investieren bzw. einsparen wollen und woher Geld für Projekte kommen könnte. Und es gibt einen Joker und die Äktschn-Karten mit Impulsen. Diese hinterfragen u.a., welche digitalen Formate zur Verkündigung und Seelsorge in einer Kirchengemeinde angeboten werden sollen oder wie mit Konflikten umgegangen werden könnte.

 

Fragen vorab gesammelt und getestet

 

Die Fragen auf den 49 Karten sind übrigens nicht vom Himmel gefallen. „Wir haben gesammelt und in verschiedenen Runden, wie dem Theologischen Ausschuss, getestet, ob diese funktionieren“, sagt Elisabeth Meyer, die auch ausgebildete Gemeindeberaterin und Organisationsentwicklerin ist. Der Kirchengemeinderat in Grevesmühlen habe das Kartenspiel auf einer Klausur jüngst einem erfolgreichen Test unterzogen. „Und in der Runde von Gemeindeberater: innen haben wir das Instrument ebenso schon vorgestellt“, so die Pastorin. Gespielt werden könne es aber ohne Hilfe dieser Fachleute.

 

Zweite Auflage schon im Blick

 

Die Erstauflage mit 50 Kartenspielen kostet übrigens je 10 Euro. Die Kirchenkreissynode und die Nordkirche haben dankenswerterweise jeweils 500 Euro zugeschossen. Die nächste Auflage zum Einzelpreis von 15 Euro werde durch die AG Gemeindeberatung herausgegeben. Von der Idee bis zu Umsetzung des Spiels „Karten auf den Tisch“ sind übrigens gut ein Jahr vergangen. „Wir hatten einfach Lust drauf, sind jetzt zufrieden mit dem Ergebnis und zugleich gespannt, wie es vor Ort ankommt“, sagt Elisabeth Meyer und ergänzt, dass das Spiel „auch grafisch gut daherkommt. Das liegt vor allem an den Zeichnungen, die Lina Russ aus dem Team beisteuerte“.

 

Nachfragen und Bestellungen 

 

Evangelisch-Lutherische Innenstadtgemeinde Rostock

Bei der Marienkirche 1 | 18055 Rostock | Tel.: 0381/510897-10

rostock-innenstadt@elkm.de 

www.innenstadtgemeinde.de 

 

Mehr zur Synode: 5. Tagung der III. Kirchenkreissynode

Quelle: ELKM (cme)