Pressemitteilung 09.11.2009Statements der Bischöfe zum 9. November

Landesbischof Dr. Andreas von Maltzahn (Schwerin) erinnerte sich vor dem Gottesdienst an den Abend des 9. November: „Wir kamen von einer Sitzung des Neuen Forums. Dann hörten wir die Nachricht, dass die Mauer offen sein soll. Wir waren glücklich und konnten es kaum glauben. Auf Kerzen und Gebete hatten die Regierenden keine Antwort. Ich bin dankbar, dass diese Sanftmütigkeit, diese Friedfertigkeit der Demonstranten sich selbst und anderen gegenüber durchgehalten wurde. Aus Erfahrungen von anderen Umwälzungen wissen wir wie wenig selbstverständlich das ist. Insofern ist der 9. November für mich eine Gipfelerfahrung gewesen, eine Erfahrung, was Menschen möglich ist, die ihrer Sehnsucht nach Freiheit trauen und dabei Gott auf ihrer Seite wissen.“

 

 

Erzbischof Dr. Werner Thissen (Hamburg): „Die Mauer ist weg. Es herrscht Freiheit - Freiheit der Meinungsäußerung, freie Religionsausübung, Reisefreiheit, Pressefreiheit. Das ist so etwas Großartiges, das müssen wir uns immer wieder neu bewusst machen und nicht durch die Beschwernisse des Alltags in Vergessenheit geraten lassen. Und deshalb nehme ich auch die ehemalige Grenze bei meinen Fahrten nach Mecklenburg immer wieder wach wahr und ich merke dann auch, wie sehr sich Dank und Freude verbinden, dass dort nur noch ein Schild ist und kein Grenzzaun und keine Grenzwächter, die unter Umständen auf Menschen schießen, die die Grenze überqueren.“

 

 

Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) sagte vor Beginn des Gottesdienstes zur Bedeutung des Tages: „Der 9. November 1989, der Tag der Maueröffnung, ist für mich unvergesslich. Ich sah damals die Pressekonferenz, bei der Günter Schabowski die Möglichkeit der Reisefreiheit verkündete, und konnte nicht glauben, was ich hörte. Die Mauer war durchlässig geworden. Die friedliche Revolution in der DDR hatte mit Gebet und Kerzen ein wichtiges Ziel erreicht. Die Machthaber mussten sich dem Willen des Volkes beugen. Mir war sofort klar: Es wird wieder ein Deutschland entstehen. Für diesen mutigen Einsatz hätten die Akteure von damals den Friedensnobelpreis verdient. Für mich ist die friedliche Revolution 1989 ein Wunder, dem ich zugeschaut habe.“

 

 

Bischof Gerhard Ulrich (Kiel) erinnerte in seiner Begrüßung im ökumenischen Gottesdienst in Zarrentin unter anderem daran, dass die Gebete und Kerzen der Christenmenschen bei den Montagsdemonstrationen in der DDR ein lebendiges Zeichen für die Präsenz, für das Leuchen Gottes hinter Mauer, Stacheldraht und Todesstreifen gewesen seien. Mit Bezug auf ein Zitat aus dem Roman Nikolaikirche“ von Erich Loest „Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete“, sagte der Bischof: „Die Leuchten Gottes, Kerzen und Gebete, waren ein Widerschein des Glanzes Gottes – ein Gottesleuchten gegen Unfreiheit und Unterdrückung. Diese friedliche Revolution Gottes veränderte und verändert das Antlitz der Erde, in Leipzig rund um die Nikolaikirche und überall.“