Bundesweite Tagung in Güstrow und Modellprojekt in MV Möglichkeiten und Potenzial bei der Nutzung von Kirchen im Mittelpunkt
18.09.2025 · Güstrow. „Kirchen… Räume voller Möglichkeiten, Geschichten & Potenzial“ – so lautet der Titel der Jahrestagung 2025 des Bundesverbandes Kirchenpädagogik. Tagungsort vom 18. bis zum 20. September 2025 ist das Domgemeindehaus (Domplatz 6) in Güstrow.
„Die Barlachstadt im Herzen Mecklenburg-Vorpommerns ist ein guter Ort, um über die Zukunft von Kirchen nachzudenken“, sagt Dr. Maria Pulkenat aus dem Zentrum Kirchlicher Dienste Mecklenburg, die sich seit Jahrzehnten für Kirchenpädagogik in MV engagiert. In einem Bundesland mit etwa 16 Prozent Kirchenzugehörigkeit stellten sich Fragen schon jetzt mit Dringlichkeit, die sich auch für andere Regionen abzeichnen: In welchen Kirchen kann noch Gottesdienst stattfinden? Wie können die mehr als tausend Kirchen und Kapellen in MV erhalten werden? Welche Nutzungen jenseits vom Gottesdienst sind denkbar? Wie lassen sich Partner:innen finden? Und welche Herausforderungen sehen wir als Kirchenpädagog:innen in diesem Prozess?
Um solche Fragen wird es im Dialog mit PD Dr. habil. Karin Berkemann, Mitinitiatorin des Kirchenmanifests, und auch im Gespräch mit kirchenleitenden Personen gehen. Daneben werden die Teilnehmenden aus ganz Deutschland in Workshops Schätzen der (Kirchen-)Kultur begegnen, kirchenpädagogisch arbeiten und Einblicke in die jüngere ostdeutsche Kirchengeschichte erhalten.
Modellprojekt in MV: „Das ist eure Kirche, erobert sie, entdeckt sie!“
Im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg und im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis gibt es bereits eine Initiative zur Zukunft der Kirchen, vor allem der 900 Dorfkirchen. Unter dem Motto „Dorfkirche – da geht was!“ möchte das Projekt inspirieren, gestalten und bewegen. Konkret sollen kirchliche, gesellschaftliche und kulturelle Kräfte mobilisiert werden, um Sakralbauten zu erhalten und neu zu beleben. Ein wichtiger Baustein dafür ist der neue Internetauftritt „sacris.de – frische Ideen für alte Kirchen“.
Der Internetauftritt richtet sich insbesondere an Kirchbauvereine, gesellschaftliche und kirchliche Initiativen, die Ideen und Kooperationen suchen und entwickeln möchten. Die stetig wachsende Plattform bietet dafür eine umfassende Datenbank mit Informationen zu Kirchen, Pfarrhäusern und Pfarrscheunen mit speziellen Nutzungen, Veranstaltungen und Formaten. Zudem bietet die Website praktische Tipps zu Darstellender und Bildender Kunst, Film, Kino und Literatur sowie eine Ideenwolke für kreative Nutzungen von Kirchen und Pfarrhäusern.
Ebenso finden sich hier Termine zu nordkirchen- und bundesweiten Veranstaltungen zum Thema. Schwerpunkte der Plattform sind die Vorstellung bestehender, inspirierender Modellprojekte, wie „Dorfkirche mon amour“, „Starke Stücke. Berührt und diskutiert“ oder der „Spirituelle Sommer“, die Bereitstellung von Checklisten und FAQ für die Nutzung von Kirchenräumen, Informationen über Förderprogramme wie „Aktion Mensch – Begegnungsräume“ und die Bereitstellung von Informationen zur Vernetzung.
„Kirchenmanifest“ bestärkte Projektgruppe
Die Projektgruppe „Dorfkirche – da geht was!“ hatte 2024 nach Vorlage eines Ideenpapiers einen Auftrag seitens der mecklenburgischen Pröpstinnen und Pröpste erhalten. Der ebenfalls berufenen Steuerungsgruppe hatte sie ihre Weiterarbeit Ende Januar 2025 vorgestellt und dabei zahlreiche Initiativen und Ideen präsentiert. „Bestärkt hat uns in unserer Arbeit das in Deutschland im Mai 2024 erschienene so genannte Kirchenmanifest“, so Kersten Koepcke von der Projektgruppe. „Dieses betont die immense (bau)kulturelle und gesellschaftlich-soziale Bedeutung von Kirchengebäuden.“ Aufgrund drohenden Leerstands, Verfalls oder gar Abrisses von Sakralbauten fordert das Manifest eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die Zukunft dieser Gebäude. | Link: kirchenmanifest.de
Blick auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort
Die Projektgruppe und die Steuerungsgruppe „Dorfkirche – da geht was!“ begreifen das Projekt als einen Teil dieses gesellschaftlichen Diskurses, lenken den Blick aber ebenso auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort. „In unserem Projekt werden Potentiale identifiziert, Vernetzungen ermöglicht, Anregungen und insbesondere unkomplizierte Unterstützung für erste Erprobungen vor Ort gegeben“, so Christian Meyer, ebenfalls Mitglied der Projektgruppe. Dabei gehe es darum, motivierten Kirchengemeinden, Initiativen und Einzelpersonen Kontakte zu vermitteln und, so weit möglich, Managementerfahrungen und „Hardware“ für eigenes Engagement zugänglich zu machen.
Konkret werden bewährte Module zum Erproben angeboten, so dass aufwändige Konzepte und Projektentwicklungen entfallen. „Ziel ist es, Menschen in Mecklenburg und Pommern, denen ‚ihre‘ Dorfkirche am Herzen liegt, die etwas von ‚ihrer‘ Dorfkirche wollen, praktisch zu begleiten und zu befähigen – und so die (bau)kulturelle und gesellschaftlich-soziale Bedeutung von Kirchengebäuden auch mit Leben zu füllen“, ergänzt Projektgruppenmitglied Sebastian Kühl und zeichnet das Bild von der Dorfkirche als „Wohnzimmer des Dorfs“.
Ziele: Inspirieren, unterstützen und begleiten
Das Projekt hat sich auf mehrere Maßnahmen verständigt, die auch der Internetauftritt www.sacris.de widerspiegelt. „Lokale Akteure sollen verstärkt eingebunden und motiviert werden, sich aktiv für die Nutzung von Kirchengebäuden einzusetzen – unter dem Motto: ,Das ist eure Kirche, erobert sie, entdeckt sie!‘“, skizziert Dr. Anna Luise Klafs, die das nordkirchenweite Projekt „Dorfkirche mon amour“ auch in MV etabliert hat und die Projektgruppe berät. „Wir möchten Initiativgruppen bei der Projektentwicklung unterstützen und Akteure vernetzen. Damit sollen nicht nur das Bewusstsein für die Bedeutung der Dorfkirchen geschärft, sondern auch konkrete Handlungsperspektiven eröffnet werden“, fasst Kersten Koepcke zusammen und fügt hinzu: „Denn eines ist sicher: Bei den Dorfkirchen – da geht was!“ ;
Quelle: ELKM (cme)