Fünf-Prozent-Initiative Mecklenburg - Gottesdienst zum Jubiläum Erfolgreich für Gehaltsverzicht geworben

Im Jubiläums-Gottesdienst predigte MV-Bischof Tilman Jeremias (r.), der auch zur Gitarre griff.

Foto: C. Meyer

16.09.2025 · Rostock. Die vor 30 Jahren gegründete Fünf-Prozent-Initiative setzt sich für eine solidarische Arbeits- und Einkommensverteilung im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg ein. Dabei spenden die derzeit 56 Mitglieder bis zu fünf Prozent ihrer Nettoeinkünfte an einen Fonds oder Spenden eine feste Summe.

Dadurch ist es möglich, dringend benötigte Stellen mitzufinanzieren, für die der Kirchenkreis keine Mittel zur Verfügung stellen kann. Konkret werden aus dem freiwilligen Gehaltsverzicht, Spenden und Rücklagen derzeit monatlich 25 Kinder- und Jugendprojekte in mecklenburgischen Kirchengemeinden mit insgesamt ca. 10.000 Euro unterstützt. Der Bedarf liegt höher, die Initiative sucht neue Mitförderer.

 

Der Sprecherrat und die Mitglieder des Förderkreises blickten heute (16.September) in Rostock auf die Jahre seit der Gründung 1995 zurück. Im Gottesdienst zu Beginn sagte Bischof Tilman Jeremias (Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche), der selbst Mitglied des Förderkreises ist: „Wir können stolz darauf sein, mittlerweile drei Jahrzehnte gemeinsam unterwegs an einer Stelle zu sein, die sichtbar und fühlbar hilft.“ Ohne bürokratischen Aufwand werde Geld gesammelt. „Dies ist einfach eine Perle in der Nordkirche und im Sprengel Mecklenburg und Pommern.“ Ganz persönlich dankte der Bischof den damaligen Initiatoren, darunter Dietlind Glüer und Wolfgang v. Rechenberg, und allen, die in all den Jahren und bis heute, diese segensreiche Förderung ermöglichen.

 

Rückblende: „Eine überschaubare Initiative, die man selber mitgestalten konnte, hatte für mich einen großen Reiz“, skizziert Dietlind Glüer die damalige Idee: „Ich wünsche mir, genau wie vor 30 Jahren, dass eine lebendige Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden gepflegt werden kann. Wir haben Schätze weiterzugeben.“ Und so setzt sich die Fünf-Prozent-Initiative in Mecklenburg seit 1995 für einen freiwilligen solidarischen Gehaltsverzicht und Spenden ein, um damit zusätzliche Gehaltsanteile für Stellen insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit zu finanzieren.

 

Zahlreiche Projekte konnten im Laufe der Jahre unterstützt werden. In manchen Fällen kam es durch diesen finanziellen Anschub zu einer Verstetigung von Personalstellen. Das monatliche Spendenaufkommen schwankte in den Jahren. Derzeit liegt es bei gut 5100 Euro, die Ausgaben allerdings bei 9600 Euro monatlich. Die Mehrausgaben können in den kommenden zwei Jahren noch durch Rücklagen der Vorjahre finanziert werden.

 

Neue Unterstützer jederzeit herzlich willkommen

 

„Aktuell zählt unsere Initiative 56 Unterstützer“, so Pastor Wulf Schünemann, der seit rund 25 Jahren dabei ist und aktuell zum Sprecherrat gehört. Darunter seien auch viele im Pensions- und Rentenalter. Zwischendurch zählte die Initiative sogar 70 Mitglieder. „Wenige haben die Initiative verlassen, weil sie andere Projekte fördern wollten. Aber natürlich sind etliche verstorben und neue Mitglieder sind selten geworden“, erläutert der Pastor und ergänzt: „Neue Unterstützer der Idee, wie Pastor Christian Hermann, sind uns jederzeit herzlich willkommen!“ Die schwankende Mitgliederzahl lässt sich ebenso am Förderetat ablesen. So kamen 2006 inklusive Spenden insgesamt im Jahr rund 22.000 Euro zusammen, 76.000 Euro waren dann im Jahr 2015. Im Vorjahr sank die Summe leicht auf rund 64.000 Euro.

 

Gefördert wird, was im Stellenplan nicht berücksichtigt ist

 

Wichtig ist der Fünf-Prozent-Initiative, dass diese nicht die strukturellen Probleme der Finanzierung des gemeindlichen Stellenplanes des Kirchenkreises lösen kann und will. „Dieser ist von der Synode und unter Mitbeteiligung der Kirchengemeinden – und -regionen beschlossen. Wir fördern schwerpunktmäßig Initiativen und Projekte vor Ort, die im Stellenplan nicht berücksichtigt werden“, unterstreicht Pastor Roger Thomas vom Sprecherrat.

 

Aktuell werden für 25 Projekte - von der offenen Kinder- und Jugendarbeit bis zu kirchenmusikalischen Angeboten - Zuschüsse zu den Gehaltskosten finanziert. Beispiele sind die Flüchtlingsarbeit samt Betreuung im Kirchenasyl auf dem Großen Dreesch in der Petrusgemeinde Schwerin. Oder die offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im „Fischkutter“ in Rostock-Dierkow. „Für Kinder gibt es an allen Schultagen ein warmes Mittagessen, Hilfe bei den Hausaufgabe und Angebote zur Freizeitgestaltung. Dabei sollen die Kinder Wertschätzung und Annahme erfahren und zugleich selbst in vorgelebten Tugenden wie Verantwortung, Respekt und Hilfsbereitschaft wachsen“, erzählt Brigitte Krause. Seit 1995 engagierte sie sich für den „Fischkutter“ – zunächst hauptamtlich als Gemeindepädagogin, seit 2009 als Ehrenamtliche. „Ich freue mich sehr und bin dankbar, dass durch die nicht selbstverständliche Förderung der von uns damals gelegte Samen wächst und gedeiht.“

 

Weitere Förderprojekte sind u.a. die musikpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen der Evangelische Musikschule Wismar, das im Projekt Freizeitheim „Dat Armenhus“ in der Kirchengemeinde Laage oder ganz neu die offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen der Kirchengemeinde Möllenhagen-Ankershagen.  

 

Finanzielle Unterstützung kann beantragt werden


Besondere Synergien entstehen, wenn die Fünf-Prozent-Initiative Projekte fördert, „die ebenfalls lokale Spenden-Netzwerke aufgebaut haben oder aufbauen. Wir wollen nicht nur Geld geben, sondern auch die Idee weitergeben, dass im solidarischen Abgeben Vieles möglich wird“, so Pastor Roger Thomas und verweist darauf, dass Kirchengemeinden und Regionen für weitere Projekte Unterstützung beantragen können.

 

Alle Informationen und Formulare sind unter www.kirche-mv.de/mecklenburg/vereine-und-initiativen/fuenf-prozent-initiative zu finden oder können bei Dorothea Eggers im Zentrum Kirchlicher Dienste Mecklenburg, E-Mail: dorothea.eggers@elkm.de, Tel.: 0381-377987-52 angefordert werden.

Quelle: ELKM (cme)