Bischof Tilman Jeremias mahnt zum Erinnern Jüdische Kultur im Klang bewahrt

Abschlusskonzert im Rathaus: (v.l.n.r.) Bischof Tilman Jeremias, Matthias Hummel, Juri Rosov, Gabriella Strümpel, Ministerin Bettina Martin, Waltraut Elvers, Felix Klein, Yuriy Kadnykov.

Foto: WKM MV

07.11.2025 · Rostock. In einem vollen Festsaal im Rostocker Rathaus fand am 05. November 2025 das Abschlusskonzert der diesjährigen, 9. Jüdischen Kulturtage statt. Die knapp dreiwöchige Veranstaltungsreihe „Jüdische Kulturtage in Rostock“ umfasst eine Vielzahl an kulturellen Angeboten aus Kunst, Film, Literatur und Musik. 

Zum Abschlusskonzert im Festsaal des Rathauses kamen Gäste aus Politik, Kirche, Kultur und Zivilgesellschaft zusammen. Bischof Tilman Jeremias engagiert sich u.a. als Vorstandsvorsitzender des „Arnold Bernhard e.V. zur Förderung der Synagoge Rostock“ für jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern. Bettina Martin (Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten), Yuriy Kadnykov (Landesrabbiner des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in MV), Felix Klein (Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus) und Juri Rosov (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Rostock) waren ebenfalls vor Ort. 

 

Jüdische Kultur im Klang bewahrt

 

„Das Diplomatische Streichquartett“ (Matthias Hummel, Violine; Felix Klein, 2. Violine; Waltraut Elvers, Viola; Gariella Strümpel, Violoncello) hat mit einem durch Felix Klein moderiertes Konzert für die musikalische Begleitung des Abends gesorgt. Das im Jahr 2016 anlässlich der Synagogenkonzerte im Rahmen der Internationalen Tage jüdischer Musik in Mecklenburg-Vorpommern gegründete Quartett widmet sich vor allem der Erarbeitung und Aufführung von Werken jüdischer Komponisten. Innerhalb der Moderation wurden Komponistinnen und Komponisten aus Europa vorgestellt, die durch die Judenverfolgung und den Rassenwahn der Nationalsozialisten im 20. Jahrhundert extreme Brüche in ihrem Lebenslauf erlitten, Berufsverbot erhielten und keine Musik mehr schaffen durften.

 

Bischof Tilman Jeremias im Gespräch mit Felix Klein 

 

„Das war für mich auch nochmal so bewegend, sich zu erinnern, dass die Nazis nicht nur Leben ausgelöscht, sondern auch Kultur vernichtet haben. Gerade im Judentum gab es viele begnadete Musiker, die dann nicht weitermachen konnten“, bedauert Bischof Tilman Jeremias im Gespräch mit Felix Klein. Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus Felix Klein äußert, dass sich viele jüdische Menschen in Deutschland seit dem 07. Oktober 2023 nicht mehr sicher fühlten und in Rostock könne man es jetzt daran ablesen, dass sie hohe Beträge in die Sicherheit der Synagoge investiert haben, weil die Bedrohung gestiegen ist. 

 

Gedenken am 09. November als Zeichen von Verbundenheit 

 

„Diese Entwicklungen sind besonders bedrückend angesichts der Tatsache, was Juden in unserem Land angetan wurde“, sagt Bischof Tilman Jeremias. Auch die Rostocker Synagoge wurde in der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 niedergebrannt. Seit 1988 erinnert eine Gedenkstelle am historischen Ort in der Augustenstraße an die Zerstörung der Synagoge im Jahr 1938.

 

„Was mich auch erschüttert hat, war, dass Juri Rosov erzählte, jüdische Künstler bekämen seit dem 07. Oktober 2023 deutlich weniger Engagements. Darum wünsche ich mir, dass der 9. November in diesem Jahr auch nochmal ein starkes Zeichen der Solidarität unseres Landes mit den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern wird“, betont Bischof Tilman Jeremias. 

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (mn)