Mutter und angehende Pastorin Paula Koch kann Vikariat fortsetzen Gleichberechtigung in Aktion: Pastor Sebastian Gunkel in Elternzeit

Von Christian Meyer

Freuen sich über ihr drittes Kind Magdalena: Vikarin Paula Koch und Pastor Sebastian Gunkel.

Foto: ELKM/C. Meyer

20.11.2025 · Rostock. Mit großen Augen sieht mich Magdalena an. Ich sitze mit ihren Eltern, Paula Koch und Sebastian Gunkel, im Slüterhaus in Rostock-Dierkow. Unser Thema ist „Pfarrdienst, Vikariat und Eltern sein – wie geht das?“ Das acht Monate alte Mädchen blättert auf dem Arm ihrer Mama entspannt in einem Bilderbuch. Das scheint ja alles gut zu klappen in der Familie, zu der noch zwei Jungs im Alter von 6 und 9 zählen, denke ich bei mir. Und schon sind wir mitten im Gespräch.

Magdalenas Mama, Paula Koch, ist 32 Jahre alt und derzeit im Vikariat in der Johannisgemeinde Rostock. Dem Papa, Sebastian Gunkel (37) wurde 2021 die Pfarrstelle in der Evangelisch-Lutherischen Slütergemeinde in der Hansestadt übertragen. Als sich das dritte Kind der Theologenfamilie ankündigte, war „für mich klar, ich nehme dieses Mal richtig Elternzeit und möchte das Glück ganz nah und auch mal allein erleben. Das war bei unseren anderen Kindern so nicht möglich. Bei Jonathan war ich Dienstanfänger und bei Theodor kam die Corona-Pandemie dazwischen“, blickt Pastor Gunkel zurück.

 

Doch zunächst setzte Paula Koch nach der Geburt der Tochter ihre Ausbildung in Ratzeburg und in der St. Johannis-Gemeinde Rostock für Mutterschutz und zwei Monate aus, bevor Papa Sebastian für sechs Monate in Elternzeit ging. Von Dezember 2025 bis Februar 2026 ist noch eine Teilzeit-Elternzeit geplant. „Mit der einen Hälfte meiner Zeit möchte ich für die Gemeinde da sein. Mit den anderen 50 Prozent für meine Familie.“

 

Predigerseminar auf Kleinkinder in Vikarskursen gut eingestellt


Dennoch war in den vergangenen Monaten viel Organisation nötig, um alles unter einen Hut zu bekommen. Dankbar sind die Eltern dem Predigerseminar in Ratzeburg. „Dort haben sich alle auf Vikarinnen und Vikare mit Baby eingestellt. Bis zum 1. Geburtstag des Neugeborenen kann sogar eine Begleitperson kostenfrei mitkommen. Und es gibt auf dem Campus einen eigenen Raum für Kleinkinder“, berichtet Paula Koch und ergänzt: „Auch unsere großen Kinder konnten schon von der Kinderbetreuung, die vom Predigerseminar angeboten wird, profitieren. Ich konnte mich so immer voll auf die Ausbildung konzentrieren.“

 

Anfangs – als Magdalena gerade fünf Monate alt war und der Papa die Betreuung übernahm – waren ihre Gedanken aber schon oft bei der Kleinen, verrät die Theologin. „Mittels Handy war ich ja immer schnell im Bilde, dass alles gut läuft oder konnte einen kleinen Tipp geben.“ Scherzhaft verrät Papa Sebastian, dass er sogar mit dem Baby auf dem Arm staubsaugen könne, was der Mama nicht gelinge. Gunkel: „Wenn meine Frau mit der Gemeinde Gottesdienst feiert, nehme ich alle drei Kinder mit. Vorab gehe ich ein wenig spazieren. Unsere Jungs gehen später zum Kindergottesdienst und Magdalena schläft sogar im Kinderwagen, wenn die Orgel spielt.“

 

Gemeinsam hatte das Paar besprochen, dass „Paula möglichst schnell wieder das Vikariat fortsetzt und ich dann dran bin“, so Sebastian Gunkel. Bei Jonathan habe er sich eineinhalb Tage die Woche frei genommen, damit Paula weiter studieren konnte. „Aktuell ist das völlig anders. Ich genieße die Zeit mit den Kindern und freue mich, dass das alles so gut klappt.“ Zugleich spüre er viel Wohlwollen für seine Elternzeit, beispielsweise von Propst Dirk Fey. „Gerade als Kirche sollten wir familienfreundlich und modern sein und zeigen, wie das praktisch gehen kann.“

 

Traupredigt im Talar und mit Töchterchen im Tragetuch

 

Ein ungewöhnliches Beispiel dafür ist eine kirchliche Trauung, die das Theologenpaar unlängst gemeinsam gestaltete. „Die versammelte Hochzeitsgemeinde staunte nicht schlecht, als Pastor Gunkel im Talar und mit Töchterchen im Tragetuch die Predigt hielt, während Vikarin Paula Koch die Trauung im Gottesdienst übernahm“, schildert der Bräutigam Alexander Thomas. Seine Frau Lena Thomas ergänzt: „Aber alle waren sich einig, dass das ein modernes, gleichberechtigtes und frisches Bild von Kirche in unserer heutigen Zeit vermittelt.“

 

Paula Koch und Sebastian Gunkel freuen sich über die Rückmeldungen des Brautpaares. Beiden ist anzumerken, dass dies genau das ist, was sie mit ihrer Familien-Elternzeit auch vermitteln möchten. Und der Familie samt den drei Kindern scheint es dabei gut zu gehen – inklusive, dass stressige Situationen, die es natürlich immer mal gibt, viel entspannter gemeistert werden können.

Quelle: ELKM (cme)