Studie Wohnkosten verschärfen Armut in MV
17.12.2025 · Berlin/Schwerin. Laut einer Untersuchung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands müssten mehr Menschen als arm gelten, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden: Dann wären in MV 66.000 Menschen mehr betroffen.
Armut ist in Deutschland einer Studie zufolge wegen hoher Wohnkosten weiter verbreitet als angenommen. Für fünf Millionen Menschen, die bislang nicht als arm gelten, seien im vergangenen Jahr die Wohnkosten so hoch gewesen, dass ihr verbleibendes Einkommen unter der Armutsgrenze gelegen habe, teilte der Paritätische Wohlfahrtsverband Deutschland am Dienstag in Berlin mit. Demnach müssten 18 Millionen Menschen in Deutschland als arm gelten statt 13 Millionen.
Der Paritätische wertet in seiner Studie Menschen als arm, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügen. Laut EU-Konvention gelten diese Menschen allerdings lediglich als armutsgefährdet. Studienautorin Greta Schabram räumte auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts (epd) ein, dass die Studie diesen Unterschied nicht mache. Deren Grundaussage, dass Armut nicht nur vom Einkommen, sondern auch von Wohnkosten abhänge, sei dadurch aber nicht verändert.
Wohnarmutsquote bundesweit 22,3 Prozent
Am schlechtesten schnitt laut der Studie das Bundesland Bremen ab, wo 33,4 Prozent der Menschen von Armut betroffen sind, wenn die Wohnkosten einbezogen werden. In Bayern war mit einer sogenannten Wohnarmutsquote von 18,1 Prozent die Situation vergleichsweise am entspanntesten. Bundesweit lag die Wohnarmutsquote bei 22,3 Prozent.
342.000 Menschen in MV von Wohnarmut betroffen
„In Mecklenburg-Vorpommern sind 342.000 Menschen von Wohnarmut betroffen“, sagte der Geschäftsführer des Paritätischen MV, Dieter Eichler, laut einer Mitteilung des Paritätischen MV. Das seien 66.000 mehr, als es die herkömmliche Armutsmessung ohne Berücksichtigung der Wohnkosten bislang ausgewiesen habe. Im Bundesländervergleich liege MV mit einer Quote von 21,7 Prozent im Mittelfeld. Eichler: „Mieten fressen Einkommen. In unserem dünn besiedelten Flächenland, in dem der demografische Wandel und Fachkräftemangel spürbar sind, darf bezahlbarer Wohnraum kein Luxus bleiben.“
Verband will stärkere Regulierung des Mietmarktes
Der Paritätische forderte eine stärkere Regulierung des Mietmarkts. Die Mietpreisbremse müsse unbefristet bundesweit gelten, Schlupflöcher müssten geschlossen werden. Auch sollten Mieterhöhungen in angespannten Wohnmärkten stärker begrenzt werden. Außerdem müsse der Bund Wohngemeinnützigkeit mehr fördern, Kommunen müssten Sozialbindungen von Wohnungen entfristen und mehr in sozialen Wohnungsbau investieren.
Quelle: epd