Fachtagung "Orgeln im Dorf lassen - Orgelklang trägt Glaube" Exkursionen zur "Königin der Instrumente"

Fotos: Stefan Zeitz
25.04.2025 · Sassen-Trantow. Unter dem Titel „Orgeln im Dorf lassen - Orgelklang trägt Glaube“ findet vom 7. bis 9. Mai im Schullandheim Sassen eine Fachtagung statt, die den Teilnehmenden neben mehreren Vorträgen und Diskussionen auch Exkursionen zu besonderen Orgeln im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis bietet. Die historischen Orgeln in den Dörfern, ihre Erhaltung, Restaurierung und Bedeutung für Kirche und Region stehen im Zentrum der dreitägigen Fachtagung.
„Wer nach der Königin der Instrumente fragt, wird zur Orgel finden“, sagt Kantor und Orgelsachverständiger Stefan Zeitz, der gemeinsam mit Pastor in Ruhe Bernd-Ulrich Gienke die Fachtagung organisiert und dabei von Kantorin Sophia Blümel, Kantor Kuno Baumann und Pastor in Ruhe Rainer Laudan unterstützt wird. Die zahlreichen wertvollen Orgeln und Kirchen im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns, in den Kirchenkreisen Mecklenburg und Pommern, seien ein einmaliger kultureller Schatz und weisen zugleich auf unseren Glauben hin, so Stefan Zeitz. Die Orgel sei durch ihren Ursprung, ihre Verwendung und Verehrung ein einzigartiges Instrument.
Viele historische Orgeln in Pommern
Aus der Hydraulis, der im dritten vorchristlichen Jahrhundert erfundenen Wasserorgel, entstand die Kaiser-, Kirchen- und Konzertorgel. An ihr komme niemand vorbei, der sich mit Musik beschäftige, ist Stefan Zeitz überzeugt. „Die deutsche Orgellandschaft ist seit 2017 UNESCO-Weltkulturerbe. Hier in Pommern, im Herzen Europas, kommt der Orgel eine ganz besondere Stellung zu, da hier so viele historische Orgeln auf engstem Raum zu finden sind. Orgeln, die Organistinnen und Organisten brauchen. Sie brauchen Menschen, die sie spielen und die auf sie hören und auch mit ihnen musizieren wollen“, so der Kantor.
Fachvorträge mit Austauschrunden
Nach dem Beginn der Tagung mit Liturgischer Musik am Mittwochabend, 7. Mai, um 19 Uhr in St. Johannes Malchin mit Trompete, der Friese-Orgel und Gesängen, stehen am Donnerstag, 8. Mai, zunächst drei Vorträge mit anschließenden Gesprächen auf dem Programm. Das Referat „Die Orgel: Ihr geistlich-kultureller Auftrag in und durch Kirche. Vermehrung des Gotteslobs“ eröffnet die gemeinsame Arbeit. „Wir freuen uns sehr, dass Jiří Kocourek aus Dresden, früher Chefplaner bei der renommierten Orgelfirma Eule aus Bautzen, Gast unserer Tagung ist und im zweiten Referat über ‚Orgeln in Kirchen auf dem Land. Von Bestandserhaltung bis Komplettrestaurierung. Gute Erfahrungen und gute Lösungen‘ sprechen wird“, kündigen Stefan Zeitz und Bernd-Ulrich Gienke an. Im dritten Referat wird den Tagungsteilnehmenden die „OrgelLANDschaft MV“ vorgestellt.
Exkursionen und Podiumsdiskussionen
„Am Donnerstagnachmittag führt unsere erste Orgelexkursion zur Buchholz-Sauer-Grüneberg-Orgel in die Kirche St. Nikolai in Gützkow“, blickt Stefan Zeitz voraus. „Die Orgel wurde 1915 fertiggestellt und Anfang dieses Jahrtausends hervorragend von der Orgelbaufirma Sauer restauriert und rekonstruiert.“ Danach geht es zu der bedeutenden Basilika Behrenhoff, wo eine derzeit unspielbare Orgel – ursprünglich von Fischer (Demmin) aus dem Jahr 1858 – steht. „Vielleicht können wir der Orgel schon wieder einige Töne entlocken“, hofft Stefan Zeitz. Die Fachtagung beschäftigt sich hier vor allem mit den möglichen Optionen, die von Bestandserhaltung bis Komplettrestaurierung reichen. Podiumsgespräche zur visionären Praxis der Orgelpflege sowie zur „Bedeutung der Orgel & Kirche heute“ beschließen den Tag.
Von der Pariser Weltausstellung nach Görmin
Am Freitag, 9. Mai, begeben sich die Teilnehmenden der Fachtagung ganztägig auf Orgelexkursion. Es geht zunächst in die Marienkirche Loitz mit ihrer Orgel von Kemper (1943), anschließend in die Schlosskirche Griebenow, deren Orgelpositiv (Bauzeit Ende 17. Jh.) demnächst restauriert wird. Weitere Stationen sind Groß Bisdorf mit einer Mehmel-Orgel (1889) und St. Marien in Görmin mit einer Grüneberg-Orgel. „Die Orgel wurde 1855 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt, ehe sie nach Görmin kam. Sie ist eine der ältesten erhaltenen Kegelladen-Orgeln in Pommern und wurde von dem Orgelbauer Tobias Schramm wieder in eine einwandfreie Spielbarkeit gebracht“, berichtet Stefan Zeitz. „Mit Besuchen in Groß Kiesow und der Mehmel-Orgel (1863) in der Kirche St. Laurentius – wunderbar von Mecklenburger Orgelbau restauriert und intoniert – sowie in der Wusterhusener Johanneskirche mit der dortigen Buchholz-Orgel (1841) – ebenso wundervoll durch Eberswalder Orgelbau restauriert, rekonstruiert und intoniert – endet die Tagung.“
Orgeln im Kontext von Kanzeln und Altären
„Wir hoffen, dass wir Kirch- und Orgelbau so erleben und erfahren, dass wir die Handschrift des Schöpfers, des Erlösers und Erhalters unseres Lebens entdecken“, so die Einladung des Vorbereitungsteams der Fachtagung: „Der Kunsthistoriker und Denkmalschützer Gottfried Kiesow sagte einmal, dass man Kirche des Abendlandes an drei Präsenzen erkennt, nämlich Altar, Kanzel und Orgel. Wir denken, dass bei unseren Exkursionen die Orgeln auch im Kontext von Kanzeln und Altären mit ihren wunderbaren Bildern und Schnitzereien wahrnehmbar und einprägsam werden.“ Interessierte, die an der Fachtagung teilnehmen möchten, können sich bei Kantor Stefan Zeitz unter der E-Mailadresse: zeitz@pek.de anmelden.
Quelle: PEK (sk)