Bericht von der Fachtagung: Mission in eine Welt im Wandel

Von Prof. Haik Thomas Porada

Die Teilnehmer der Fachtagung "Mission in eine Welt im Wandel" vor dem Denkmal auf dem Schlossberg Usedom.

Fotos: Stefan Zeitz

18.10.2024 · Wolgast. Anlässlich des 900. Jubiläums der ersten Missionsreise des Bischofs Otto von Bamberg zu den Ostseeslawen, fand vom 11. bis 13. Oktober 2024 eine Fachtagung im Kornspeicher Wolgast statt. Professor Haik Thomas Porada (Otto-Friedrich-Universität Bamberg) berichtet:

Die Historische Kommission für Pommern, die Universität Stettin und die Museen der Stadt Wolgast hatten vom 11. bis 13. Oktober 2024 zur Fachtagung „Mission in eine Welt im Wandel“ in den Kornspeicher nach Wolgast eingeladen. Dieser Einladung folgten mehr als 70 Gäste aus ganz Vorpommern und weit darüber hinaus. Durch die Mission des Bamberger Bischofs und Pommernapostels Otto wurden die Menschen im „Land am Meer“ (Pommern) in eine Welt im Wandel geführt, der bis heute andauert und noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Tagungsleitung lag in den erfahrenen Händen von Felix Biermann, Inhaber eines Lehrstuhls für Archäologie an der Universität Stettin, Stefan Rahde, Leiter der Wolgaster Museen, und Jana Olschewski, Vorsitzende der Historischen Kommission.

 

Die beiden Missionsreisen des Bischofs Otto von Bamberg nach Pommern in den Jahren 1124/1125 und 1128 schufen nicht nur die Grundlagen für die Christianisierung, sondern waren auch ein wichtiger Faktor für den Epochenwandel des 12. Jahrhunderts im Land beiderseits der Odermündung. Anlässlich des 900. Jubiläums der ersten Reise beleuchteten archäologische, historische und kunstgeschichtliche Vorträge Ottos Person und sein Wirken in Pommern, die religiösen und sozialen Verhältnisse der spätslawischen Gesellschaft in einer Phase großer Umbrüche sowie die Rezeption des Heiligen und seines Handelns bis in die heutige Zeit.

 

Exkursion auf den Spuren Ottos von Bamberg in Vorpommern

 

Nach zwei Tagen mit anschaulichen Vorträgen reisten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz aus Polen, Österreich und Deutschland zu den authentischen Stätten des 1189 heiliggesprochenen Bamberger Bischofs im unteren Peeneraum – von Wolgast über Usedom und Gützkow bis Demmin, um hier den aktuellen Stand der archäologischen Forschung mit den aus den zeitgenössischen Lebensbeschreibungen überlieferten Schilderungen seines Wirkens vor Augen geführt zu bekommen, immer wieder aber auch die Zeugnisse einer intensiven Rezeptionsgeschichte aus den 900 Jahren seither kennenzulernen.

 

Orgelkonzert im Gedenken an Otto von Bamberg in Sankt Petri Wolgast

 

Zum Abschluss des Vortragsprogramms gab der landeskirchliche Orgelsachverständige Stefan Zeitz das von ihm konzipierte Otto-Orgelkonzert Nr. 1 mit Werken aus verschiedenen Epochen an der Sauer-Orgel (1988) der Kirche St. Petri, die auf eine Gründung Ottos von Bamberg im Rahmen seiner zweiten Missionsreise 1128 zurückgeht. Ganz verschiedene Epochen bis hin zu einer 2024 entstandenen Komposition wurden unter dem Thema „Befreiung“ zusammengefasst. Es begann mit einem Tanz aus Bergamo, ital. „Bergamasca“, mit einem aus dem Verborgenen hervortretenden Thema, das in der Bürgerrechtsbewegung in den USA später als „We shall overcome“ Verwendung gefunden hat. Dieses Lied, vom Organisten in eine Textübertragung „Wir werden uns noch finden“ gebracht, wurde vom Publikum zu einer ansprechenden Orgelbegleitung gesungen. Die Lektorin Tanja Jericho las dazu Texte aus dem Alten und dem Neuen Testament.

 

Präludium und Fuge G-Dur erklangen in strahlend festlicher Weise. Die Fuge mit einem Thema aus dem Eröffnungssatz der Kantate 21 entnommen „Ich hatte viel Bekümmernisse in meinem Herzen, aber Deine Tröstungen erquickten meine Seele“ mit 14 Themeneinsätzen für B (2) A (1) C (3) H (8) ist wahrlich eine BACH-Fuge. Und das biblische Zeugnis ließ die Zuhörerinnen und Zuhörer wieder die Luft der Befreiung atmen. Im Anschluss erklang die Pommersche Orgelfantasie über „Sankt Otto kommt nach Pommern mit dem Evangelium“. Der achtstrophige Text wie auch die Melodie stammen aus der Feder von Stefan Zeitz. Auch dieses Orgelwerk widmete sich dem Thema „Befreiung“, denn die Taufe der Pommern hatte für die Bewohner in den Gebieten links und rechts der Odermündung zu einem grundlegenden gesellschaftlichen Wandel geführt.

 

Danach erklangen drei Klavierstücke aus op. 19 von Arnold Schönberg, der 1874, also vor 150 Jahren geboren wurde. Gemeinsam wurde ein Chorus des Organisten über „Frieden hinterlass ich euch. Meinen Frieden geb‘ Ich euch“ (Joh. 14,27) gesungen, ehe die großangelegte Magnificatfantasie von Dietrich Buxtehude das Otto-Orgelkonzert Nr. 1 beschloss. Das Publikum erlebte Beispiele aus mehreren Epochen der Orgelmusik, die in der hier gewählten Zusammenstellung an das Wirken des Pommernapostels Otto erinnern sollte, dem eine Befreiung im Glauben an Jesus so sehr am Herzen gelegen hat. In den Jubiläumsjahren bis 2028 sollen die im Programmheft schon ausgewiesenen Otto-Orgelkonzerte Nr. 2 bis 5 zu Gehör gebracht werden.

Quelle: kirche-mv.de (htp)


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