Pasewalker Propst Andreas Haerter aus dem Dienst verabschiedet "Theologe mit Humor und großer Liebe zur Kirche"

In seiner Predigt sprach Propst Andreas Haerter unter anderem über das Gleichnis vom verlorenen Sohn.

Fotos: PEK/S. Kühl

29.10.2023 · Pasewalk. Propst Andreas Haerter wurde am heutigen Sonntagnachmittag während eines Gottesdienstes in der Pasewalker Marienkirche von seinem Dienst als Propst im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis durch Bischof Tilman Jeremias entpflichtet.

„Vermutlich bist du einer der dienstältesten kirchlich Leitenden auf der mittleren Ebene deutschlandweit“, sagte der Bischof in seiner Ansprache. „Lieber Andreas, du warst ein Pastor, ein Superintendent und ein Propst, dem neben der Kirche und den Christenmenschen immer auch die Stadt und das Land drum herum am Herzen lagen. Im Namen der Nordkirche danke ich dir von Herzen für deinen großen Einsatz und wünsche dir Gottes reichen Segen für den nun beginnenden neuen Lebensabschnitt.“

 

Das Entscheidende wird uns geschenkt

 

In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Andreas Haerter einen Text aus dem 17. Kapitel des Lukasevangeliums, in dem es unter anderem um die Bedeutung von Arbeit, Pflichterfüllung, um Belohnung und Dank geht. „Heutzutage wird manchmal gesagt: Tue Gutes und rede viel darüber. Tue Gutes und achte darauf, dass viele es sehen. Wer sich nicht in den Vordergrund stellt mit seiner Leistung, wird kaum beachtet, sie oder er kommt nicht vor“, so Andreas Haerter. Jesus jedoch frage: Bist Du bereit, bist du selbstverständlich bereit zum Dienst? Bist du bereit, etwas für andere zu tun, für die Familie, für deine Stadt, dein Dorf, deine Kirche – ohne zu erwarten, dass dir sogleich öffentlich Ehre und Auszeichnung zuteilwerden? „Jesus meint bestimmt nicht, dass es nicht auch einmal schön sei, gewürdigt zu werden. Die Anerkennung einer Leistung ist wichtig. Aber nicht jeder Tag ist Jubiläumstag mit Rückschau und Danksagung. Das meint Jesus: Es ist ein Trugschluss zu glauben, alles hinge vor allem und nur davon ab, dass wir besondere Leistungen vorweisen können“, sagte Andreas Haerter und verwies auf die Geschichte vom verlorenen Sohn: „Da sind ein Vater und ein Sohn. Der Sohn hat überhaupt nichts geleistet. Er hat versagt, hat sogar sein Erbe verspielt. Als er ganz unten ist und sich dem Vater nähert, nimmt der ihn in die Arme: Mein Sohn! Und sie fangen an, fröhlich zu sein. So ist Gott zu uns, sagt Jesus. Das Entscheidende bekommst du geschenkt. Es nimmt dich jemand in die Arme, so wie du bist.“

 

Andreas Haerter: „Wir werden frei und erlöst sein.“

 

Andreas Haerter lenkte den Blick auf das Leben von Jesus, der sich selbst nicht für etwas Großartiges gehalten habe. „Er ging seinen Weg bis zum Kreuz: Nicht um berühmt zu werden oder Dank einzusammeln. Er ging den Weg für uns, die anderen. Er sah es als einen Dienst an für uns. Wie beim Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn sind seine Arme weit ausgebreitet, um uns zu sich zu nehmen und zu trösten.“ Mit seinen liebevoll geöffneten Armen wolle Jesus uns sagen: „Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich befreie euch von der Sorge um euer Leben. Ich befreie euch von dem mühseligen Geschäft, euch über eure Arbeit eine besondere Würde und Anerkennung schaffen zu müssen. Bei mir seid ihr schon gut aufgehoben, so wir ihr seid.“ Wer auf diese offenen Arme zugehe und sich ihnen anvertraue, werde anfangen, fröhlich und befreit zu lächeln. „Wir werden frei und erlöst sein“, sagte der Propst. „Und unsere Tagesarbeit werden wir mit neuen Augen betrachten können: Wir dürfen sie verstehen als einen Dienst an unseren Mitmenschen, einen Dienst an der Welt, einen Liebesdienst. Jesu offene Arme sind unser Zuhause. Von dort beziehen wir unsere Kraft und unser Selbstwertgefühl. Was unsere Aufgaben auf dieser Welt angeht, können wir erleichtert und mit heiterem Sinn bekennen: Wir sind Diener. Weiter nichts. Wir haben nur unsere Pflicht getan.“

 

Tilman Jeremias: „Ich könnte dir stundenlang zuhören.“

 

Bischof Tilman Jeremias sagte in seiner Verabschiedungsansprache, dass in seinen Augen die besondere Gabe des Erzählens in Verbindung mit einem typisch bescheidenen Humor zu den herausragenden Fähigkeiten von Propst Andreas Haerter zählen. „Du kannst die Zeitgeschichte der pommerschen Kirche als Räuberpistole darstellen, mit mafiösen Familienstrukturen, Skandälchen und Skandalen, und doch spürt man bei dir in jedem Satz deine große Liebe zu dieser Kirche. Und vor allem muss man dauernd lachen. Ich könnte dir stundenlang zuhören.“ Ob als Superintendent oder als Propst, als Mitglied der Kirchenleitung oder auch als Mitglied der EKD- Synode habe sich Andreas Haerter nie vor größerer Verantwortung gescheut, hob der Bischof hervor. „Du warst hoch engagiert im Prozess der Fusion zur Nordkirche.“ Im Kirchenkreis sei Propst Andreas Haerter die Konventsstruktur ein besonderes Anliegen gewesen. Zudem sei er durch und durch Theologe und immer an theologischen Fragestellungen interessiert. Als Propst habe sich Andreas Haerter neben den unzähligen Aufgaben im Kirchenkreis und in der Propstei um die Diakonie gekümmert. Dies habe seiner Nähe insbesondere zu den Menschen, die es nicht so leicht haben, entsprochen, beschrieb Tilman Jeremias das Wirken des Propstes. „Große Sorgen hat dir noch bis vor kurzem die Personalsituation in deiner Propstei bereitet. Mit enormer Kreativität und der hohen Einsatzbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen vor Ort musstest du viele Löcher stopfen. Ich weiß, wie erleichternd es für dich ist, dass du mittlerweile die Propstei deutlich besser aufgestellt an deinen Nachfolger übergeben kannst.“

 

Dank für langjähriges Wirken

 

Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Empfang in der Marienkirche statt. Mehr als 120 Vertreterinnen und Vertreter aus den Kirchengemeinden der Propstei Pasewalk, aus dem gesamten Kirchenkreis, aus der pommerschen Kirchenkreissynode und aus dem Kirchenkreisrat, aus dem benachbarten Kirchenkreis Mecklenburg, aus der Nordkirche, aus der Stadt Pasewalk sowie Freundinnen, Freunde und Wegbegleitende waren in die St. Marienkirche Pasewalk zum Verabschiedungsgottesdienst gekommen, um ihrem Dank für das gute Miteinander und für das langjährige engagierte Wirken des Propstes Ausdruck zu verleihen.

 

Zur Person: Andreas Haerter

 

In Arendsee in der Altmark geboren, wuchs Andreas Haerter mit zwei Geschwistern als Sohn einer Organistin und eines Kantors in Demmin auf. Nach dem Abitur am Kirchlichen Proseminar in Naumburg ging er an die Sektion Theologie der Greifswalder Universität. Nach seinem Vikariat trat er im Jahr 1987 den Dienst als Pfarrer in der Kirchengemeinde Rosow-Mescherin an. In der Wendezeit engagierte er sich am Runden Tisch des Kreises Angermünde. Er half mit, die ersten freien Wahlen vorzubereiten und saß für eine Legislaturperiode im Kreistag. Im Jahr 1994 wurde Andreas Haerter amtierender Superintendent im damaligen Kirchenkreis Gartz-Penkun und nach der Strukturreform in der pommerschen Kirche im Jahr 1997 Superintendent des Kirchenkreises Pasewalk mit Dienstsitz in Pasewalk. Er war EKD-Synodaler, Mitglied des Europaausschusses der EKD-Synode und maßgeblich an der Verwaltungskonzentration in Pommern und an der Vorbereitung der Bildung der Nordkirche beteiligt. Dabei wirkte er als Mitglied der AG Recht an der Erarbeitung der Verfassungsvorlage mit. Mit der Gründung der Nordkirche 2012 wurden aus den vier Kirchenkreisen der pommerschen Landeskirche drei Propsteien im neuen Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis in der Nordkirche und Andreas Haerter in das neu geschaffene Propst-Amt im Kirchenkreis Pasewalk gewählt. In jüngerer Zeit zählten unter anderem eine gut funktionierende Pfarrstellenstruktur angesichts der sinkenden Zahl an Pastorinnen und Pastoren zu den großen Herausforderungen seiner pröpstlichen Tätigkeit.

Quelle: PEK (sk)