Berggottesdienst zu Christi Himmelfahrt Bischof Jeremias predigt auf 18 Metern Höhe

Der Jungfernberg ist die höchste Erhebung im Lieper Winkel.

Foto: Doreen Borchardt

16.05.2023 · Rankwitz/Usedom. In schwindelerregender Höhe von 18,40 Metern wird Bischof Tilman Jeremias zu Christi Himmelfahrt predigen: Am Donnerstag (18. Mai) feiern die Rankwitzer (Kirchengemeinde Morgenitz) zehn Jahre Jungfernbergfest. Der Jungfernberg ist die höchste Erhebung im Lieper Winkel.

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche sagt: „Ich kenne Berggottesdienste aus Bayern und ich kenne Gottesdienste mit den weiten Horizonten des Nordens. Der Gottesdienst auf dem Jungfernberg vereint beides.“ Er erläutert: „Wir feiern an Christi Himmelfahrt, dass nach biblischem Verständnis der Himmel und die Erde zusammengehören, auch wenn es zwei unterschiedliche Sphären sind. Auf dem Berg, dem Himmel nahe, spürt man mit allen Sinnen: Der Himmel ist nicht etwas ganz anderes, sondern der Schöpfer und seine Geschöpfe gehören eng zusammen.“

 

Der Peenestrom auf der einen Seite, das Achternwasser auf der anderen

 

Die Morgenitzer Pastorin Annegret Möller-Titel schwärmt von den Gottesdiensten auf dem Jungfernberg: „Die Aussicht ist so schön, weil man immer wieder das Wasser sieht, in der einen Richtung den Peenestrom, in der anderen das Achterwasser. Dadurch hat man ein unglaubliches Gefühl von Weite. Das macht den Kopf frei und man hat den Eindruck, man spüre wie ein Vogel die Weite des Himmels. Als ob man wie in einer gotischen Kathedrale mit den aufstrebenden Pfeilern mit in den Himmel wächst.“

 

Deshalb brauche es bei diesem Open-Air-Gottesdienst nicht viel: „Ein Psalm, eine Lesung, unser Benzer Posaunenchor, und den Rest erledigt die Natur“, so die Pastorin.

 

Winfried Lindner ist Bergführer und Gipfelpfleger

 

Dass es seit zehn Jahren Berggottesdienste im Lieper Winkel gibt, liegt vor allem an Winfried Lindner, seit 12 Jahren im Kirchengemeinderat engagiert. Der 73-Jährige ist Bergführer, Bergwacht und Gipfelpfleger in einer Person: 2012 baute er eine große, wetterfeste Bank aus Eichenbohlen und brachte sie mit Unterstützung der Rankwitzer auf den Gipfel. Wo eine Bank ist, muss auch ein Gipfelkreuz hin, habe er sich dann gedacht: „Aus Jux und Dollerei habe ich dann beschlossen, ein Gipfelkreuz zu bauen. Viele haben mich erst einmal für verrückt erklärt. Über den Winter habe ich dann eines mit alten Gitterelementen gebaut. 50 Leute haben geholfen, es auf dem Gipfel aufzustellen. Das haben wir 2013 mit einem Berggottesdienst mit 200 Leuten gefeiert.“ Auf welcher Höhe das Gipfelkreuz steht, weiß er genau: "Vor zwei Jahren ist er noch mal gemessen worden. Er ist genau 18 Meter und 40 Zentimeter hoch", sagt er stolz.

 

Gipfelkreuz und Gipfelbuch

 

Zum Gipfelkreuz hat er noch einen schmiedeeisernen Briefkasten gebastelt, der ein Gipfelbuch beherbergt, in das man sich nach erfolgreicher Bergbesteigung eintragen kann. Inzwischen ist das 30. Gipfelbuch voll mit Einträgen wie „Wir suchten einen Berg und fanden einen Zwerg“. Der Berg mit seiner Bilderbuchaussicht zieht Jahr für Jahr unzählige Touristen an. „Einmal stand unten ein Auto mit Schweizer Kennzeichen“, erzählt Lindner, „da kam ich zufällig gerade mit meinem Hund vorbei und begrüßte sie: Ich komme von der Bergwacht und habe meinen Rettungshund mitgebracht. Auf Schweizerdeutsch meinten sie dann lachend, sie würden sich unter Berg etwas anderes vorstellen.“

 

"Wir suchten einen Berg und fanden einen Zwerg"

 

Aber auch für Einheimische ist der Jungfernberg ein beliebter Ort: „Bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang sind immer Leute oben. Da ist eine Stille, da hören sie die Mäuse laufen“, schwärmt Lindner, der die Wanderer schon mal fragt, ob sie den Aufstieg ohne Sauerstoffgerät bewältigt hätten. Beliebt ist die Kulisse auch bei Hochzeitsgesellschaften. „Für die lasse ich dann meine Tauben fliegen“, erzählt Lindner.

 

Auch beim Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt sollen seine Tauben als Zeichen des Friedens und der Versöhnung gen Himmel fliegen. „Dann sind mehr Leute da oben als im ganzen Jahr zusammengezählt in der Kirche, und ich freue mich, dass die jungen Leute das unterstützen.“ Die, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, können den Berglift benutzen, Lindners Transport in seinem Auto.

 

Beim Jungfernbergfest packt der ganze Ort mit an

 

Doch davor heißt es Bänke und Tische schleppen, für Strom sorgen, Buden aufbauen. Gehört zum Himmelfahrtsgottesdienst doch traditionell das Bergfest mit Livemusik, Ponyreiten, plattdeutschen Heimatgeschichten und einem Auftritt von zwei Linedancegruppen. 30 Frauen backen Kuchen für die Kaffeetafel, der Erlös kommt dem Förderverein Dorfkirchen am Lieper Winkel zugute. Der ganze Ort packt mit an, auch die Feuerwehr und die Jagdgenossenschaft unterstützen.

 

Wie gut, dass der Berg dieses fröhliche Treiben inzwischen duldet. Geht die Sage um die Herkunft des Namens doch so, wie Winfried Lindner erzählt: „Der Kirchsteg von Rankwitz nach Liepe zur Kirche ging über den Berg. Da waren dann vier junge Mädchen, die wollten morgens zur Kirche gehen. Wie sie auf dem Berg waren, läuteten die Glocken. Da haben sie gedacht, das schaffen wir nicht mehr und haben angefangen zu tanzen, und da hat der Berg sie verschlungen.“

 

Das Programm zu 10 Jahren Jungfernbergfest:

11 Uhr Eröffnung

11:30 bis 12.30 Plattdeutsche Geschichten

14 Uhr Gottesdienst mit Bischof Tilman Jeremias

15 Uhr Volksliedersingen auf dem Gipfel

16 Uhr Auftritt der Gruppe Hagstones (Countrymusik)

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)