Umfrage Zufriedenheit mit Funktionieren der Demokratie nimmt ab

31.05.2023 · Neustrelitz. Die Zufriedenheit der Menschen mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland ist rückläufig. Nur noch 62 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind „sehr“ bzw. „eher zufrieden“ (2019: 68 Prozent), wie eine aktuelle Bevölkerungsumfrage im Rahmen der Studie „Demokratische Integration 2.0“ des Zentrums für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) und des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt, die die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) am Mittwoch in Neustrelitz präsentierte.

Die Umfrage zeigt weiter, dass Ehrenamtliche, die sich dauerhaft für das Gemeinwohl engagieren, zufriedener mit der Demokratie in Deutschland sind.

 

Der Bundesregierung vertrauen der Umfrage zufolge nur noch 53 Prozent der Bevölkerung „voll und ganz“ oder „eher“. Drei Jahre zuvor waren es noch 59 Prozent. Das Vertrauen in die Demokratie als Regierungsform ist insgesamt stabil geblieben: 93 Prozent halten sie für eine gute Regierungsform (2019: 91 Prozent).

 

Groß sind die Sorgen der Bevölkerung. So bereitet die Inflation 86 Prozent und der russische Angriffskrieg 85 Prozent der Befragten große Sorgen. Größere Probleme in Deutschland sehen 94 Prozent im Bereich Pflegepersonal.

 

Problemwahrnehmungen und kritische Haltungen sind besonders im Osten Deutschlands ausgeprägt. 67 Prozent der West-, aber nur 37 Prozent der Ostdeutschen bewerten die Demokratie, wie sie in Deutschland gelebt wird, als beste Staatsform. 50 Prozent der Ost- und 79 Prozent der Westdeutschen meinen, die Demokratie habe sich bewährt.

 

Die Umfrage zeigt auf, dass es insbesondere Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status sowie Anhängerinnen und Anhängern der AfD schwerer fällt, sich zur Demokratie in Deutschland zu bekennen und Vertrauen in Institutionen zu entwickeln. Dahinter stünden oft Gefühle politischer Ohnmacht, hieß es.

 

33 Prozent der West- und 45 Prozent der Ostdeutschen fühlen sich als einfache Bürger machtlos und glauben auch nicht, durch politisches Engagement am Ort persönlich etwas erreichen zu können. Von den nicht Engagierten empfinden das bundesweit 39 Prozent, von den Engagierten ohne Amt oder feste Aufgabe 36 Prozent, von den Engagierten mit Amt bzw. fester Aufgabe dagegen nur 23 Prozent.

 

„Die Übernahme von Verantwortungsrollen im Engagement erscheint gerade in Krisenzeiten wie den heutigen besonders wichtig“, sagte Professor Thomas Klie vom zze. Gleichzeitig sei Engagement besonders geeignet, die für das Systemvertrauen so essenzielle Erfahrung zu machen, das Gemeinwesen mitgestalten zu können. „Politik auf allen Ebenen ist gefragt, strukturelle Voraussetzungen zu pflegen und zu fördern, so dass Menschen sich engagieren können“, sagte Klie.

 

Die DSEE fördert Engagement und Ehrenamt vor allem in strukturschwachen und ländlichen Räumen. DSEE-Vorständin Katarina Peranić sagte: „Wir müssen Engagement und Ehrenamt vor allem dort stärken, wo das Vertrauen in unsere Demokratie und in die eigene Selbstwirksamkeit schwinden.“

 

Mit dem „Monitoring Demokratische Integration“ werden laut DSEE die Einstellungen zur Demokratie und Verhaltensweisen der Bevölkerung längerfristig beobachtet. Als Teil der Gesamtstudie „Monitoring Demokratische Integration“ wurde im Dezember 2022 eine repräsentative Bevölkerungsbefragung durchgeführt. Hierbei wurden 1.023 Personen mündlich-persönlich von 319 Interviewenden zu ihren Einstellungen zur Demokratie und zu entsprechenden Verhaltensweisen befragt. Die Befragung im Rahmen der Studie „Demokratische Integration 2.0“ wird von der DSEE gefördert.

Quelle: epd