Mitgliederverlust in der Nordkirche Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt will persönliche Seelsorge stärken

08.03.2023 · Schwerin/Hannover. Die evangelische Kirche hat 2022 bundesweit wieder einen deutlichen Mitgliederverlust hinnehmen müssen. Im Norden rutschte sie unter die 1,8-Millionen-Marke. Die Landesbischöfin der Nordkirche sucht nun nach neuen Wegen, um Mitglieder zu gewinnen.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt will angesichts des Mitgliederverlusts in der evangelischen Kirche die Seelsorge noch individueller auf die Bedürfnisse der Menschen ausrichten. „Wir müssen die weiterhin sehr gefragten Formen persönlicher Begleitung stärken - in der Seelsorge ebenso wie durch individuell und zugewandt gestaltete Taufen, Hochzeiten und Bestattungen“, sagt Kühnbaum-Schmidt.

 

Menschen würden kirchliche Angebote zunehmend ereignisbezogen wahrnehmen. Zugleich sinke die Bereitschaft für eine mit der verbindlichen Zahlung von Kirchensteuer verbundene lebenslange Mitgliedschaft. Kirche müsse die Kooperation mit der Diakonie intensivieren und sich an den Bedürfnissen und Themen der Menschen im Sozialraum orientieren, erklärte die Landesbischöfin.

 

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte am Dienstag ihre Mitgliederstatistik veröffentlicht. Demnach waren 2022 rund 19,1 Millionen Deutsche evangelisch und damit rund 575.000 weniger Menschen als noch 2021. Mit einem Rückgang von 2,9 Prozent erreichte der Mitgliederverlust einen neuen Rekordwert.

 

"Kirchen könnten wenig tun"

 

Laut dem Münsteraner Religionssoziologen Detlef Pollack ist die 50-Prozent-Schwelle eine wichtige Marke. Der Trend zum Kirchenaustritt werde sich weiter beschleunigen. Die Kirchen könnten wenig tun, um den Trend aufzuhalten, sagte Pollack. Jedoch sei es wichtig, auch regionale Unterschiede im Blick zu behalten: Während in Ostdeutschland kaum noch 20 Prozent einer der beiden Kirchen angehörten, beläuft sich der Mitgliederanteil in Westdeutschland auf fast 60 Prozent.

 

Der Mitgliederschwund ist schon seit Jahren Realität. Vor 15 Jahren waren noch 61,2 Prozent der Deutschen katholisch oder evangelisch. Doch hat sich der Mitgliederverlust in den vergangenen Jahren beschleunigt. Ein Grund dafür ist neben dem demografischen Wandel die gestiegene Austrittsrate. Aus beiden Kirchen traten im Jahr 2021 so viele Menschen aus wie noch nie zuvor. In der evangelischen Kirche setzte sich der Trend auch 2022 fort.

Quelle: epd