Bischof Jeremias predigt bei der Allianzgebetswoche 2023 "Vaterunser ist Grundnahrungsmittel"

Eröffnung der Gebetswoche im Greifswalder Dom. Pastor Torsten Kiefer im Gebet

Foto: A. Klinkhardt

10.01.2023 · Greifswald/Schwerin. „Freude“ ist das Thema der diesjährigen Allianzgebetswoche: Unter dem Motto „Joy – damit meine Freude sie ganz erfüllt“ laden vom 8. bis zum 15. Januar in ganz Deutschland an 900 Orten Kirchengemeinden verschiedener Konfessionen und Ausrichtungen zum gemeinsamen Gebet. Gleich zweimal predigt Bischof Tilman Jeremias:

Am Samstag, dem 14. Januar, um 18.00 Uhr in der Greifswalder St. Marienkirche zum Thema „Freude im Leid“ und am Sonntag, dem 15. Januar, um 10.00 Uhr in der Schweriner Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Baptisten (Mühlenscharrn 1) über das Tagesthema „Ewige Freude“. „Es ist schön, eine Woche lang gemeinsam über Konfessionsgrenzen hinweg zu beten, und ganz bewusst nicht nur für sich, sondern für die Region und die Menschen um uns herum“, so der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche. In einer von der Ökonomie des Geldes und der medialen Aufmerksamkeit geprägten Gegenwart hält er das Gebet für essenziell notwendig: “Das Gebet ist eine mächtige Kraft. Beten bedeutet, sich zu öffnen für die Gegenwart Gottes, zu schweigen und zu hören. Damit unterbrechen wir den alltäglichen Wettlauf und kommen in eine bewusste und aufgerichtete Haltung.“

 

Beten heißt, aus dem alltäglichen Wettlauf auszusteigen

 

In vielen Debatten der letzten Monate zeige sich, dass die Fähigkeit, aufeinander zu hören, zunehmend verloren gehe. Jeremias: „Damit wir wieder in Resonanz kommen, ist das aufeinander Hören Voraussetzung. Diese hörende Haltung, zu akzeptieren, dass es noch anderes gibt als mich, ist für mich die Gebetshaltung.“ Unterstützen, in diese Haltung zu kommen, könnten dabei der Kirchenraum, Kerzen und Mitbetende: „Beim Rostocker Taizétreffen haben wir eindrücklich erlebt, wie das gemeinsame Beten und Singen tragen, wie wir in vielen Sprachen durch unsere Gebete über Konfessionen und Nationen hinweg verbunden sind. Auch bei der Allianzgebetswoche stellen wir uns in eine weltweite Gemeinschaft.“  Und in eine lange Tradition: 1861 wurde die erste gemeinsame Gebetswoche der Kirchen auf Initiative der 15 Jahre zuvor gegründeten Weltweiten Evangelischen Allianz durchgeführt.

 

Das Vaterunser – ein Grundnahrungsmittel

 

Gebete der Christenheit und des Judentums wie die Psalmen könnten Menschen ein Leben lang tragen, ist Bischof Jeremias überzeugt. Eine besondere Rolle spiele hier das Vaterunser: „Ich habe an manchem Sterbebett gesessen und erlebt, dass die Sterbenden eigentlich nicht mehr reagiert haben. Wenn ich dann aber das Vaterunser betete, haben sie den Mund noch mitbewegt. Das sind Worte, die bleiben, weil sie kirchlich gebundene Menschen ein Leben lang begleitet haben. Ein Grundnahrungsmittel - bis zum letzten Atemzug.“ Allerdings: „Das gemeinsame Gebet muss immer einladend und freiwillig sein und darf nicht überwältigen oder vereinnahmen.“

 

Evangelische Allianz: Verbundenheit in Vielfalt

 

Daniel Schneider von der Greifswalder OJC (Offensive Junger Christen) hat zum dritten Mal die Allianzgebetswoche organisiert. Mit dabei sind in Greifswald Kirchengemeinde der Nordkirche, die landeskirchliche Gemeinschaft, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (ein Zusammenschluss aus Baptisten und Brüdergemeinde) und die Adventgemeinde. An jedem Tag der Gebetswoche lädt eine andere Gemeinde ein. Daniel Schneider sagt: "Das Besondere an der Allianz ist die Verbundenheit in der Vielfalt. Diese Vielfalt ist erst einmal positiv, weil ich mir eine Gemeinde suchen kann, die zu meinen Bedürfnissen und meinen Glaubenserfahrungen passt. Aber wir brauchen immer wieder Punkte, an denen man sich erinnert, dass man zusammengehört.“

 

Zumal für Außenstehende die Vielzahl an unterschiedlichen christlichen Kirchen eher „verwirrend“ sei. In Greifswald gibt es ein nach dem Abschlussgottesdienst ein besonderes Angebot: Verschiedene Geistliche und Ehrenamtliche stehen dann bereit für einen Segen oder ein gemeinsames Gebet.

 

Hintergrund

 

Der weltweiten Evangelischen Allianz gehören heute 143 nationale Allianzen an, davon 35 in Europa. Bei der Gründungskonferenz 1846 in London wurde als Zeichen der Gemeinsamkeit beschlossen, sich einmal jährlich in der ersten Woche über die Konfessions- und Denominationsgrenzen hinweg zum gemeinsamen Gebet zu treffen. Hieraus ist die Allianzgebetswoche entstanden, die auch in Deutschland jedes Jahr Anfang Januar stattfindet und an der sich an über 900 Orten rund 300 000 Menschen beteiligen.

 

Mehr: https://www.allianzgebetswoche.de/aktuell/

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)