Auswirkungen der Corona-Pandemie Telefonseelsorge in MV braucht weitere Mitarbeitende und Geld

22.02.2023 · Schwerin/Greifswald. Auch die ökumenische Telefonseelsorge (TS) in Mecklenburg-Vorpommern hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Zwischen 2020 und 2022 seien die Zahl der Kontakte sowie die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeitenden gesunken, teilte die Mecklenburger Telefonseelsorge auf Anfrage mit.

Grund dafür sei vermutlich, dass auch die ehrenamtlichen Telefonseelsorgerinnen nach drei Jahren Krise selbst an gesundheitliche Belastungsgrenzen gelangt sind und die Arbeit am Telefon in den vergangenen Jahren besonders herausfordernd war, hieß es.

 

Den Angaben zufolge ging die Zahl der Kontakte der drei Mecklenburger TS-Stellen in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg von insgesamt rund 35.900 im Jahr 2020 auf rund 32.700 in 2021 und 31.660 in 2022 zurück. Im selben Zeitraum verringerte sich die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeitenden von 250 auf 235. Auch die vorpommersche TS-Stelle in Greifswald mit ihren 46 ehrenamtlichen Mitarbeitenden verzeichnete einen Rückgang der Telefon- und Chatkontakte von 5.062 im Jahr 2021 auf 4.386 im Jahr 2022.

 

In den Gesprächen sei es hauptsächlich um die Themen „Einsamkeit/Isolation“ sowie um „körperliches Befinden/Beschwerden“ und Depressionen gegangen, so die TS Vorpommern. Zudem gebe es laufend ein zeitlich begrenztes „aktuelles Thema“ wie etwa Corona, Ukraine-Krieg oder Existenznöte.

 

Eine Herausforderung sei, in höherer Zahl neue geeignete und motivierte ehrenamtliche Mitarbeitende für den TS-Dienst zu finden und zu qualifizieren, hieß es von der TS Mecklenburg. Aus den Verbindungsstatistiken der Deutschen Telekom gehe hervor, dass seit der Pandemie jedem geführten Telefongespräch in der Spitze bis zu zwölf erfolglos gebliebene Anrufversuche gegenüberstehen.

 

Die Dienststelle Rostock suche weiterhin barriereärmere Diensträume, um insbesondere Ehrenamtlichen mit körperlichen Einschränkungen den Seelsorgedienst weiter zu ermöglichen, hieß es.

 

Der Haushaltsplan 2023 für die Mecklenburger Telefonseelsorge konnte den Angaben zufolge nur mit einer Finanzierungslücke von 102.000 Euro (Stand: Anfang Februar) geplant werden. Die bisher zugesagten Förderungen durch das Land und die Trägeranteile reichten angesichts stark steigender Personal- und Sachkosten nicht für die Deckung der Ausgaben aus, hieß es. Spenden seien herzlich willkommen. Auch die TS-Stelle in Greifswald steht nach eigenen Angaben insbesondere vor finanziellen Herausforderungen sowie vor der Aufgabe, den Dienst aufrecht zu erhalten.

 

Gerade in der Zeit einer andauernden Krisenkette und den damit verbundenen gesellschaftlichen Auswirkungen habe sich die Telefonseelsorge als zeitgemäßes und geeignetes Hilfe- und Seelsorgeangebot erwiesen, hieß es von der TS Mecklenburg. „Aus allen Bereichen der Gesellschaft wenden sich Menschen in persönlichen Notsituationen an die Telefonseelsorge, unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialer Stellung/Status“, hieß es.

 

Die ökumenische Telefonseelsorge in MV ist ein gemeinsames Kriseninterventionsangebot der katholischen Kirche, der evangelischen Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern, der Caritas sowie des Diakonischen Werks MV. Das niedrigschwellige psychosoziale Angebot ist für jeden und jede unter den Telefonnummern 0800/1110111 und 0800/1110222 kostenfrei, anonym und vertraulich erreichbar. Etwa 280 Ehrenamtliche sorgen an den vier Standorten in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Greifswald dafür, dass die Telefonleitungen rund um die Uhr besetzt sind.

Quelle: epd