Aus dem Gemeindeleben Eigentlich ein Skandal – 25 Jahre Tafel in Waren/Müritz

Drei aus dem Tafelteam: Karola, Leiter Andre Rath, Ronny und Henry (v.l.)

Foto: Hans-Joachim Kohl

01.02.2023 · Waren/Müritz. Im Dezember vor 25 Jahren begann die Tafel in Waren an der Müritz an bedürftige Menschen Lebensmittel zu verteilen. Der Warener Andre Rath leitet das Angebot der Diakonie Mecklenburgische Seenplatte (MSE) gGmbH seit vier Jahren. Die Tafel hat acht weitere Ausgabestellen in der Region und versorgt wöchentlich bis zu 650 Personen.

Andre Rath ist 51 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Einige Zeit hat er im Büro der Tafel geholfen. Die Erfahrungen nützen ihm bei der Leitung der Tafel. Denn er muss organisieren, Menschen führen, motivieren sowie Kontakte pflegen. Eigentlich ist er Leiter der sozialen Dienste der Diakonie in Waren, wozu auch der Sozialladen für Möbel und Kleidung und die Tafel gehören. „Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt Andre Rath und fügt hinzu: „Sie passt zu mir“.

 

Fünf Kleintransporter stehen jeden Morgen um 7 Uhr abfahrbereit im Wiesengrund 2 der Müritzstadt. Mit ihnen fahren die MitarbeiterInnen zu Spendern und anderen Tafeln um Lebensmittel zu holen oder auszutauschen. Auch Kühlfahrzeuge gibt es. Denn bei Tiefkühlware darf die Kühlkette nicht abreißen.

 

Ehrenamtliche halten das Angebot am Laufen

 

Etwa 25 Personen engagieren sich bei der Tafel. „Das sind zumeist Ehrenamtliche“, verdeutlicht Andre Rath. „Wir haben auch vier Mitarbeitende, die ihren Bundesfreiwilligendienst bei uns leisten“. Andre Rath lobt den hohen Einsatz, den sie erbringen. 

 

„Als Leiter muss ich das Team zusammenhalten“, sagt er, „Dazu kommt die ganze Verwaltung und ebenso um Fördermittel und Spenden muss ich mich kümmern“. Wenn die Angebote für Lebensmittel nicht ausreichen, greift er zum Telefonhörer, um mehr zu besorgen. „Immer so zwei bis drei Wochen planen wir im Voraus“, erklärt er. „Im Moment haben wir genug, aber das kann sich schnell ändern“.

 

Hygieneaufwand war riesig

 

Zu den Corona-Hochzeiten sind zwar nicht mehr Menschen gekommen, aber der Hygieneaufwand war riesig. Peinlich genaues Desinfizieren und Abstandhalten, sowie Maskentragen, bedeuteten einen immensen Mehraufwand. Die Mitarbeitenden wurden kaum krank, so dass sie nie schließen mussten. „Als vor einem Jahr der Ukrainekrieg losging“, erzählt Andre Rath, „kamen in der Woche mal 50-70 Flüchtlinge, mal 20-30. Das schwankt auch jetzt noch sehr“.

 

Mit den fünf Kleintransportern fahren die Mitarbeiter oft weite Wege. „Meist sind wir in der Region unterwegs“, erzählt Mitarbeiter Henry, „aber auch bis Berlin und weiter fahren wir“. Die Diakonie MSE leistet mit der Tafel einen Dienst am Menschen. Jeder, der die Kriterien dafür erfüllt (Nachweis der Bedürftigkeit, z.B. Bewilligungsbescheid vom Jobcenter) kann zur Tafel gehen. Die Tafel in Warener Wiesengrund ist dreimal in der Woche geöffnet.                

 

Kirchengemeinden helfen

 

Kontakte zu den Kirchengemeinden bestehen. Bei der Organisation der langen Tafel im Sommer auf dem Markt in Waren helfen das Blaue Kreuz und Mitglieder aus den Kirchengemeinden. „Sie unterstützen uns mit Lebensmittelspenden vom Erntedankfest“, so Andre Rath. „Auch Geld aus den Kollekten bekommen wir. Beim Stadtgottesdienst auf der Freilichtbühne konnten wir uns vorstellen und es wird für uns gesammelt. Dafür sind wir sehr dankbar“.

 

Bundesweit gäbe es fast 1000 Tafeln, sagt Andre Rath. Deren Anzahl ist immer weiter gestiegen, aber ein Rezept, was sich politisch ändern müsste, hat er nicht. „Ich bin kein Politiker“, sagt er, „ich will helfen. Den Menschen fehlt es schlicht am Geld“. Unter den fünf Tafel-Transportern ist ein ganz neuer. Bezahlt aus Mitteln der NDR-Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ und der Diakonie. Spendengelder dagegen werden vor allem für Reparaturen und Treibstoff ausgegeben. 

Quelle: kirche-mv.de (hjk)