Kleinste evangelische Landeskirche Landeskirche Anhalts beschließt Verbundsystem für Gemeinden

17.04.2023 · Dessau-Roßlau. Immer kleinere Gemeinden und weniger Personal: Die Evangelische Landeskirche Anhalts steht vor einschneidenden Veränderungen. Mitarbeitende sollen künftig für mehrere Gemeinden zuständig sein. Und auch an der Spitze steht ein Wechsel an.

Die Evangelische Landeskirche Anhalts will ihre Gemeinden bis zum Jahr 2030 in größeren Verbünden zusammenführen. Dafür beschloss die Synode der kleinsten der 20 evangelischen Landeskirchen zum Abschluss ihrer Frühjahrstagung am 15. April in Dessau-Roßlau einstimmig ein neues Kirchengesetz. Damit wird eine engere Zusammenarbeit der Gemeinden geregelt. Auch die Zahl der Pfarrämter werde dem neuen Zuschnitt im anhaltischen Verbundsystem angepasst, hieß es.

 

Mit dem seit 2015 auf freiwilliger Basis eingeführten Verbundsystem reagiert die Landeskirche auf weiterhin sinkende Mitgliederzahlen sowie den Wegfall finanzieller und personeller Ressourcen. Jeder Verbund werde mit einer Pfarrperson, einem Kirchenmusiker oder einer Kirchenmusikerin, einem Gemeindepädagogen oder einer Gemeindepädagogin sowie einem Mitarbeitenden für die Verwaltung ausgestattet, hieß es. Die Gemeindekirchenräte entsenden Vertreterinnen oder Vertreter in einen neuen Verbundskirchenrat.

 

In seinem Schlusswort ging der Vorsitzende der Landessynode, Präses Christian Preissner, auf die intensiven Diskussionen über das Verbundsystem ein. „Mir ist persönlich ein Felsbrocken vom Herzen gefallen“, sagte Preissner zum Abschluss der Tagung. Besonders bei den zurückliegenden Synodentagungen sei zu merken gewesen, dass immer wieder neue Fragen aufgetaucht seien. Er sei stolz auf die Synode, weil sie viel „Inbrunst und Kraft“ in die Diskussion gelegt habe, betonte er. Dabei seien Streitigkeiten stets in geschwisterlicher Form und nie persönlich ausgetragen worden.

 

Am 22. und 23. September steht in der Landeskirche die Weichenstellung für einen personellen Wechsel an der Spitze bevor. Dann soll die Synode in Dessau-Roßlau den Nachfolger oder die Nachfolgerin des scheidenden Kirchenpräsidenten Joachim Liebig wählen, hieß es am 15. April. Der Theologe ist seit 2009 im Amt, vollendet am 1. März 2024 das 66. Lebensjahr und will dann in den Ruhestand gehen.

 

Laut Synodenpräses Preissner hat der Wahlausschuss bereits mehrere Kandidierende für die Nachfolge Liebigs angehört. Ihre Namen wurden noch nicht bekanntgegeben. Das Amt des Kirchenpräsidenten ist das geistliche Leitungsamt der anhaltischen Kirche und entspricht dem Bischofsamt in anderen Landeskirchen. Liebig betonte in seinem Bericht für die Synode, es werde weiterhin auf die Eigenständigkeit der Landeskirche gesetzt. Sollten sich die Rahmenbedingungen in Zukunft grundlegend ändern, müsse jedoch darüber neu nachgedacht werden. Derzeit bestehe dazu noch kein Anlass.

 

Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat nach eigenen Angaben derzeit gut 26.000 Mitglieder in fünf Kirchenkreisen mit insgesamt 133 Gemeinden. Ende 2011 gehörten ihr noch über 42.000 Protestantinnen und Protestanten an. Damit sind die Mitgliederzahlen seitdem um rund 38 Prozent gesunken. In der Landeskirche sind den Angaben zufolge derzeit rund 45 Pfarrerinnen und Pfarrern tätig. Die Landessynode hat 41 Mitglieder und ist mit dem Landeskirchenrat und der Kirchenleitung eines der drei Entscheidungsorgane der anhaltischen Landeskirche. Die letzte Tagung der aktuellen Synode findet am 17. und 18. November statt.

Quelle: epd