Soziales Lohndifferenz zwischen Ost und West wächst

09.09.2022 · Wiesbaden/Berlin. Annähernd 32 Jahre sind seit der Wiedervereinigung vergangen. Die Lohnlücke zwischen Ost und West wächst inzwischen sogar wieder. Die Linke im Bundestag findet das beschämend.

Die Lohnunterschiede zwischen Ost und West wachsen wieder. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes für den Ostbeauftragten der Linksfraktion im Bundestag, Sören Pellmann, hervor. Nach diesen auch dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegenden Zahlen lag der Durchschnittsverdienst Vollzeitbeschäftigter im produzierenden Gewerbe und bei Dienstleistungen 2021 bei 55.797 Euro in Westdeutschland. In Ostdeutschland waren es lediglich bei 43.624 Euro.

 

Das entspricht einem Gehaltsunterschied von 12.173 Euro im Jahr, wie zuerst die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag) unter Berufung auf Pellmann berichtet hatten. Nach den Zahlen lag die Lohnlücke im Jahre 2020 bei 11.967 Euro. Demnach stieg sie von 2020 auf 2021 um 206 Euro, die Lohnlücke vergrößerte sich also.

 

Im Jahre 2020 hatte der durchschnittliche Verdienst eines vollzeitbeschäftigten Arbeiternehmers im produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich in Westdeutschland noch bei 54.071 Euro gelegen, in Ostdeutschland bei 42.104 Euro. Beide Werte stiegen demnach 2021, in Westdeutschland allerdings stärker als in Ostdeutschland.

 

Pellmann sagte den Funke-Zeitungen: „Wenn die ostdeutsche Mittelschicht 12.000 Euro im Jahr weniger zur Verfügung hat, dann zeigt das, dass sich die Preissteigerungen im Osten noch deutlich dramatischer auswirken werden.“ Pellmann war Initiator einer umstrittenen „Montagsdemonstration“ zu Wochenbeginn in Leipzig. Die Linke wollte die Veranstaltung als Auftakt für einen „heißen Herbst“ gegen die Sozial- und Energiepolitik der Bundesregierung verstanden wissen.

 

Der Linken-Bundestagsabgeordnete sagte weiter, es brauche höhere Entlastungen und satte Lohnerhöhungen. Dabei dürften ostdeutsche Arbeitnehmer nicht weiter den Anschluss verlieren. „Die Lohnlücke muss sich endlich schließen“, mahnte Pellmann den Funke-Zeitungen. Er nannte es beschämend, dass die Durchschnittslöhne 32 Jahre nach der Wiedervereinigung in allen ostdeutschen Bundesländern mit deutlichem Abstand geringer sind als in allen westdeutschen Bundesländern.

 

Laut der Zahlen gab es 2021 auch zwischen den Geschlechtern große Unterschiede: Männer verdienten deutschlandweit im Schnitt 56.853 Euro, während Frauen nur 47.976 Euro im Jahr 2021 erhielten.

 

Wie aus den Zahlen weiter hervorgeht, gibt es auch in Ostdeutschland Unterschiede: Demnach verdienten die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern mit 41.715 Euro durchschnittlich am wenigsten. Am höchsten lag der Wert in Sachsen mit 44.531 Euro.

 

In Westdeutschland lag 2021 in Hamburg der Durchschnittsjahreslohn mit 62.506 Euro am höchsten und in Schleswig-Holstein am niedrigsten mit 49.005 Euro. In Nordrhein-Westfalen betrug der Durchschnittslohn 54.559 Euro, in Berlin 55.946 Euro, in Niedersachsen 50.809 Euro.

 

Getrennt betrachtet nach Bundesländern und Geschlechtern hatten Frauen in Thüringen 2021 den geringsten Verdienst mit 41.056 Euro, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 41.189 Euro.

Quelle: epd