Landeserntedankfest in Ferdinandshof Bischof Jeremias: "Das Entscheidende im Leben wird mir geschenkt"

Nach dem Gottesdienst wird die Erntekrone aus der Kirche zum Festumzug getragen.

Foto: S. Kühl

02.10.2022 · Ferdinandshof. „Erntedank bedeutet: Das Entscheidende in meinem Leben ist nicht Werk meiner eigenen Hände“ – das sagte  Bischof Tilman Jeremias  beim 31. Landeserntedankfest in Ferdinandshof. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche predigte am Sonntag im ökumenischen Festgottesdienst in der Trinitatiskirche.

„Ich habe mich nicht selbst ins Leben gerufen. Das Wachstum meiner Pflanzen geschieht von selbst. Dass ich in einem wohlhabenden, sicheren und freien Land lebe, ist nicht mein Verdienst. Dankbare Menschen sind solche, die wach sind für das, was ihnen Tag für Tag geschenkt wird: Das tägliche Brot, bereichernde Begegnungen, Menschen, die zu mir stehen, Lust am Leben.“

 

Biblische Hoffnungsbilder gegen Weltuntergangspredigten

 

Solch eine Haltung verändere auch die Perspektive auf die aktuellen Krisen. Dies machte er deutlich mit einem Text aus dem Alten Testament, in dem Mose am Ende seines Lebens und nach 40 Jahren Wanderung durch die Wüste auf das gelobte Land vor ihm blickt: „Die Bibel ermutigt uns, diese Dankbarkeit vor Gott zu bringen, ihn zu loben, ihm zu singen. Wer das tut, für den sind die Sorgen um die Zukunft nicht einfach weg. Aber sie stehen in einem weiteren Horizont. Der Predigttext sät Hoffnung, indem er von Feigenbäumen und Weintrauben schwärmt, während das Volk noch mitten in der Wüste steht. Solche Hoffnungsbilder brauchen wir dringend. Den Weltuntergang predigen genügend andere.“

 

Begleitet wurde der ökumenische Gottesdienst von der Ferdinandshofer Kinderkirche, dem Ueckermünder Kirchenchor und Bläsern aus Torgelow. Pastor Johannes Staak, der Pasewalker Propst Andreas Haerter und der katholische Pfarrer Marek Malesa gestalteten die Feier.

 

Ferdinandshofer Kirche für‘s Fest frisch restauriert

 

Seit Monaten schon habe sich der 2400 Einwohner zählende Ort für das Fest herausgeputzt, erzählt Pastor Staak. In der Kirche könne man den neuen Putz noch förmlich riechen: „Für uns war das ein schöner Anlass, die Kirche fertig zu renovieren. Vor ein paar Jahren war sie noch gar nicht nutzbar. In den letzten Wochen haben die Maler noch das Gestühl gestrichen, und die Bänke wurden festgeschraubt.“ Der Pastor freut sich besonders, dass im Vorfeld des Festes alle gemeinsam mit angepackt haben: „Ferdinandshof war zu DDR-Zeiten stark geprägt von sozialistischer Landwirtschaft. Da gab es dann auf der einen Seite die Erntefeste, und auf der anderen feierte die Kirche Erntedank. Umso schöner ist es, dass wir heute als Kirche, Kommune und Landwirtschaft gemeinsam feiern und eine kirchliche Feier auf den großen Festplatz übertragen wird.“

 

Ministerpräsidentin: Gute Lebensmittel keine Selbstverständlichkeit

 

Das gute Miteinander von Kirche, Kommune und Land wurde dadurch unterstrichen, dass Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in der Kirche ihr Grußwort sprach. Sie sagte: „Ich freue mich darüber, dass wir in diesem Jahr gemeinsam das Landeserntedankfest in Ferdinandshof feiern. Wir würdigen damit die Arbeit der in der Landwirtschaft Beschäftigen. Und wir erinnern daran, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir genug zu essen und gute Lebensmittel haben.“

 

Bauernpräsident: Dieses Jahr war alles andere als gewöhnlich

 

Der oberste Vertreter dieser in der Landwirtschaft Beschäftigten ist der Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Im Blick auf die Herausforderungen der letzten Monate sagt Detlef Kurreck: „Dieses Jahr war alles andere als gewöhnlich. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs haben viele Landwirtschaftsbetriebe in wirtschaftliche Bedrängnis gebracht. Umso dankbarer sind wir für die gute Ernte, die unsere Landwirtinnen und Landwirte in diesem Jahr eingefahren haben. Das Erntedankfest in Ferdinandshof feiern wir deshalb mit Freude, Zuversicht und Stolz. Mit Freude, weil wir trotz schwerer Rahmenbedingungen eine gute Ernte einfahren konnten. Mit Zuversicht, weil wir Bauern uns den Herausforderungen der Zukunft - Ernährung, Energieversorgung und Ressourcenschutz - stellen. Mit Stolz, weil wir wissen, dass wir gute Arbeit leisten.“

 

Begegnung Kirche und Landwirtschaft

 

Traditionell tauschen sich nach dem Landeserntedankfest Kirchenleute mit Landwirtinnen und Landwirten aus Mecklenburg-Vorpommern zu einem bestimmten Thema aus. Beim diesjährigen Treffen am 3. November in Ferdinandshof werden auch Bischof Tilman Jeremias und Bauernpräsident Detlef Kurreck ins Gespräch kommen.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (akl)


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