Aufruf der Klimaschutzmanagerinnen und -manager der Nordkirche "Fossile Energie sparen – Kirchenheizungen runterschalten"

16.03.2022 · Hamburg. Das Netzwerk der Klimaschutzmanagerinnen und -manager der Nordkirche ruft alle Kirchengemeinden, Propsteien, Bischofskanzleien und Verwaltungsleitende zum Energiesparen auf. Diese Maßnahme reduziere nicht nur den Emissionsausstoß, sondern setze auch ein Zeichen gegen Putin und seinen Einmarsch in die Ukraine, so das Netzwerk.

In Kirchengebäuden spart ein Grad Temperaturabsenkung bereits zehn Prozent der Heizenergie, informiert das Klima-Netzwerk. In seinem Aufruf bekräftigt es die Vorteile, die dieser Schritt hat. „Wir sind bereit für Verzicht, auch um Russlands Präsidenten Wladimir Putin die Finanzierung seines Kriegs zu erschweren. Als einfach umzusetzende Sofortmaßnahme trägt die dauerhafte Senkung der Heiztemperatur in den Kirchen auch zur Entlastung der Energiekosten und zum Klimaschutz bei“, heißt es in dem Schreiben der Klimamanagerinnen und Klimamanager. Dazu haben sie eine Handreichung zusammengestellt.

 

Viele Kirchengemeinden beziehen inzwischen zwar zertifizierten Ökostrom, sind aber nach wie vor abhängig von fossiler Heizenergie. In sämtlichen Kirchenkreisen der Nordkirche liegt der Erdgasanteil an der Heizenergie bei rund 60 Prozent, der Heizölanteil bei etwa 20 Prozent, der Rest ist überwiegend Fernwärme, die aber wiederum fast ausschließlich aus erdgasbefeuerten Kraftwerken stammt.

 

Schon bei nur einem Grad Temperatursenkung in allen fossil beheizten Kirchen in der Nordkirche wäre eine Einsparung von 4 Mio. kWh im Jahr erreichbar. Das genügt um 180 Einfamilienhäuser zu beheizen. Die Einsparung lässt sich leicht weiter erhöhen, da in vielen Kirchen Potenzial für Temperatursenkungen von mehr als einem Grad besteht.

 

Die kirchlichen Gebäude tragen insgesamt mit bis zu 80 Prozent zu den Gesamtemissionen der Nordkirche bei. Am 25. Februar 2022 beschloss die Landessynode der Nordkirche die Fortschreibung ihres Klimaschutzplans mit ambitionierten Klimaschutzzielen. So soll nun Treibhausgasneutralität in Gebäudebewirtschaftung, Mobilität und Beschaffung bereits 2035 erreicht werden. Dazu gehört neben der deutlichen Senkung des Energieverbrauchs um 30% bis 2027 auch die Anhebung des Anteils erneuerbarer Heizenergie von drei Prozent auf die Hälfte des Wärmebedarfs.

Quelle: Nordkirche

Handreichung zum Aufruf

Jetzt Stellung beziehen, Kirchenheizung runterfahren, fossile Energie einsparen

 

Diese Einsparungen lassen sich erreichen:
Pro Grad Temperatursenkung werden zehn Prozent Einsparung erzielt. In der Praxis können damit je nach Größe der Kirche zwischen 1.000 und 30.000 kWh Energie pro Jahr und Grad eingespart werden. Heizt man mit Erdgas, spart man so bei den aktuell noch geltenden Tari- fen zwischen 70 und 2.100 Euro im Jahr. Würde man die Temperatur in allen Kirchen mit Erdgas oder Ölheizung um ein Grad senken, wären Kosteneinsparungen von insgesamt 240.00    Euro in der Nordkirche möglich. Zudem ist dies ein kosteneffizienter und schnell umsetzbarer Beitrag zu den Minderungszielen für Wärme, die im Klimaschutzplan der Nord- kirche 2022-2027 beschlossen wurden.


So senken Sie die Temperaturen ohne Gefahr für Orgeln und Ausstattung:


1. Prüfen Sie auf welche Grundtemperatur und welche Nutzungstemperatur die Kirche aktuell geheizt wird und welche relative Luftfeuchte in der Kirche wäh-rend und außerhalb der Nutzungszeiten verzeichnet wird.


2. Vergleichen Sie die aktuellen Temperaturen und Feuchtewerte mit den Empfeh-lungen der Richtlinien für die Bedienung von Kirchenheizungen www.kirchenrecht-nordkirche.de/document/41704
Zum Schutz der Orgeln und von wertvollem Inventar sollten folgende Werte eingehal-ten werden:
Grundtemperierung: 5 – 8 °C
Nutzungstemperatur: max. 16 °C
Auf- und Abheizrampe: 1 Grad pro Stunde
Täglich genutzte Kirchen: Dauerhaft 12 –14 °C Relative Luftfeuchtigkeit: 50 – 70 % rH

 

3. Verringern Sie die Grundtemperaturen schrittweise um jeweils ein Grad, um starke Schwankungen der Luftfeuchte zu vermeiden. Folgendes sollte beachtet werden:

  • Bei hoher rel. Luftfeuchtigkeit (nahe 70 % rH) > keine Temperatursenkung
  • Bei niedriger rel. Luftfeuchte (nahe 50 % rH) > Temperatursenkung geboten
  • Grundtemperatur jeweils um 1 Grad senken, Einhaltung der Luftfeuchte-Grenzwerte sicherstellen. Erst nach etwa einer Woche weiter absenken, bei deut-lichem Anstieg der Feuchtewerte länger pausieren. Orgeln und hölzernes Inventar muss sich akklimatisieren.

4. Zieltemperaturen für die Nutzungszeiten können sofort um mehrere Grad redu-ziert werden. Grenzen setzt hier nur die Akzeptanz in der Kirchengemeinde.


5. Deshalb: Kommunizieren Sie die geplante Temperatursenkung und Ihre Be-weggründe in Ihrer Kirchengemeinde. Bieten Sie Wolldecken und Sitzkissen an.


6. Senken Sie die Temperatur dauerhaft ab

Besucher können sich an veränderte Bedingungen gewöhnen und nachvollziehbare Gründe erleichtern das Umdenken. Nur dauerhafte Senkungen der Temperaturen haben einen Effekt und sichern deutliche Einsparungen.