Taize-Jugendtreffen kommt nach Rostock Von Herausforderungen und "diesem Vertrauensding"

Von Karin Wollschläger

Taizé Pressegespräch in der Rostocker Petrikirche

Foto: ELKM/C. Meyer

24.06.2022 · Rostock. Zum ersten Mal seit Corona findet das traditionelle Europäische Taize-Jugendtreffen zum Jahreswechsel wieder in Präsenz statt. Dieses Mal in Rostock - eine Herausforderung für die Diaspora, wenn 10.000 Teilnehmer kommen.

„Wie wollen Sie denn Privatquartiere für 10.000 junge Christen finden? Das ist doch alles Post-Christentum hier“ Als am Donnerstag in Rostock drei Ordensbrüder der ökumenischen Gemeinschaft von Taize über den aktuellen Planungsstand für das Europäische Jugendtreffen zum Jahreswechsel informieren, das dieses Mal in der Hansestadt stattfinden soll, ist manch' lokaler Pressevertreter doch skeptisch, wie das alles logistisch zu meistern sein soll.

 

Für fünf Tage kommen vom 28. Dezember 2022 bis zum 1. Januar 2023 Jugendliche aus ganz Europa zum Beten und Singen, zu Austausch, Workshops und Gottesdiensten in die mit knapp 210.000 Einwohnern bevölkerungsreichste Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Nur 17,6 Prozent der Bevölkerung in dem Bundesland sind Christen. Untergebracht werden sollen die Gäste möglichst bei Privatleuten in Rostock und Umland - geplant sind rund 100 «Gastorte» mit Orga-Teams im Landkreis, an denen während des Jugendtreffens das dezentrale Vormittagsprogramm stattfinden soll. Ab mittags kommen dann täglich alle in der Rostocker Hansemesse als zentralem Veranstaltungsort zusammen.

 

Bruder Bernard, einer der Organisatoren, ist ganz entspannt: „Wir hoffen, dass sich von uns auch viele Menschen ansprechen lassen, die man sonst nicht in der Kirche sieht. Die aber einfach Lust haben, Jugendliche aus Europa aufzunehmen. Das ist nicht kompliziert!“ Mehr als „zwei Quadratmeter zum Schlafen und ein einfaches Frühstück“ müssten potenzielle Gastgeber nicht bereitstellen. Tagsüber bis abends seien die Jugendlichen dann beim Treffen.

 

Jeden Jahreswechsel macht das Taize-Jugendtreffen in einer anderen europäischen Metropole Station. „Wir waren auch schon in säkularen Städten wie Berlin und Basel - da war dann die Mehrzahl der Gastgeber nicht christlich. Das hat gut funktioniert“, so Bruder Bernard. Wichtig sei, in den kommenden Monaten das internationale Event in der Region möglichst bekannt zu machen.

 

Die 19-jährige Franka Bertarelli war auch erst skeptisch, ob das Europäische Jugendtreffen nicht vielleicht doch eine Nummer zu groß für Rostock sei: „Ich konnte mir das nicht vorstellen“, erzählt die Rostocker Theologie-Studentin. „Aber dann bin ich vor Kurzem zum ersten Mal selbst nach Taize gefahren und habe gesehen: Da funktioniert es ja auch - all die Menschen, alle brauchen Essen und Schlafplätze, alles ist ein bisschen improvisiert - aber es versinkt nicht im Chaos, jeder hilft mit. Das ist dieses Vertrauensding. Das wird auch in Rostock funktionieren.“ Taize, ein kleiner Ort im französischen Burgund, ist der Stammsitz der Taize-Bruderschaft, die 1944 von dem Schweizer Frere Roger (1915-2005) gegründet wurde. Alljährlich pilgern Zehntausende Jugendliche aus aller Welt dorthin, um einige Zeit mit den rund 100 Mönchen dort unter einfachsten Bedingungen zu leben und zu beten.

 

Bereits 2019 reisten zwei Taize-Brüder „inkognito“ nach Rostock, um die Möglichkeit eines Jugendtreffens dort auszuloten. Angeregt hatte dies der örtliche evangelische Kirchenkreisbeauftragte, Pastor Albrecht Jax, selbst seit Jahren regelmäßiger Besucher in Taize.

 

Jetzt ist er Mitorganisator und sagt: „Ja, das ist ein großes Flächengebiet hier, aber es gibt ein unheimlich großes Engagement von allen möglichen Leuten, die ihre Hilfe anbieten.“ Auch beim Landkreis, der Stadt und den Kommunen im Umland sowie den öffentlichen Verkehrsbetrieben sei ihr Anliegen auf sehr viel Wohlwollen gestoßen, berichten die Mönche.

 

In Deutschland war die Veranstaltung zuletzt an Silvester 2011 zu Gast: Damals kamen 28.000 Teilnehmer in Berlin zusammen. Nun gehe es darum, dass Taize seinen Platz in Rostock finde. „Da ist man manchmal auch überrascht, wie es sich entwickelt“, erzählt der 39-jährige Bruder Norbert. „Vor ein paar Tagen haben wir hier zum Taize-Gebet in die Studierendengemeinde eingeladen und es kamen unglaublich viele. Damit hatten wir gar nicht gerechnet.“ Gemeinsam mit seinen Mitbrüdern setzt er auf die Dynamik der Begegnung und den Austausch, der daraus erwächst: „Rostock - jetzt erst recht. Europa kommt zu euch.“

Quelle: KNA