Neu eingeführter pommerscher Propst Dr. Tobias Sarx: "Kraft, Liebe und Besonnenheit sollten unsere Eigenschaften im kirchlichen Dienst sein"

Bischof Tilman Jeremias überreichte Propst Tobias Sarx das Amtskreuz

Foto: PEK / Sebastian Kühl

11.06.2022 · Stralsund. „Kraft, Liebe und Besonnenheit, das sollten unsere Eigenschaften im kirchlichen Dienst sein. Im Umgang miteinander. Mein Gebet ist, dass mein Propstamt von diesem Geist geprägt ist. Und unsere nächste Kirchenkreissynode genau das ausstrahlt“, sagte der neue pommersche Propst Dr. Tobias Sarx während seiner Predigt am späten Nachmittag des heutigen Sonnabends (11. Juni) in der Stralsunder Marienkirche. Zuvor war der 47-jährige Theologe vom Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Tilman Jeremias, in sein leitendes Amt als Propst der Propstei Stralsund im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis eingeführt worden.

In das Zentrum seiner Predigt stellte Tobias Sarx Worte des Apostels Paulus: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Deutlich sprach der Propst zunächst aktuelle Herausforderungen an: „Allein in den letzten zehn Jahren haben wir nordkirchenweit ein Viertel unserer Mitglieder verloren. Durch den damit verbundenen Verlust vieler Pfarrstellen ist die Gemeindearbeit nicht leichter geworden. Pastorinnen und Pastoren müssen heute ein Gebiet abdecken, für das früher drei oder mehr Ordinierte zuständig waren. Eine wachsende Anzahl an Kirchengemeinden hat Schwierigkeiten, überhaupt noch die Mindestzahl an Kandidaten für die anstehende Kirchengemeinderatswahl zu finden.“ Das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in der Kirche trage zudem erheblich zum Vertrauensverlust bei. Der Geist der Furcht gehe um, dass Kirche ein sinkendes Schiff sei, das nicht mehr zu retten ist. Ähnlich sei es damals den Jüngerinnen und Jüngern gegangen, die sich nach Jesu Himmelfahrt allein fühlten, sich versteckten und ängstlich waren. Doch dann sei mit Pfingsten und der Ausgießung des Heiligen Geistes die Veränderung gekommen: „Kraftvoll predigen die Jünger und treffen mit ihrer Predigt mitten in die Herzen der Menschen. An nur einem Tag kommen 3.000 Menschen zum Glauben an Jesus Christus und lassen sich taufen. Ganz ohne kirchliche Infrastruktur, ohne finanzielle Ressourcen, ohne historisch wertvolle Kirchengebäude oder irgendwelche Liegenschaften.“

 

Hoffnung für die Zukunft der Kirche

 

Nicht kirchliche Strukturen seien das Entscheidende, Hauptsache sei vielmehr, dass wir den Geist Gottes ans Werk lassen und uns selbst nicht so wichtig nehmen, so Tobias Sarx. Wenn die Bibel vom göttlichen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit spreche, so sei nicht die Kraft hierarchischer Machtstrukturen, nicht die Kraft eigener Eitelkeit gemeint. „Gottes Geist ist ein Geist der Kraft, die Verletzungen heilt. Eine Kraft, die Gräben überwindet. Eine Kraft, die transparente Kommunikationsstrukturen nicht scheut.“ Doch erst in der Verbindung mit Liebe und Besonnenheit könne diese Kraft zum Erfolg führen. Die Jüngerinnen und Jünger entwickelten zu Pfingsten keine Strategien. „Sie absolvierten kein Theologiestudium, bevor sie zum Predigen auf die Straße gingen. Sie ließen sich begeistern. Im wahrsten Sinn des Wortes. Der Bibelvers gibt uns handfeste Prüfkriterien, ob es Gottes Geist ist, der in uns wirkt. Leitet uns ein Geist der Furcht in unserem Versuch, kirchliche Strukturen aufrecht zu erhalten, die schon lange nicht mehr funktionieren? Oder geben wir dem Geist Raum, der Kraft, Liebe und Besonnenheit miteinander verbindet?“ Tobias Sarx forderte dazu auf, den Geist in unserem Handeln, die Geister, die unser Inneres in Beschlag nehmen, häufiger zu prüfen und zu hinterfragen. „Und da, wo uns gerade gar nichts begeistert, dürfen wir um Gottes Geist beten. Um ein neues Pfingsten. So dürfen auch wir darum beten, dass Gott uns nicht den Geist der Furcht gibt, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Dann, und nur dann, habe ich Hoffnung für unsere Kirche, dass ihr eine wunderbare Zukunft bevorsteht.“

 

Tilman Jeremias: „Gottes Geist soll dein täglicher Begleiter sein“

 

Vor der Predigt des neuen Propstes hatte Bischof Tilman Jeremias während der Einführung gesagt, dass er sich freue zu spüren, wie sehr Tobias Sarx schon in den ersten zehn Tagen seines Dienstes im Kirchenkreis willkommen sei und sich in zahlreichen Begegnungen und Gesprächen einzuarbeiten versuche. „Es ist heute für dich persönlich, für die Propstei Stralsund und für den Kirchenkreis ein bedeutendes Datum. Mit deiner Einführung beginnt ein neues Kapitel. Du bringst dafür nicht nur die nötige pastorale Praxis als Voraussetzung mit, sondern auch einen theologisch-wissenschaftlichen Blick auf unsere Kirche. Als Studienleiter im Predigerseminar hast du dich um alternative Zugänge zum Pfarramt verdient gemacht. Außerdem bringst du eine große Offenheit für die Menschen in den Dörfern und Städten deiner Propstei mit. In einer Zeit, die von den äußeren Bedingungen für unsere Kirche her nicht nur einfach ist, gehst du mit erheblichem Schwung und einem gesunden Optimismus an deine leitende Arbeit. Dazu hilft dir dein Gottvertrauen: Nicht wir sind es, die die Kirche bauen, Gottes Geist ist es.“ Tilman Jeremias sprach Tobias Sarx Gottes Segen zu und erinnerte ihn daran, dass er in seiner Leitungsfunktion nicht allein ist: „Menschen beten für dich, Schwestern und Brüder stehen an deiner Seite, Gottes Geist soll dein täglicher Begleiter sein. So wünsche ich dir, lieber Tobias, dass du bei allem, was dich sicherlich auch herausfordern und manchmal belasten wird, den Rückenwind des Gottesgeistes immer wieder spüren kannst und dich in der Gemeinschaft des Kirchenkreises und der Nordkirche beheimatet und getragen fühlen kannst.“

 

Willkommensgruß der Pröpste: „Pommersches Kleeblatt ist wieder komplett“

 

Der Demminer Propst Gerd Panknin und der Pasewalker Propst Andreas Haerter hießen Tobias Sarx herzlich willkommen und überreichten ihm eine getöpferte Laterne aus dem Tollensetal. Ein Symbol, das zum Ausblick in die kommende Zeit ebenso gut passe, wie zur bedachten freundlichen Art des neuen Propstes, zu seiner Kreativität und seiner Zuversicht, wie Andreas Haerter ausführte. „Wir wünschen dir in deiner Propstei und uns allen von ganzem Herzen, dass immer Licht da ist, offene und klare Worte, eine Gemeinschaft, in der du dich im Miteinander wohl fühlst und dass du dich in die Gemeinden und in das Regionalzentrum mit seinen vielen Mitarbeitenden einbringen kannst und auch als wichtige Stimme im Kirchenkreisrat“, so der Pasewalker Propst. Und Gerd Panknin sagte: „Das Pommersche Kleeblatt ist nach der Verabschiedung von Pröpstin Helga Ruch wieder komplett. Darüber sind wir hier in Pommern und in unserem Sprengel der Nordkirche zusammen mit den Mecklenburgern sehr dankbar. Egal, wie du dich auch fühlst, du sollst wissen: Es ist immer jemand da, Er selbst hat von sich gesagt: Ich bin das Licht dieser Welt. Wer mit mir lebt, wird nicht endlos im Dunkeln tappen. Er findet immer wieder Licht zum Leben.“ Mehr als 160 Gäste, Vertreterinnen und Vertreter aus den Kirchengemeinden der Propstei Stralsund, aus dem gesamten Kirchenkreis, aus der pommerschen Kirchenkreissynode und aus dem Kirchenkreisrat, aus dem benachbarten Kirchenkreis Mecklenburg, aus der Nordkirche, der Hansestadt Stralsund sowie Freundinnen, Freunde und Angehörige waren in die St. Marienkirche gekommen, um an der Einführung des neuen Propstes teilzunehmen.

 

Zur Person

 

Der 1975 in Elmshorn geborene Tobias Sarx ist seit dem 1. Juni Propst der Propstei Stralsund. Er arbeitete zuletzt als Studienleiter am Prediger- und Studienseminar der Nordkirche in Ratzeburg. Dort war er zuständig für die Entwicklung und Durchführung alternativer Wege in den Pfarrdienst. In diesem Rahmen sind in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät Greifswald ein berufsbegleitender Masterstudiengang für Menschen aus theologiefernen Berufen entstanden sowie das Nachqualifizierungsvikariat (NQV) für bewährte kirchliche Mitarbeitende. Vorher war Tobias Sarx als Gemeindepastor in den Evangelischen Kirchengemeinden Marlow und Blankenhagen im Kirchenkreis Mecklenburg tätig. Sein Vikariat absolvierte er in der Kirchengemeinde Damgarten-Saal. Zusammen mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern lebt der 47-Jährige im pommerschen Teil der Stadt Ribnitz-Damgarten. Seine Frau arbeitet als Lehrerin an der örtlichen Regionalen Schule. Bevor Tobias Sarx in den Pfarrdienst wechselte, war er von 2002 bis 2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum und von 2007 bis 2013 Akademischer Rat an der Philipps-Universität Marburg. Neben Unterricht im Fach Kirchengeschichte und umfangreicher Gremientätigkeit entstanden während dieser Zeit zwei Forschungsarbeiten zu dem reformierten Theologen Franciscus Junius (1545 - 1602) und zu den Auswirkungen der 68er-Bewegung auf Theologie und Kirche im Bereich des westdeutschen Protestantismus.

Quelle: PEK (sk)

Zur Person

Der 1975 in Elmshorn geborene Tobias Sarx ist seit dem 1. Juni Propst der Propstei Stralsund. Er arbeitete zuletzt als Studienleiter am Prediger- und Studienseminar der Nordkirche in Ratzeburg. Dort war er zuständig für die Entwicklung und Durchführung alternativer Wege in den Pfarrdienst. In diesem Rahmen sind in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät Greifswald ein berufsbegleitender Masterstudiengang für Menschen aus theologiefernen Berufen entstanden sowie das Nachqualifizierungsvikariat (NQV) für bewährte kirchliche Mitarbeitende. Vorher war Tobias Sarx als Gemeindepastor in den Evangelischen Kirchengemeinden Marlow und Blankenhagen im Kirchenkreis Mecklenburg tätig. Sein Vikariat absolvierte er in der Kirchengemeinde Damgarten-Saal. Zusammen mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern lebt der 47-Jährige im pommerschen Teil der Stadt Ribnitz-Damgarten. Seine Frau arbeitet als Lehrerin an der örtlichen Regionalen Schule. Bevor Tobias Sarx in den Pfarrdienst wechselte, war er von 2002 bis 2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum und von 2007 bis 2013 Akademischer Rat an der Philipps-Universität Marburg. Neben Unterricht im Fach Kirchengeschichte und umfangreicher Gremientätigkeit entstanden während dieser Zeit zwei Forschungsarbeiten zu dem reformierten Theologen Franciscus Junius (1545 - 1602) und zu den Auswirkungen der 68er-Bewegung auf Theologie und Kirche im Bereich des westdeutschen Protestantismus.