Konservatorische Maßnahmen notwendig Rätsel um den 500 Jahre alten geschnitzten Heiligenaltar in Bollewick

Von Joachim Kohl

Der Altar in der Kirche Bollewick ist fünf Jahrhunderte alt

Foto: Joachim Kohl

04.07.2022 · Bollewick/Röbel. Drei Altäre waren es einst. Doch nur der große Heiligenaltar in der Marienkirche Bollewick (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) ist erhalten. Seine hochwertigen Schnitzarbeiten und Tafelmalereien geben Rätsel auf. Kommendes Wochenende (10. Juli) feiert die Kirchengemeinde Röbel, zu der das Dorf gehört, den 500. Geburtstag des sakralen Ausstattungsstückes.

Ein Konzert mit Solvig von Guenther (Gesang) und Jochen Lewitz (Orgel) um 14 Uhr eröffnet den Festtag am Sonntag. Der Eintritt ist frei. Am Ausgang wird um eine Spende gebeten. Anschließend gibt es rund um die Kirche Bollewick ein gemütliches Beisammensein mit Kaffee und Kuchen. Und natürlich erfahren die Besucher einige interessante Dinge über den Altar, der im Mittelteil drei große geschnitzte Figuren zeigt: In der Mitte Maria mit ihrem Kind Jesus auf dem Arm, links von ihr Johannes der Täufer und rechts Johannes der Evangelist. Auf dem linken und rechten Seitenflügel jeweils vier weitere, aber kleinere Schnitzfiguren, links die Heiligen: Andreas, Katharina, der Jünger Jakobus der Ältere und Gertrud; rechts Maria Magdalena, Bartholomäus, Margaretha und Thomas.

 

Auf der Rückseite befinden sich größere Tafelbilder, drei sind nicht mehr zu erkennen. Zu sehen sind noch Maria mit Jesus und ihrer Mutter Anna (die so genannte „Anna Selbdritt“), sowie Margarethe, Antonius, Barbara und Bartholomäus. Auf dem letztgenannten Bild ist das Grambow-Priegnitzsche Wappen zu erkennen und die Worte „Daniel 1522 prichnis“ – wohl ein Hinweis auf den Stifter. Der Altar ist ein sogenannter „Dreifiguren-Schrein“, der aus der damaligen brandenburgischen Kulturszene stammt. Bollewick gehörte wie die Neustadt Röbels damals zum Bistum Havelberg.

 

Wer konnte damals eine solch teure Arbeit bezahlen?
 

Restauratorin Bettina Strauss hat sich im Februar das sakrale Ausstattungsstück näher angesehen und schätzt ein: „Der Altar ist ein mittelalterliches Marien-Retabel mit hochwertigen Schnitzarbeiten und Tafelmalerei. Die mittelalterliche Fassung hat durch eine Brandschaden stark gelitten“. Dies wirft Fragen zur Geschichte des Altaraufsatzes (Retabel) auf: Wie kommt eine so hochwertige Arbeit in eine Dorfkirche? Wer könnte der Stifter sein und wie konnte er so eine teure Arbeit bezahlen? Was hat es mit dem Brandschäden auf sich?

 

Stammen Brandschäden aus dem 30-jährigen Krieg?
 

Friedrich Schlie schreibt in seinem Lexikon, Kunst- und Geschichtsdenkmäler Bd.V S. 521, „im XV. und XVI. Jahrhundert (waren) auch die von Wardenberg und Prignitz“ im Besitz und mit Rechten auf dem Gut Bollewick (damals Nätebow). Sie scheinen dort hohe Einkünfte gehabt zu haben, um sich so einen Altar leisten zu können. Der Brandschaden am Altar rührt möglicherweise aus dem 30-jährigen Krieg her (1618-48). Damals stürzte das westliche der beiden Joche der Kirche ein, vielleicht auf Grund eines Brandes.

 

Jüngst hatte der Kirchengemeinderat laut Mitglied Kerstin Strüber beschlossen, „dass gemäß Abstimmung mit dem Landeskirchenamt konservatorische Maßnahmen am Altar erfolgen können. Es soll ein kunsthistorisches und ein dendrochronologisches Gutachten erstellt werden. Es wird keine Restaurierung geben, sie wäre sehr teuer, aber eine Reinigung.“ Das Gutachten könnte genauer Aufschluss über Alter des beim Kunstwerk verbauten Holzes geben.

Quelle: ELKM