Mecklenburgischer Kirchenkreisrat: Rettung von Kirchen kurbelt örtliche Bauwirtschaft an

Die Kirche in Schlieffenberg konnte bereits vor Jahren gerettet werden.

Foto: ELKM-Archiv

05.01.2022 · Güstrow/Rostock. Insgesamt 580 Dorfkirchen und 84 Stadtkirchen prägen die Landschaft in Mecklenburg. Die Zeugnisse aus Fels und Backstein sind nicht allein Ort des kirchgemeindlichen Lebens und des Gottesdienstes, sondern ebenso ein touristischer Anziehungspunkt. In diesem Jahr stehen nach Beschluss des mecklenburgischen Kirchenkreisrates insgesamt 11 Millionen Euro für den Kirchenbau zur Verfügung. So können in 66 Kirchen, Pfarrhäusern und Kapellen sich vor allem Bauhandwerker aus der Region ins Zeug legen.

Nicht nur die bekannten Kirchen, wie etwa das Doberaner Münster, der Güstrower und Schweriner Dom oder die St. Marienkirche zu Rostock, sondern ebenso die kleinen Dorfkirchen bergen oftmals ungeahnte Schätze: architektonische, historische und künstlerische. Dazu kommt eine wertvolle Landschaft an Orgeln. Doch an vielen Bauten nagt der Zahn der Zeit. Mit Unterstützung der öffentlichen Hand, von Sponsoren, Spendern und Stiftungen, dem Engagement der 220 mecklenburgischen Kirchengemeinden, der 128 Kirchbaufördervereine und des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg können auch im neuen Jahr wiederum zahlreiche Sakralbauten vor dem Verfall gerettet, saniert und restauriert werden.

 

Auf den Bauobjektlisten der vier Propsteien Wismar, Rostock, Parchim und Neustrelitz im Kirchenkreis Mecklenburg finden sich 2022 insgesamt 66 Projekte, die jetzt begonnen oder fortgeführt werden können. Der Kirchenkreisrat Mecklenburg beschloss die Listen samt Finanzierung auf seiner jüngsten Sitzung in Güstrow.

 

Unter den Bauprojekten ist beispielsweise in der Propstei Neustrelitz die Dacheindeckung des Kirchenschiffes der Kirche Boek. Dafür sind insgesamt 265.000 Euro veranschlagt. Zuschüsse kommen u.a. aus dem Leader-Programm in Höhe von 140.000 Euro und von der Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg in Höhe von 50.000 Euro. Der Kirchenkreis Mecklenburg gibt einen Bauzuschuss in Höhe von rund 43.000 Euro. Ein weiteres der insgesamt 18 Projekte in der Propstei Neustrelitz sind Baumaßnahmen in der Kirche Mirow. Hier werden der Innenraum saniert und drei historische Särge gesichert.

 

In der Propstei Parchim sollen 17 Projekte in Angriff genommen werden. So werden sich die Handwerker den Kirchturm und das Kirchenschiff in Wessin vornehmen. Dafür stehen im laufenden Jahr insgesamt 265.000 Euro bereit, darunter knapp 63.000 Euro Eigenmittel der Kirchengemeinde, 60.000 Euro Bauzuschuss vom Kirchenkreis Mecklenburg und 133.000 Euro Bundesmittel aus dem Denkmalschutz -Sonderprogramm. Zudem steuert die Marlis-Kressner-Stiftung 10.000 Euro bei. In Pritzier soll zudem die Kapelle als Andachtsort für Straßenverkehrsopfer hergerichtet werden.

 

Insgesamt 15 Projekte stehen auf der Bauobjektliste der Propstei Rostock. Ein Beispiel ist die Turmsanierung in Ribnitz. Die Kosten von insgesamt 372.000 Euro setzen sich u.a. aus Patronatsmitteln in Höhe von 90.000 Euro, Eigenmittel in Höhe von 40.000 Euro, 60.000 Euro von Stiftungen und 182.000 Euro an Bundesmitteln aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm zusammen. In der Marienkirche zu Rostock soll das Lehsen Epitaph (Grabdenkmal) restauriert werden. Dafür sammelte allein der Förderverein die stolze Summe von 23.000 Euro. An Spenden kamen 7000 Euro zusammen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 30.000 Euro. In der Rostocker Petrikirche sind Brandschutzmaßnahmen und ein barrierefreier Zugang zum Obergeschoss genauso geplant wie Vorbereitungen zum Einbau eines Glockenstuhls. Dafür sind insgesamt knapp 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Spenden, Stiftungen und die öffentliche Hand sichern auch hier die Finanzierung.

 

In der Propstei Wismar können in diesem Jahr insgesamt 16 Bauprojekte durchgeführt bzw. begonnen werden. So sind 104.000 Euro für den Glockenstuhl der Kirche Neubukow eingeplant. Je zur Hälfte tragen die Kirchengemeinde und das Patronat diese Summe. Und in Hohenkirchen soll in 2022 damit begonnen werden, den  Turm für 315.000 Euro grundinstand zu setzen. Hierfür gewähren u.a. die Reemtsma-Stiftung einen Zuschuss in Höhe von  100.000 Euro sowie der Bund und die Landesdenkmalpflege jeweils 90.000 Euro.

 

„Für die 66 mecklenburgischen Bauprojekte stehen im laufenden Haushaltsjahr insgesamt rund 11 Millionen Euro bereit“, so Kirchenkreisratsmitglied Frank Urbach, der ehrenamtlich ebenso im Bauausschuss des Kirchenkreisrates tätig ist. Im Jahresverlauf würden die Bauobjektlisten ständig aktualisiert, so dass weitere Projekte hinzukommen können bzw. andere verschoben werden, wenn es dafür bautechnische oder finanzielle Gründe gebe.

 

„Unsere kirchlichen Bauprojekte sind auch ein Motor der regionalen Bauwirtschaft“, unterstreicht der Ausschussvorsitzende. Mit vielen Handwerksfirmen aus MV arbeiten die Kirchengemeinden seit Jahrzehnten vertrauensvoll zusammen. Und diese würden ihrerseits die oft anspruchsvollen Arbeiten – zum Beispiel Holz- und Zimmermannsarbeiten – in guter Qualität ausführen.

 

Zuschüsse kommen von Bund, Land und Stiftungen

 

Fördergelder geben der Bund und das Land beispielsweise über Patronatsmittel. Zuschüsse kommen vom Kirchenkreis Mecklenburg, aber ebenso von Stiftungen, wie etwa der Stiftung „Kirchliches Bauen in Mecklenburg“, der Partnerkirche in Bayern sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Genauso bedeutend sind Spenden, die Eigenmittel der jeweiligen Kirchengemeinden und die finanzielle Unterstützung, die von den mittlerweile 128 mecklenburgischen Kirchbau-Fördervereinen für die Rettung der Sakralbauten kommen.

 

Mit dem Beschluss der Bauobjektliste durch den Kirchenkreisrat werden sowohl die solidarische Verteilung der Baumittel als auch der Einsatz von Patronatsleistungen gemäß der Finanzsatzung vorgenommen, sowie die weitere Finanzierung der aufgelisteten Baumaßnahmen genehmigt, erläutert Frank Urbach. Zudem informierte er, dass die Beratung der Orgelbauliste 2022 vertagt wurde, da zuvor noch ein Gespräch mit dem Orgelsachverständigen geplant ist.

 

Beschlossen: Mecklenburgisches Kunstgut wird weiter erfasst

 

Der Kirchenkreisrat beschloss zudem auf seiner Beratung, die begonnene Erfassung und Inventarisierung von Kunstgut der örtlichen Kirchen im Kirchenkreis Mecklenburg fortzusetzen. Dafür sollen die seitens des Landeskirchenamtes in Aussicht gestellten Mittel in Höhe von 10.000 Euro in 2022 beantragt werden. Der Kirchenkreisrat bittet zugleich die Stiftung Kirchliches Bauen in Mecklenburg Zuschüsse in vergleichbarer Höhe wie für 2020 und 2021 aus den Erträgnissen der Stiftung für die Erfassung und Inventarisierung von Kunstgut einzusetzen.

 

„Zudem werden wir das für die Kunstguterfassung zuständige Dezernat Bauwesen, Bau- und Denkmalpflege der Nordkirche zudem bitten, die Erfassung und Inventarisierung im Zuge der für 2022 zur Verfügung stehenden Gelder umzusetzen“, so Propst Dirk Sauermann als Vorsitzender des Kirchenkreisrates.

 

Ausgereicht: Projektmittel für Erzählkirche Sietow

 

Aus den Projektmitteln für die Propstei Neustrelitz stellt der Kirchenkreisrat der  Kirchengemeinde Sietow für das Projekt Erzählkirche insgesamt 2.500 Euro Beihilfe zur Unterstützung des Eigenmittelanteils hinsichtlich des Förderantrags aus dem Regionalbudget/Leader Mecklenburgische Seenplatte für die Erstausstattung der Erzählkirche im Jahr 2021 zur Verfügung.

 

Die Kirchengemeinde Sietow hat das Projekt „Erzählkirche Sietow“ entwickelt. Es ist vorläufig auf drei Jahre angelegt und im Mai 2021 an den Start gegangen. Der Tourismusfonds der Nordkirche fördert das Projekt für 2021-2023 pro Jahr mit 17.000,-€, die im Wesentlichen in den Personalkostenanteil für die gemeindepädagogische Mitarbeiterstelle fließen. Das Projekt Erzählkirche wird fachlich von Kersten Koepcke, Referent für Tourismusarbeit im Zentrum Kirchlicher Dienste Mecklenburg, begleitet. Erste Veranstaltungen haben im Sommer und im Herbst stattgefunden. Das Projekt ist im Aufbau begriffen und entwickelt sich kontinuierlich weiter.

 

Vereinbart: Kirche auf der Buga 2025 wird ökumenisch vorbereitetet

 

Der Kirchenkreisrat beschloss, zur Durchführung des Projekts „Kirche auf der Bundesgartenschau 2025 in Rostock“, eine Vereinbarung mit dem Katholischen Erzbistum Hamburg zu schließen. Seitens des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg werden Propst Wulf Schünemann, Kersten Koepcke (Kirche-Tourismus-Beauftragter) und Christian Meyer (Pressesprecher Kirchenkreis) als Mitglieder des Geschäftsausschusses benannt. In der Nachfolge von Propst Wulf Schünemann übernimmt Propst Dirk Fey ab 1. Mai 2022 die Aufgabe im Geschäftsausschuss. Der Finanzausschuss bzw. die Kirchenkreissynode werden gebeten, die in der Vereinbarung avisierten 100.000 Euro als Anteil des Kirchenkreises Mecklenburg an den Gesamtkosten zur Vorbereitung und Durchführung in den Jahren 2023 bis 2025 zur Verfügung zu stellen.

 

Berufen: Vorstandsmitglied in der Nazarenus-Stiftung

 

Der Kirchenkreisrat berief Oberkirchenrat Olaf Johannes Mirgeler (Schwerin) für sechs Jahre in den Vorstand „Nazarenus-Stiftung“. Die Stiftung wurde am 12. Dezember 2003 errichtet. Ihr Zweck ist es, die karitative Arbeit der evangelischen Gemeinden und deren Mitarbeiter in der Republik Kasachstan zu unterstützen.

Quelle: ELKM (cme)