Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kasachstan Erzbischof der Partnerkirche in Kasachstan bittet um Gebet und Fürbitte

Erzbischof Juri Novgorodov

Foto: ELKM-Archiv

08.01.2022 · Rostock/Nur Sultan. „Mit großer Sorge schaue ich derzeit in unsere Partnerkirche nach Kasachstan.“ Dies sagt die mecklenburgische Ökumenepastorin Melanie Dango. „Die Bilder und Nachrichten, die mich über die Presse und auch über persönliche Kontakte erreichen, sind zutiefst beunruhigend.“

Gewaltsame Proteste gegen hohe Preise an den Tankstellen haben Kasachstan in eine Krise gestürzt. Der Protest begann am Wochenende nach dem Jahreswechsel zunächst in der Stadt Schangaösen im Westen und weitete sich dann aus. Die Regierung ist zurückgetreten, der autoritär regierende Präsident Kassym-Schomart Tokajew hat zur Mäßigung aufgerufen. Mittlerweile sind russische Fallschirmjäger in Kasachstan gelandet. Die Soldaten gehören zu „Friedenstruppen“ eines von Russland geführten Militärbündnisses - Kasachstan hatet um ihren Einsatz gebeten. Es gab bereits viele Tote und Verletzte, besonders in der Stadt Almaty.

 

Erzbischof Jurij Novgorodov von der evangelisch-lutherischen Partnerkirche in Kasachstan hat bestätigt, dass die Situation auch in der Hauptstadt Nur Sultan sehr angespannt ist.  Alle Religionsvertreter wurden gebeten, mit einem Aufruf im Fernsehen das Volk zur Ruhe aufzurufen. Das Internet wurde und wird immer wieder abgeschaltet, bis zum 19. Januar ist Ausnahmezustand und sind alle Gottesdienste verboten. „Das“, so sagt Novgorodov, „sei auch besonders bitter für die ökumenischen Geschwister der Orthodoxe Kirche, die am 6. und 7. Januar Weihnachten feiern.“

 

Der Erzbischof bittet um Fürbitte und Gebet nicht nur für die lutherischen Gemeinden im Land sondern für alle Menschen in Kasachstan. Melanie Dango meint, dass die Proteste nicht vollkommen überraschend gekommen seien. Tatsächlich hätte sich eine gewisse Empörung nicht erst in den letzten Monaten aufgebaut. Sie sagt: „Die Menschen sind schon seit vielen Jahren unzufrieden mit einem vielfach korrupten System, das die Machteliten rund um den ehemaligen Präsidenten Nursultan Nasarbajew bevorteilte, der letztlich auch nach seinem Rücktritt 2019 noch immer alle Fäden in der Hand behielt. Der große (Rohstoff)Reichtum des Landes kommt bei vielen Menschen nicht an.“

 

Auch für Erzbischof Jurij Novgorodov kommen die Demonstrationen nicht vollkommen überraschend, er vermutet, dass diese schon länger vorbereitet gewesen seien. Ökumenepastorin Dango sagt: „Ich hoffe und bete für unsere Freunde in Kasachstan, dass die Gewalt bald ein Ende hat und alle im Konflikt Involvierten, gemeinsam nach dem Suchen, was dem Frieden und dem Wohlergehen der Menschen in Kasachstan dient,“ Sie ermuntert, diese Bitte im Gebet und in sonntäglichen Fürbitten aufzunehmen.


Hintergrund der Partnerschaft


Die Partnerschaft mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kasachstan ist die älteste der Mecklenburgischen Partnerschaften. Sie reicht in die 1970er-Jahre zurück. Der damalige Mecklenburgische Landesbischof Dr. Heinrich Rathke begegnete in Riga Christen, die ihn in nach Kasachstan in ihre Gemeinden einluden. Bei ausgiebigen Reisen in den folgenden Jahren baute Heinrich Rathke die Strukturen der heutigen Kirche mit auf. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mecklenburgischen Landeskirche engagierten sich über Jahre in der Ausbildung. Raikin und Uta Dürr arbeiteten sieben Jahre in der kasachstanischen Stadt Pawlodar. Getragen wird die Partnerschaft in Mecklenburg heute vom Helfer- und Spenderkreis Kasachstan.


Neben regelmäßigen Besuchen zur Synode gibt es seit 2010 auch Jugendbegegnungen. Aus dem 2%- Appell im Kirchenkreis Mecklenburg wird besonders die Kinder- und Jugendarbeit (Sonntagsschule und Sommerfreizeiten) unterstützt. Außerdem werden auch die sehr geringen Gehälter der Mitarbeitenden ein klein wenig aufgestockt. Vor einigen Jahren konnte die erste lutherische Kirche in Kasachstan in der Hauptstadt Nur-Sultan eingeweiht werden – und das auch mit der Unterstützung aus Mecklenburg, aber besonders durch Spenden aus dem eigenen Land (vorwiegend muslimische Spender). Eine besondere Aktivität war und ist in der letzten Zeit die Beschaffung und der Einbau einer Orgel für die Kirche in Nur‐Sultan.

Quelle: ELKM (cme)