Wort zum neuen Jahr 2023 von Bischof Tilman Jeremias "Die Sorgen um die Zukunft in Gottes Hände legen"

Bischof Tilman Jeremias

Foto: Nordkirche

31.12.2022 · Greifswald.

"An der Schwelle zum neuen Jahr stellen sich viele bange Zukunftsfragen in Zeiten großer Verunsicherung. Da tut es gut, auf dieser Schwelle mit einem biblischen Wort begrüßt zu werden, das als Jahreslosung für 2023 eine tröstende Vergewisserung ausspricht: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (Gen.16,13).

 

Dieser glaubensstarke Satz stammt aus dem Mund einer Frau in großer Bedrängnis. Hagar ist die klassische Verliererin in einer Dreiecksgeschichte mit einem Mann und zwei Frauen. Als sie schwanger wird, spitzt sich die Situation zu: Hagar hält es nicht mehr aus und flieht verzweifelt in die Wüste. Dort begegnet sie am Brunnen einem Engel, der sie ermutigt und stärkt. „Du bist ein Gott, der mich sieht“, ruft sie daraufhin Gott gegenüber dankbar aus. Weil sie sich von Gott gesehen fühlt, sieht auch sie wieder Perspektiven für ihr Leben. Hagar wird damit zum Sprachrohr für alle, die es nicht mehr aushalten, die am liebsten weglaufen würden.

 

Während ein brutaler Krieg mitten in Europa tobt, die Energie knapp wird und der Klimawandel immer bedrohlicher, steht so manche Gewissheit infrage. Wie wohltuend ist es da, wenn jemand mir zum Engel wird, mit mir meine Ängste teilt, mich versteht und aufbaut. Und wie entlastend kann es da wirken, die Sorgen um die Zukunft in Gottes Hände zu legen. Ich wünsche Ihnen für das Jahr 2023, dass Sie in allen Schwierigkeiten immer wieder einen Brunnen in der Wüste finden. Und dort einen lieben Menschen, der Ihnen neuen Mut macht. Sodass Sie die Zuversicht finden: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“

 

Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern