Aus dem Gemeindeleben Ein Weihnachtsgottesdienst als Initialzündung

Von Hans-Joachim Kohl

Pastorin Verena Häggberg und Olaf Bauer vor der Kirche Rechlin-Nord

Foto: Hans-Joachim Kohl

22.12.2022 · Rechlin. Vor 30 Jahren feierten Christen in der Kirche Rechlin-Nord zum ersten Mal wieder einen Weihnachtsgottesdienst. Der damalige Bundeswehrkommandant, Oberstleutnant Olaf Bauer, hatte sich dafür eingesetzt. Er wohnte gegenüber der Kirche und musste täglich die Kirche in ihrem heruntergekommenen Zustand sehen.

Bauer war zuständig für das Depot, das die Bundeswehr von der NVA übernommen hatte. Es war nach dem II. Weltkrieg in der Kirche Rechlin-Nord eingerichtet worden und wurde auch als Sporthalle genutzt.

 

Gesche Bauer, die aus Großbarkau bei Kiel stammte und ihr Mann Olaf hatten sich um den Weihnachtsgottesdienst in der Kirche Rechlin Nord bemüht. Er wurde gestaltet von Pastor Axel Bünning aus dem nahen Röbel und seiner Frau Gudrun, sowie Kindern und Jugendlichen. Er war gut besucht, stimmungsvoll und befeuerte das Ehepaar Bauer und später viele Rechliner in der Kirche wieder einen Platz für Gottesdienste zu schaffen.

 

“Ich habe durch die Militärgeistlichen der Bundeswehr erlebt“, erzählt Olaf Bauer, „wie aufbauend und stärkend es sein kann, wenn man das Christentum miterlebt und das mit sich trägt. Ich konnte das nicht verstehen, dass in der Kirche Militärgerät lagerte und dass dieser graue Bau mit zugemauerten Fenstern und einem Stahltoreingang für Gabelstapler, die da rein und rausfuhren, so bleiben sollte“. Ab Herbst 1990 organisierte Olaf Bauer auch mit seiner Depottruppe die Wiederherstellung der alten Gestalt der Kirche. Es kam ein neues, großes Tor in den Eingang und die alten Fensteröffnungen wurden wieder hergestellt.

 

Erster Weihnachtgottesdienst nach 46 Jahren

 

So konnte 1992 dort der erste Weihnachtgottesdienst nach 46 Jahren stattfinden. 1993 gründete sich der Förderverein „Kirche Rechlin-Nord e.V.“. Ohne Unterstützung der damaligen Landeskirche Mecklenburgs wurde die Kirche hergerichtet. Der Verein beschaffte Glocken, eine Ahlborn-Orgel, Gestühl und Altarmöbel. Drei Jahre lang wurde hin und her überlegt, ob es Sinn macht als Kirchengemeinde diese Kirche wieder zu nutzen. Dann übergab die Bundeswehr offiziell die Kirche an die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs. Olaf Bauer bekam u.a. für seinen Einsatz für die Kirche Rechlin das Bundesverdienstkreuz verliehen.

 

1996 kam der erste Pastor, Armin Schmersow, nach Rechlin. Ein Glücksfall, denn das kirchliche Leben in der Gemeinde wuchs. Verena Häggberg ist die aktuelle Pastorin. Rückblickend sieht sie die Restaurierung und Wiederbelebung der Kirche Rechlin-Nord positiv, „weil das damals ein großes Aufbruchszeichen und ein inhaltliches Signal war, dass man sagt, man will dieses Gebäude christlich nutzen und in die Gesellschaft christlich ausstrahlen. Rein praktisch muss ich natürlich sagen, ist es eine zusätzliche Verantwortung, die wir haben, aber die kann ich sehr gut mit dem Förderverein teilen. Ich freue mich, dass wir da unterstützt werden, denn wir als Gemeinde könnten uns faktisch dieses große Gebäude eigentlich gar nicht leisten“.

 

Wie in jedem Jahr so wird, wie vor 30 Jahren, in der Kirche Rechlin – Nord am Ostufer der Müritz ein großer Weihnachtsgottesdienst gefeiert.

Quelle: ELKM (hjk)