Kulturwoche in Rövershagen Zusammenkommen im "Haus des Lebens"

Von Marion Wulf-Nixdorf

Aus einer ehemaligen Garage wurde die Bar „Veranda“. Klaus Kunze, Pastorin Katharina Gladisch und Edith Herkel (v.l.).

Foto: Marion Wulf-Nixdorf

18.08.2022 · Rövershagen. Was macht man mit einem Pfarrhaus, wenn der Pfarrsitz an einem anderen Ort festgelegt ist? Verkaufen? Vermieten? Behalten? Wie mit Leben füllen? In Rövershagen bei Rostock gibt es tolle Ideen.

Rechts ist der Gemeindeteil, links der Vereinsteil. An der Wand hinter dem gemeinsamen Foyer sind viele Porträts zu sehen, alles Menschen, die sich hier besonders engagieren. Der Verein „genau-SOunterwegs e.V.“, der sich im Mai 2021 gründete und 32 Mitglieder hat, hat Räume im Pfarrhaus Rövershagen von der Kirchengemeinde gemietet und will – wie es der programmatische Name sagt – gemeinsam mit der Kirchengemeinde ein „Haus des Lebens“ gestalten.

Hier sollen sich Menschen begegnen können, Christen und Nichtchristen, Alteingesessene und Zugezogene. Inzwischen sind alle Räume liebevoll eingerichtet. Der eine oder andere Rövershäger wird sich vielleicht gern wieder auf seinen Stuhl, an seinen Tisch setzen. Viel Mobiliar hat auch der ortsansässige Besitzer von „Karls Erdbeerhof“ zur Verfügung gestellt.

Es gibt eine „Gute Stube“ mit sechs bis acht Plätzen, in der zum Beispiel jeden dritten Freitag im Monat ab 19 Uhr Sofa-Abende, offene Gesprächsabende stattfinden. Hier wurden auch schon sogenannte Wohnzimmerkonzerte veranstaltet mit der Möglichkeit zum Austausch mit den Künstlern. An jedem ersten Donnerstag im Monat treffen sich Vereinsmitglieder, die sich über Besuch von Nicht-Mitgliedern freuen. Im „Salon“ ist für Veranstaltungen mehr Platz am großen Tisch.

 

Kirche und Verein: ein „Haus des Lebens“

Die „Bude“ ist ein Raum für Workshops, der auch vermietet wird für „Erste Hilfe am Kind“, Progressive Muskelentspannung und Autogenes Training. An einem runden Tisch ist ein Schachbrett aufgemalt – hier trifft sich die Arbeitsgruppe Schach „Schwarz, Weiß, Matt“ mit Rüdiger Schmidt jeden vierten Donnerstag im Monat. Trommelworkshop, Whatsapp und „Sitzen im Schwitzen – Sitzgymanstik für Altersfortgeschrittene“ finden in der „Bude“ statt.

 

Etabliert in dem einen Jahr des Bestehens hat sich auch das „Kino Fusilli“: Jeden zweiten Mittwoch im Monat treffen sich Kinder auf dem Dachboden zu Kinderfilmen und gemeinsamem Nudelessen. Im Winter mit warmen Decken. Es gibt eine gut ausgestattete Küche und zwei Bäder. So können auch Pilger untergebracht werden. Und eine Gruppe klimaaktiver Fahrradfahrer, die im Garten gezeltet hat, konnte Toilette und Dusche benutzen.

Gerade erst fertig ist die „Veranda“, ein kleines Häuschen. Sie kam zum ersten Mal nach dem Konzert mit Dirk Zöllner Mitte Juli in Nutzung. Joachim Düwel, langjähriges Kirchengemeinderatsmitglied, meinte, aus dem früheren Apfelkeller, dann Lagerraum, könne man doch etwas machen. Eine Bar zum Beispiel, einen Ort, an dem man Getränke nach Veranstaltungen ausschenken kann. Pastorin Katharina Gladisch und der Schatzmeister des Vereins, Alexander Wolsza sowie Düwel starteten einen Arbeitseinsatz, und innerhalb kürzester Zeit war die „Veranda“ genannte Bar fertig. Sie ist frisch gestrichen, mit einem Tresen ausgestattet, an der Wand hängt eine Angebotstafel – mit moderaten Preisen für Getränke. Der Weg von der Kirche zur Bar ist viel dichter als zum Pfarrhaus, und im Sommer kann man sich auf die Wiese setzen.

So wie jetzt schon die Senioren des Ortes den Pfarrgarten unter den Schatten spendenden Bäumen für ihr alle zwei Wochen stattfindendes Seniorenkaffee „Bingo“ nutzen. Weiße Tischdecken, Blumen – einladend sieht es aus. Verein und Kommune haben einen Vertrag geschlossen, dass der Verein für den Ort die Seniorenbetreuung übernimmt, erzählt Edith Herkel, von Anfang an aktiv im Verein dabei.


Es freut alle, dass auch Schüler der beiden Rövershäger Schulen das „Haus des Lebens“ für Projekte nutzen. Vieles ist im Haus möglich, gute Ideen sind weiter gefragt. Im Kirchengemeindeteil ist ein heller, freundlicher Saal, der sicher künftig in der kühlen Jahreszeit noch mehr genutzt wird, wenn die Kirche wegen der Energiekosten noch weniger oder gar nicht mehr geheizt werden wird, meint Pastorin Gladisch.

 

Zweite Kulturwoche vom 19. bis 28. August

Vom 19. bis 28. August findet die zweite Kulturwoche statt. Die erste im vergangenen Jahr stand im Schatten der Corona-Pandemie und der ungesicherten Finanzen. Da gab es so manche schlaflose Nacht, ob die Eintrittsgelder reichen würden. Das ist in diesem Jahr anders. Dank der „Arbeitsgruppe Eisenbahn“, die etwas ins Rollen bringen will, und der Hilfe von Klaus Kunze, einem neuen Vereinsmitglied aus dem benachbarten Mönchhagen, der in seinem Berufsleben Prokurist an der Stadthalle Rostock war, sind Fördermittelanträge geschrieben worden – bei viel Kaffee, wie die Pastorin erzählt. So sind mehr als 4000 Euro Fördermittel von der Ehrenamtsstiftung, der OSPA, dem Landkreis und der Kommune zusammengekommen.


Los geht’s am Freitag, 19. August, um 18 Uhr mit der Ausstellungseröffnung von Maria Müller, Malerin aus Baumgarten, und Carlo Leopold Broschewitz, Maler und Bildhauer aus Kambs bei Bützow. Sie wird täglich bis zum 28. August von 14 bis 18 Uhr geöffnet sein. Um 19 Uhr gibt es Musik von Juan Mesa, Gitarre, und Holger Mantey, Piano und Drums.

Am Samstag, 20. August, um 19 Uhr kommen „Die Daffkes“ mit ihrem Klappstuhlkonzert. Ihr Barkas wird zur Bühne umfunktioniert. Sie spielen Chansons der 1920er-Jahre. Besucher sind gebeten, einen Klappstuhl mitzubringen. Wer keinen hat – ein paar hauseigene gibt es auch.

Am Mittwoch, 24. August, um 18 Uhr heißt es „Zusammenkommen im Paradiesgarten“. Eingeladen sind alle Vereine von Feuerwehr bis zu den Sportvereinen, auch die Nachbarn. Am Freitag, 26. August, 19 Uhr, kommen die „Akkordarbeiter“ mit Rock-, Pop-und Folkklassikern.

Die Kulturwoche endet am Sonntag, 28. August, ab 14 Uhr mit einem Gemeindefest, zu dem auch ein Theatergottesdienst gehört.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung