Jugendliche aus dem Kirchenkreis Mecklenburg setzen Zeichen für Klimaschutz 5000 Esskastanien in den Waldboden gepflanzt

Wie auf einem Ameisenhauen wirbelten die Jugendlichen bei der Pflanzaktion umher.

Foto: C. Meyer

08.11.2021 · Friedland/Sandhagen. Ganz leicht – fast als würden sie freundlich winken – wiegten sich am Ende 5000 Esskastanien-Setzlinge im Herbstwind: 60 Mädchen und Jungen zwischen 13 und 16 Jahren sowie das Betreuerteam setzten beim Friedland Klimacamp am Wochenende (5.-7. November) mit ihrer Baumpflanzaktion im Kirchenwald bei Sandhagen ein Zeichen für den aktiven Klimaschutz. Das Evangelische Kinder- und Jugendwerk Mecklenburg hatte die Aktion mit Partnern vorbereitet.

Mit heißem Apfelsaft und einem Stück Kuchen in der Hand sitzen Lossa, Svea und Emma fröhlich auf weichem Waldboden. Die Mädchen blicken auf das einen halben Hektar große Pflanzareal. Dort hatten sie bis eben gemeinsam mit den anderen Klimacamp-Jugendlichen gut 90 Minuten in Dreier-Teams gewirbelt: Pflanzlöcher im Abstand von einer Spatenstiellänge graben, Baumsetzlinge vorsichtig einsetzen, Erdreich auffüllen und fest andrücken. „Bestimmt 50 kleine Bäume haben wir in den Boden gebracht“, rechnen die Klima-Aktivistinnen hoch. Die vis a vis sitzenden Jungs bringen „nur“ 45 Bäume auf die Waage. Gekicher über den internen Wettbewerb der jungen Leute aus der Kirchengemeinde Pinnow bei Schwerin. „Es hat total Spaß gemacht. War echt cool“, sagen Martin und Clemens. „Wir kommen bestimmt mal wieder vorbei und schauen, wie groß die Kastanien dann schon sind.“ Das haben sich die Mädchen auch fest vorgenommen.

 

„Ich bin begeistert von den Jugendlichen, dass diese so voller Elan dabei sind. Mir hat es Spaß gemacht, über das Feld zu gucken. Es glich einem Ameisenhaufen“, so die mecklenburgische Kinder- und Jugendpastorin Hanna Wichmann. Christof Klaiber ist ebenso erstaunt, wie schnell das von seinem Team vorbereitete Waldstück aufgeforstet ist. „Wir pflanzen erstmalig Esskastanien, die den Folgen des Klimawandels besser standhalten können. Denn die Trockenheit und Dürre der vergangenen drei Jahre setzen vor allem Fichten und Buchen stark zu“, erläutert der Kirchenforstamtsrat. Die aus Südeuropa stammende Kastanie ist wärmeliebend und kann mit weniger Wasser auskommen. Grundsätzlich setze die Kirchliche Forstbetriebsgemeinschaft MV eigentlich auf heimische Baumarten, „aber wir versuchen das jetzt mal“.

 

Workshops mit praktischen Erfahrungen

 

In das Zukunftsthema Klima- und Naturschutz sowie Nachhaltigkeit waren die Mädchen und Jungen, die vor allem aus der Propstei Neustrelitz aber ebenso aus anderen Teilen Mecklenburgs auf den Erlebnis-und Kulturbauernhof hoblaho angereist waren, schon am Vormittag ganz praktisch eingetaucht. So bastelte eine Gruppe kleine Insektenhotels aus alten Blechdosen. Bunt umwickelt mit Wollfäden und Krepppapier, gefüllt mit Holzwolle und kleinen Hohlstäbchen sollen diese Wildbienen, Florfliegen und anderen Insekten einen passenden Ort zum Nisten bieten. „Klar, wir haben schon eine Friday for Future-Demo in Neustrelitz organisiert“, berichtet Muriel. „Viele von uns interessiert der Klimaschutz: Es geht ja um unsere Zukunft.“ Aber bei Aktionen engagierten sich noch zu wenige, findet auch Isabel. Ihre Eltern würden aber ihren Einsatz für den Klimaschutz sehr unterstützen. „Wir diskutieren öfter auch am Frühstückstisch darüber“, so die Schülerin aus Neustrelitz.

 

Weitere Workshops fanden direkt im Wald statt: Nina und Lea aus Neubrandenburg sowie Sofie und Milena aus Friedland und Umgebung lernen etwas ganz Neues kennen: Landart. Ohne Klebstoff, Band oder Nägel werden dabei mit Naturmaterialien, wie Rinde, Zweigen, Gräser oder Farn, fantasievoll Kunstwerke direkt im Wald installiert. Ein Stück weiter sammeln zwei Gruppen Äste, Baumstämme und Blätter. Daraus bauen sie Schutzhütten. „Zuerst muss ein passender Standort gefunden werden. Nicht in einer Mulde, in der sich Regenwasser sammeln kann. Und ebenso nicht auf einem Hügel. Denn dort weht der Wind zu stark“, erklärt Teamer Ben Arp, der gemeinsam mit Teamerin Sarah Düwell einen Unterschlupf als Modell für die Jugendlichen schafft.

 

Junge Leute löchern Förster mit Fragen

 

Gut 50 Meter weiter stapfen zwei Gruppen mit je einem Förster auf Erkundungstour quer durch Wald von Sandhagen. Sophie aus Graal-Müritz und die die anderen Mädchen löchern Robert Engel und Kristof Nippe vom Landesforst MV mit unzähligen Fragen. Ist die Rinde hier ab, weil der Borkenkäfer dem Baum zu schaffen macht? Was findet sich alles an Gewürm im Waldboden? Was sind das für Larven auf den Blättern? Wie wachsen neue Bäume aus den herabgefallenen Eicheln … „Einfach klasse, wie interessiert diese jungen Leute sind. Und wieviel sie schon von Kreisläufen in der Natur wissen“, zeigen sich die beiden Förster begeistert, bevor sie am vermehrten Harzfluss eines Baumes erklären, was es heißt, wenn Stress den Wald als lebenswichtiger Sauerstoff-Produzent bedroht.

 

Gesägt, geschliffen, gebohrt und geschraubt wurde beim Workshop „Wir bauen ein Vogelhaus“. Auch hier sind die Mädchen und Jungen nicht zu bremsen. Diskutieren wie das Dach aus Baumscheiben am besten hält und einigermaßen dicht wird, um die späteren gefiederten Bewohner gut zu behausen. Weltweite Zusammenhänge, regionale Umweltsünden und -katastrophen, die das Klima bedrohen, bringt Jannis Herzog von Plant for the Planet mit seinem Weltspiel bei den jungen Klima-Aktivisten ins Gespräch.

 

Großer Klimawald im Kirchenkreis als Idee

 

Mit jeder Menge Spaß und Freude verbesserten die Jugendlichen beim 1. Klimacamp ihren ökologischen Fußabdruck und setzten ein tausendfaches Zeichen für mehr Klimaschutz. Pastorin Hanna Wichmann plant in Gedanken schon eine Neuauflage: „Im kommenden Frühjahr in der Propstei Wismar und natürlich wieder in einem Kirchenwald.“ Mitstreiter Christof Klaiber denkt indes schon weiter. „Diese lokalen Aufforstungen sind ganz wichtig. Ein richtig großer Klimawald des Kirchenkreises Mecklenburg mit mehr als 20 Hektar – wofür wir eventuell Ackerland aufforsten – würde das Thema noch mehr voranbringen“, so der Wunsch des Kirchenforstamtsrat. Eine freiwillige Helferschar, die so emsig wie die Jugendlichen im Friedland Klimacamp waren, finde sich bestimmt aus den 220 mecklenburgischen Kirchengemeinden. Es wäre zudem ein Baustein für den beschlossenen eigenen Klimaschutzplan 2030.

 

Spenden zum Kauf von Baumsetzlingen gesucht

 

„Mit jedem Setzling leisten wir einen guten Beitrag zur Gesunderhaltung unseres einheimischen Waldes in Mecklenburg und gleichzeitig nehmen wir Anteil an der weltweiten Klimaverbesserung“, ergänzt Pastorin Wichmann. „Mecklenburg ist übrigens eines der waldärmsten Bundesländer und kann wirklich Bäume, pflanzaktive Menschen jedes Alters und Baum-Spenden dringend gebrauchen.“

 

Spenden werden erbeten an:
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
im Zentrum Kirchlicher Dienste Mecklenburg
IBAN: DE72 5206 0410 0005 3015 05
BIC: GENODEF1EK1
Bank: Evangelische Bank
Verwendungszweck: „Kirchenbäume“

 

Weitere Informationen: www.ejm.de und https://a.plant-for-the-planet.org/de/

Quelle: ELKM (cme)


Bildergalerie

(© ELKM/C. Meyer)


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