Reaktionen auf Amtsverzicht von Erzbischof Stefan Heße Landesbischöfin: Kirche darf keinen Raum für Missbrauch bieten

19.03.2021 · Hamburg. Erste Reaktionen aus dem Norden auf den angekündigten Amtsverzicht von Erzbischof Stefan Heße kommen vor allem von Frauen. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt zollt ihm Respekt. Die Katholische Frauengemeinschaft schlägt einen anderen Ton an.

Nach Worten von Nordkirchen-Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt verdient der am Donnerstag (18.03.2021) angebotene Amtsverzicht des Hamburger katholischen Erzbischofs Stefan Heße Respekt. Das zuvor vorgestellte Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im katholischen Erzbistum Köln sei ein weiterer wichtiger Schritt zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, sagte sie am Freitag gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage. Hingegen kritisiert die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) Hamburg Heßes Verhalten.

 

Heße hatte am Donnerstagabend angekündigt, den Papst um Entbindung von seinen Aufgaben zu bitten. In dem Gutachten werden Heße schwere Versäumnisse im Umgang mit Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs während seiner Zeit als Hauptabteilungsleiter Personalseelsorge im Erzbistum Köln vorgeworfen.

 

Auch die evangelische Nordkirche habe sich dem Leid, dem Schmerz und der Suche nach Gerechtigkeit der von sexualisierter Gewalt betroffenen Menschen weiterhin entschlossen zu stellen, sagte Kühnbaum-Schmidt. "Ebenso müssen wir weiterhin klar, transparent und entschieden erlittenes Unrecht anerkennen, dessen Aufarbeitung aktiv ermöglichen und den strukturellen Ursachen sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche konsequent nachgehen." Zugleich solle umfassende Präventionsarbeit dafür sorgen, jede Form sexualisierter Gewalt zu verhindern, so die Landesbischöfin.

 

Es sei mehr als bedauerlich, dass es zum Einräumen von Fehlern und zum Amtsverzicht des am Donnerstag veröffentlichten Rechtsgutachtens bedurfte, das den Erzbischof in die Ecke gedrängt habe, sagte Gabriele Semrau, Landesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Hamburg. "Wir erwarten von einem Kleriker, einem Seelsorger, dass er eine moralische Verantwortung übernimmt und sich auch seiner Schuld als Mensch und Christ bewusst wird."

 

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) führt ihrerseits einen Prozess zur Aufklärung von sexuellem Missbrauch durch. 2018 legte die EKD ein Konzept für die Aufarbeitung vor. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs ist Mitglied des Beauftragtenrates der EKD, der die Aufklärung koordiniert.

Quelle: epd