Nordkirche Neu gewählte Bischöfin Fehrs: Kirche wird durch Pandemie digitale

Zu den ersten Gratulanten der wiedergewählten Bischöfin Kirsten Fehrs (vorne) gehörten v.l.: Bischof Tilman Jeremias (Sprengel Mecklenburg und Pommern), Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Foto: Nordkirche/Hernandez

06.06.2021 · Hamburg. Mit großer Mehrheit ist Bischöfin Kirsten Fehrs (59) am Sonnabend im Michel von der Landessynode der Nordkirche wiedergewählt worden. 141 von 145 Mitglieder des Kirchenparlaments gaben der Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck ihre Stimme für eine zweite Amtszeit. Es war die erste digitale Bischofswahl in der Nordkirche, nur das Synodenpräsidium tagte real im Michel.

Im Zentrum ihrer zweiten Amtszeit stehe für sie die Frage, wie die evangelische Kirche eine hohe Präsenz halten könne, obwohl finanzielle und personelle Ressourcen immer knapper werden, sagte Fehrs. Momentan gehen die Einnahmen aus der Kirchensteuer wegen der Pandemie zurück, mittelfristig sinken sie laut Studien, weil immer weniger Menschen Kirchenmitglied sind. Wichtige Felder bleiben für die Theologin die diakonischen Einrichtungen, Jugendbildung, Kitas und soziale Arbeit.

 

Angesichts sinkender Einnahmen der Kirchengemeinden im Norden rät Fehrs dazu, sich die Aufteilung der Aufgaben anzusehen. „Nicht jede Gemeinde muss alles machen“, sagte sie. Das betreffe etwa den Konfirmandenunterricht, Seniorenkreise oder Chöre. Auch Fusionen von Gemeinden werden laut Fehrs zu einem wichtigen Thema. Doch ein echtes Zusammenwachsen brauche Zeit.

 

Als Folge der Pandemie wird die Kirche künftig viel digitaler werden, zeigt sich Fehrs überzeugt. In der Corona-Zeit hätten viele Gemeinden interaktive Formen des Gottesdienstes über das Internet entwickelt. Eine Gemeinde, die einfach nur ihren Pastor filmt, benötige man nach der Pandemie jedoch nicht mehr. „Dabei brauchen digitale Formate sicherlich eine andere Form und eine andere Sprache“, sagte sie.

 

Seelsorge als "Muttersprache der Kirche"

 

In den sozialen Medien wird die wiedergewählte Bischöfin auch künftig nicht aktiv werden - im Gegensatz etwa zu Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, die ein Twitter-Konto unterhält. „Da bin ich zurückhaltend“, gibt sie zu, auch wenn man über soziale Netzwerke viele junge Menschen erreichen könne. Doch für die sozialen Medien müsse man Zeit haben, sagt sie. Hohen Respekt habe sie zudem vor der Schnelligkeit und der Verkürzung.

 

Als weiteren Schwerpunkt ihrer künftigen Arbeit nennt Fehrs die Seelsorge als „Muttersprache der Kirche“. Momentan stehe die Frage im Raum, „wie wir nach der Pandemie die Krise verarbeiten und wieder lernen, unbeschwerter zu leben.“ Trotz einer 75-Stunden-Woche macht die 59-Jährige den Stress nicht an der Menge der Arbeit fest - sondern an der Art. Stressig sei es dann, wenn Probleme und Konflikte aufkämen.

 

Einen Teil ihrer Arbeitszeit möchte Fehrs auch künftig für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einsetzen. Sie kündigte an, bei der Wiederwahl des Gremiums im Herbst antreten zu wollen. Keine Angaben machte sie zu einer möglichen Kandidatur für den Ratsvorsitz. Neben der westfälischen Präses Annette Kurschus wird die Hamburgerin als mögliche Kandidatin gehandelt. Amtsinhaber Heinrich Bedford-Strohm tritt nicht wieder an.

 

Nachfolgerin von Maria Jepsen

 

Fehrs wurde am 12. September 1961 in Wesselburen an der schleswig-holsteinischen Westküste geboren. Nach Studium und Ordination war sie Gemeindepastorin im holsteinischen Hohenwestedt und Bildungsreferentin sowie Personal- und Organisationsentwicklerin. 2006 trat sie das Amt als Pröpstin und Hauptpastorin an der Hauptkirche St. Jacobi an.

 

Im Juni 2011 wurde sie als Bischöfin gewählt und im November im Lübecker Dom in ihr Amt eingeführt. Fehrs war Nachfolgerin von Maria Jepsen, der weltweit ersten lutherischen Bischöfin. Sie ist Bischöfin für den Sprengel Hamburg-Lübeck, der neben den beiden Hansestädten auch das Hamburger Umland und den Kreis Herzogtum Lauenburg umfasst.

Quelle: epd/kmv