Landesmuseum Greifswald zeigt Gerichtsakten Ausstellung zur vermeintlichen Hexe Sidonia von Borcke

30.06.2021 · Greifswald.

Im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald ist am Dienstag eine Kabinettausstellung zur vermeintlichen Hexe Sidonia von Borcke (1548-1620) eröffnet worden. Damit werden 400 Jahre nach der Hinrichtung der pommerschen Adligen ihre Gerichtsakten aus dem Bestand des Landesarchivs Greifswald erstmalig im Pommerschen Landesmuseum präsentiert, sagte Dorota Makrutzki, Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg und Leiterin des EU-geförderten Projekts „Die Akte Sidonia“.

 

Bis zum 1. August werden Teile der drei Aktenbände aus der Zeit von 1605 bis 1620 gezeigt, die insgesamt aus über 1.000 Seiten an Protokollen, Briefen und Notizen bestehen. Die Prozessakten mit Sidonias eigenhändiger Unterschrift geben Einblick in eine „traurige Geschichte“, so Kulturreferentin Makrutzki. „Als angeklagte Hexe musste Sidonia von Borcke viele Grausamkeiten über sich ergehen lassen.“

 

Wegen des ihr als unverheirateter Frau vorenthaltenen Rechts, selbst über ihr väterliches Erbe verfügen zu dürfen, prozessierte Sidonia gegen ihren Bruder und Herzog Johann Friedrich. Nach dem Tod ihres Bruders Ulrich trat sie 1604 in das evangelische Jungfrauenstift Kloster Marienfließ ein. Dort fügte sie sich nicht in die strenge Klosterordnung und wurde schon bald von den Klosterfrauen der Hexerei beschuldigt.

 

Am 21. November 1619 wurde Sidonia von Borcke festgenommen. Unter Folter bekannte sie sich in allen 72 Punkten der Anklage schuldig. So sollte sie für den plötzlichen Tod des Herzogs Philipp II., der Priorin, eines Priesters und ihres Bruders verantwortlich sein. Zudem wurde ihr Wahrsagerei und Sex mit ihrer Katze vorgeworfen. Am 1. September 1620 wurde sie in einem Hexenprozess zum Tode verurteilt und am 28. September in Stettin mit dem Schwert hingerichtet. Ihr Leichnam wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

 

Aus Anlass des 400. Todestages Sidonias wurden die Prozessakten über mehrere Monate aufwendig restauriert. Aufbewahrungsort der Manuskripte ist das Landesarchiv Greifswald. Aus konservatorischen Gründen würden sie auch künftig nicht im Lesesaal einsehbar sein, so Landesarchivdirektor Martin Schoebel. Dafür sei aber geplant, die Akten zu digitalisieren und über die Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern allen Interessierten zugänglich zu machen.

 

Mit dem Ziel, „Sidonia eine Stimme jenseits der Legenden zu geben“, ist bereits vor einem Jahr in Deutschland und in Polen ein interdisziplinäres Projekt mit dem Namen „Die Akte Sidonia“/ „Akta Sydonii“ gestartet. Zu den Ergebnissen gehören unter anderem Hörbeiträge, in denen die vielen Widersprüche rund um die Geschichte Sidonias zum Ausdruck kommen, so Kulturreferentin Makrutzki.

 

Zu finden sind die Hörbeiträge unter www.S1620.eu, oder auf dem YouTube-Kanal des Pommerschen Landesmuseums.

Quelle: epd