Holocaust Zeitzeugin gestorben Bundespräsident kondoliert zum Tod von Esther Bejarano

10.07.2021 · Berlin, Hamburg. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Tod der Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano ihren Hinterbliebenen sein Mitgefühl ausgesprochen. „Wir verlieren mit ihr eine mutige Persönlichkeit, die sich bis zuletzt für die Verfolgten des Naziregimes eingesetzt hat“, schrieb Steinmeier in einer Kondolenznote an die Kinder. „Mit ihrem Tod haben wir einen großen Verlust erlitten.“

Die deutsch-jüdische Auschwitz-Überlebende war am Sonnabendmorgen nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 96 Jahren gestorben, teilten ihre Familie und das Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland am Sonnabendmorgen in Hamburg mit. Bejarano engagierte sich bis ins hohe Alter im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus und suchte dabei vor allem das Gespräch mit Jugendlichen, um von den Verbrechen der Nazizeit zu berichten.

 

Steinmeier würdigte ihr Engagement. „Nach dem Krieg war es ihr eine innere Verpflichtung, als Zeitzeugin die Erinnerung an die Gräueltaten des Naziregimes wach zu halten und vor allem junge Menschen vor den Gefahren des Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu warnen“, schrieb er. Sie habe das Auschwitz-Komitee gegründet und damit viele Bildungsreisen in Konzentrationslager und Veranstaltungen gegen das Vergessen ermöglicht. Auch als Sängerin stand Esther Bejarano auf der Bühne. „Wer sie je in ihrem musikalischen Element erlebt hat, wird sich immer daran erinnern: So mitreißend war sie!“, erklärte Steinmeier.

 

Die 1924 in Saarlouis als Tochter eines jüdischen Kantors geborene Esther Loewy wurde 1943 von den Nazis nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte als Akkordeonspielerin im „Mädchenorchester“, kam dann ins KZ Ravensbrück, konnte schließlich von einem „Todesmarsch“ fliehen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Esther Bejarano einige Jahre in Israel, bevor sie 1960 mit ihrer Familie nach Deutschland zurückkam. 

 

Bejarano engagierte sich in der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ und im „Internationalen Auschwitz-Komitee“. Sie ging zu Zeitzeugen-Gesprächen in Schulen und trat als Sängerin auf, seit 2009 vor allem mit der Rap-Gruppe Microphone Mafia aus Köln.

 

Quelle: epd