Auf Usedom leitet der Zwölfjährige Jasper Möller-Titel den Posaunenchor "Ich wollte gern mal Verantwortung übernehmen"

Von Nicole Kiesewetter

Der Posaunenchor aus Benz von der Insel Usedom wird vom Zwölfjährige Jasper Möller-Titel geleitet.

Privat

20.02.2021 · Insel Usedom. Er spielt Flügelhorn, Klavier und Saxofon - und er ist mit ziemlicher Sicherheit der jüngste Posaunenchor-Leiter Deutschlands: Der zwölfjährige Jasper Möller-Titel aus Benz von der Ostseeinsel Usedom.

"Das ist alles relativ unspektakulär", sagt Jasper, wenn man ihn auf sein ehrenamtliches musikalisches Engagement in so jungen Jahren anspricht. Seine Eltern, ein Landwirt und eine Pastorin, würden auch beide Blechblasinstrumente spielen. "Ist ja klar, dass man dann damit aufwächst."

Als Familie - die Eltern, Jasper und seine beiden jüngeren Geschwister - hätte sie im Jahr 2019 an einer Bläserfreizeit des Posaunenchorwerks im Bläserzentrum im mecklenburgischen Barkow teilgenommen, erzählt der aufgeweckte Schüler. Das habe sehr viel Spaß gemacht. Und im Anschluss habe Martin Huss, der Landesposaunenwart von Mecklenburg-Vorpommern im Posaunenwerk der Nordkirche, den Vorschlag gemacht: "Ihr seid fünf Leute, ihr könnt doch einen eigenen Posaunenchor gründen".

"Ja, dann könnte ich das ja werden"

"Da hat mein Vater gesagt: Ja, dann brauchen wir noch einen Chorleiter. Und ich habe gesagt: Ja, dann könnte ich das ja werden", erinnert sich Jasper. Daraufhin hätten sie sich offiziell beim Landesposaunenwerk angemeldet. "Und das war eigentlich alles." Der erste größere Auftritt des neuen Mini-Chors, zu dem ab und zu noch zwei, drei andere Bläser dazukommen, sei der Weihnachtsgottesdienst 2019 gewesen, erinnert sich Jasper. "Dann gab es noch zwei offizielle Auftritte im letzten Frühjahr - und dann kam Corona."

Landesposaunenwart Martin Huss unterstützt das Engagement von Jasper Möller-Titel. "Man muss den Leuten die Möglichkeit geben, sich auszuprobieren." Und Jasper habe viele gute Voraussetzungen: "Er ist ein sehr selbstsicherer Junge, stammt aus einer christliche Familie, in der alle selbst Bläser sind." So ein jugendlicher Einsatz sei auch deshalb erfreulich, weil die Zahl derer, die in Posaunenchören mitwirken, bundesweit rückläufig sei. "Die Situation, wie sie noch vor 40 oder 50 Jahren war, ist lange vorbei", so Huss. "Um so mehr freut es mich, wenn ein junger Mensch diesen Schritt wagt."

Gründe für die offensichtlich schwindende Attraktivität von Posaunenchören gebe es viele. "Für die meisten Jugendlichen ist Posaunenchor-Arbeit altmodisch", sagt Huss. Außerdem gebe es viele alternative Angebote, bei denen weniger Disziplin erforderlich sei. "Wenn Du zum ersten Mal eine Trompete in die Hand bekommst, dann kann es sein: Du übst ein Jahr und kriegst keinen Ton raus", so Huss. "Welche Jugendlichen haben dafür heute noch das Durchhaltevermögen?"

"Mal abwarten was draus wird"

Jasper scheint es zu haben. "Ich wollte einfach gern mal Verantwortung übernehmen", begründet er seine Entscheidung, die Chor-Leitung zu übernehmen. Natürlich habe auch er noch viel zu lernen. "Deshalb kann ich manchmal froh sein, dass der Posaunenchor im Wesentlichen aus Familienmitgliedern besteht", sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. Aber bei den regelmäßigen Proben könne er auch durchgreifen: "Wenn der Bass mehr staccato spielen soll, dann sag ich das und dann macht er das auch."

Vielleicht, sagt Jasper, gehe es für ihn auch beruflich später in eine musikalische Richtung: "Mal abwarten was draus wird." Jetzt hofft er erst einmal, dass sich die Corona-Lage verbessert und der Chor wieder auftreten kann. "Sonst spielen wir an Ostern eben wieder wie im vergangenen Jahr draußen in den Gemeinden. Da haben wir Ostern aufs Dorf gebracht."

Quelle: epd