"Mein Advent" Vier Kerzen, vier Fragen an: Sylvia Schacky

Sylvia Schacky

Foto: privat

13.12.2021 · Sanitz. Advent – das ist eine besinnliche Zeit der Vorfreude und Vorbereitung, der Stille und der Erwartung. Vier Kerzen am Adventskranz, vier Adventssonntage stimmen ein auf Weihnachten. Wir haben uns umgehört, welche Gedanken, Hoffnungen und Traditionen mitschwingen. Heute vier Fragen an Sylvia Schacky, Mitglied der mecklenburgischen Kirchenkreissynode.

Welche Hoffnungen haben Sie? 

 

Wir alle hatten gehofft, dass die Adventszeit in diesem Jahr wieder etwas normaler wird, doch die Corona-Pandemie hat uns stärker im Griff als je zuvor und trotzdem zünde ich am Sonntagmorgen die erste Kerze am Adventskranz an. Nicht als erstes die Lichterketten, wenn ich in die Wohnstube komme, nicht gleich alle vier Kerzen, nein, eine einzelne Kerze.

 

Ein vorsichtiges Zeichen für meine Hoffnung, dass uns ein Licht in der Dunkelheit auch in diesem Jahr den Weg weisen wird, denn es gibt so viele Menschen an die ich denke, wenn ich die Kerze entzünde werde: Kranke auf den Intensivstationen, Angehörige und Freunde, die sich um sie sorgen und Ärzte und Pfleger*innen die sie im Krankenhaus behandeln, Tag und Nacht; Kinder und Jugendliche, die Angst haben wieder Homeschooling als Schulalltag zu erleben und alleine gelassen zu werden; Ältere Menschen und Einsame die auf Hilfe angewiesen sind; Opfer von Krieg, Gewalt und Flucht, die nicht wissen wie sie überleben sollen.

 

Ich hoffe, dass alle Völker ihr Handeln für Frieden, Gerechtigkeit und Wohlergehen der Menschen einsetzten und das die Zukunft nicht dem Coronavirus gehört, sondern dem Leben und ich vertraue darauf, dass es hell wird, dass Weihnachten naht und alle hören: „Fürchtet euch nicht“.  

 

Welche Advents-Traditionen pflegen Sie?

 

Wie in jedem Jahr nehme ich mir die frisch geschnittenen Tannenzweige, den Strohkranz und unterschiedliche Dekorationsartikel zur Hand und fertige meinen eigenen Adventskranz an. Dabei kommen mir viele Advents -und Weihnachtslieder über die Lippen, die ich schon als Kind gerne gesungen habe. Traditionell werden bei uns am Sonnabend vor dem 2. Advent Vanillekipferl, Haselnussmakronen, Napoleonhütchen (Mürbeteiggebäck mit Marzipankugel zum Dreizack geformt) und Schoko – Orangenplätzchen gebacken. Ich bastle gerne Fensterschmuck, hänge Lichterketten auf, dekoriere weihnachtlich und stelle gemeinsam mit meinem Mann die Räuchermännchen, die Pyramide und die Engelskapelle auf. Und ganz zum Schluss werden die Krippe Figuren vorsichtig aus dem Papier gewickelt und im Stall aufgebaut.

 

Normalerweise besuchen mein Mann und ich ein Weihnachtskonzert, aber ob es in diesem Jahr so sein wird wage ich zu bezweifeln und ich schreibe Weihnachtsbriefe an meine Verwandten und Freunde, die sich immer sehr darüber freuen.

 
Was wünschen Sie sich für diese Adventszeit?

 

Ich wünsche mir Frieden. Frieden der in mir beginnt und Kreise zieht in die Familie, zu meinen Freunden, in die Gemeinde und darüber hinaus.

Ich wünsche mir den Blick aller Menschen für den Nächsten, Rücksicht und Respekt, Geduld, ein Lächeln und helfende Hände wo sie gebraucht werden. 

Ich wünsche mir ein schnelles Umdenken im Erhalt der Schöpfung für die kommenden Generationen, denn wir haben nur einen Planeten und es gibt keinen Plan B für die Geschöpfe Gottes und unsere Erde.

 

Was bedeutet die Adventszeit generell für Sie?

 

Die Adventszeit ist für mich eine Zeit der Vorfreude. Ich schreibe die Weihnachtspost, packe die ausgesuchten Geschenke liebevoll ein, backe Kekse, fülle selbstgemachte Adventskalender, schmücke das Haus und das Podest vor der Haustür, fertige den Adventskranz an und singe Advents – und Weihnachtslieder und mein Mann begleitet auf der Orgel oder dem Akkordeon. Ich denke an meine verstorbenen Eltern und Großeltern und an meine eigene Kindheit. Ganz bewusst halte ich mir Zeiten frei, die nicht schon von vornherein gefüllt sind und die Ruhe zulassen. Ich nehme mir jeden Tag mit Freude den Adventskalender „Der andere Advent“ zur Hand, halte inne und lasse mich mitnehmen von den Texten und Gedanken. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, mit diesem Lied im Gottesdienst beginnt die Adventszeit und stimmt mich ein auf dem Weg meine Herzenstür zu öffnen für das was dort im Stall zu finden ist. Für Gott, der an Weihnachten auch in meinem Leben neu ankommen möchte.

Quelle: ELKM/kirche-mv.de