Der sozialistischen Ideologie geopfert Rostocker Christuskirche wurde vor 50 Jahren gesprengt

Von Anne-Dorle Hoffgaard

Die Rostocker Christuskirche wurde am 12. August 1971 gegen 19 Uhr gesprengt.

Foto: Pfarrei Herz Jesu Rostock

12.08.2021 · Rostock. Am 12. August vor 50 Jahren wurde die katholische Christuskirche in Rostock auf Anordnung der SED-Führung gesprengt. Mit einer Gedenkstunde, Glockengeläut, einer Ausstellung und einem Zeitzeugen-Gespräch soll daran erinnert werden.

„Die Kirche muss weg“, soll SED-Chef Walter Ulbricht einmal gesagt haben, als er in Rostock direkt auf die Christuskirche zuging. Vor 50 Jahren, am 12. August 1971 gegen 19 Uhr, war es dann soweit: Die nahe des Kröpeliner Tores und damit am Rand des historischen Stadtzentrums gelegene neugotische Kirche wurde auf Anordnung der SED-Führung gesprengt. Innerhalb weniger Tage waren die Trümmer des größten katholischen Sakralbaus in Mecklenburg abtransportiert.

 

Die 1909 geweihte Christuskirche war ein 42 Meter langes, dreischiffiges Bauwerk mit Kreuzschiff und 68 Meter hohem Turm. Sie wurde 1944 zerbombt und bis 1947 unter großen Mühen in stark vereinfachter Form wieder errichtet. Sie gehörte zu den letzten Baudenkmälern in der DDR, die insbesondere wegen der geplanten Umgestaltungen zu sozialistischen Stadtzentren weichen mussten.

 

Allerdings wurde die geplante Neugestaltung der Fläche am Rostocker Schröderplatz nicht umgesetzt - „auf Grund von finanziellen Engpässen und des Mangels an Baumaterial“, heißt es auf einer Internetseite der Rostocker katholischen Pfarrei Herz Jesu zur Christuskirche. Die Fläche blieb bis 2012 unbebaut und diente als Parkplatz. Heute befindet sich dort ein Hotel. In das Gehwegpflaster und die Hotellobby eingelassen sind die Umrisse der früheren Kirche. Seit 2009 erinnert ein Denkmal am Schröderplatz an die gesprengte Kirche.

 

Der unter Mühen erkämpfte und genau zwei Monate vor der Sprengung geweihte Christuskirchen-Ersatzbau am Häktweg ist allerdings nicht so zentral gelegen wie die gesprengte Kirche. „Aber seit 50 Jahren ist für viele Katholiken die neue Christuskirche ihr Gemeindemittelpunkt und somit ein wichtiger Teil ihres Glaubensleben“, sagt Pfarrer Dietmar Wellenbrock. Gerade bei den älteren Gemeindemitgliedern sei die Erinnerung an die alte Kirche sehr groß, weil sie dort ihre Kinder- und Jugendzeit als sehr schön und lebendig erlebt hätten.

 

Auch darum soll am 12. August an die Ereignisse von 1971 erinnert werden. Um 10 Uhr ist ein Podiumsgespräch mit Zeitzeugen und den elften Klassen in der Don-Bosco-Schule geplant. Um 18 Uhr soll es eine Gedenkstunde am Mahnmal auf dem Schröderplatz mit Altbundespräsident Joachim Gauck und dem Hamburger Weihbischof Horst Eberlein geben. Eberlein wird dabei eine neue Stele mit Informationen zur ehemaligen Christuskirche enthüllen. Ab 19 Uhr, dem Zeitpunkt der Sprengung, sollen alle Rostocker Kirchenglocken läuten. Geplant ist auch eine Ausstellung zur alten Christuskirche im Vorraum der neuen Christuskirche.

 

Zum Jahrestag der Sprengung hat die Pfarrei Herz Jesu Rostock in limitierter Auflage eine 80-Cent-Gedenkbriefmarke drucken lassen, die gegen eine Spende von 4,50 Euro im Gemeindebüro der Christuskirche erhältlich ist. 180 der 200 Briefmarken sind schon verkauft worden.

Quelle: epd


Weitere Informationen unter: https://christuskirche-rostock.de/