Anspruchsvolles Farbenspiel im Raum der Stille In der St.-Marien-Kirche werden die künstlerischen Arbeiten fertiggestellt

25.08.2021 · Greifswald.

In dieser Woche erfolgt der Höhepunkt der Sanierung der Marienkapelle an der Greifswalder St.-Marien-Kirche. Der Glaskünstler Peter Sutton aus dem norwegischen Trondheim gestaltet die neuen Fenster, das Portal und den Fußboden. „Die riesige, eine halbe Tonne schwere Eichentür aus der Tischlerei M. Wandt ist mit Holzwinkeln belegt, die je nach Perspektive blau, golden und silbern leuchten. Das Farbenspiel setzt sich in der Kapelle fort“, beschreibt Pastorin Dr. Ulrike Streckenbach die künstlerische Gestaltung. „In den neuen Fenstern sind blau, gelb und rot gefärbte Gläser so zueinander gesetzt, dass sich die Farben mischen, wenn man sich davor bewegt. Im Fußboden spiegelt sich das Licht. Amanda Sutton aus England hat die aufwendig gestalteten Türbeschläge gemacht. Sie setzen noch einmal einen besonderen Akzent. Nicht genug damit, dass die Marienkapelle mit ihren wiederentdeckten mittelalterlichen Befunden ungeahnte Einblicke in die Anfänge unserer Stadt ermöglicht, mit der Ausgestaltung ist auch künstlerisch ein überaus anspruchsvoller Raum entstanden.“ Greifswald könne sich darüber freuen, ist die Pastorin überzeugt.

 

Künstler bezieht Besucherinnen und Besucher ein

 

Die Marienkapelle wird künftig als Raum der Stille genutzt. Peter Sutton wurde vor zwei Jahren damit beauftragt, sie zum Thema „Stille und Licht“ zu gestalten. Er entschied sich dafür, so mit dem Licht zu arbeiten, dass es in seinen Spektralfarben sichtbar wird. Durch die besondere Form der Gestaltung bezieht der Künstler die Besucherinnen und Besucher in das Kunstwerk mit ein, denn nur, wenn sie sich in aller Ruhe darauf einlassen und durch ihre Bewegungen und Perspektiven mit den Farben spielen, entfaltet das Werk seine gesamte Wirkung. „Die blaue Farbe überwiegt mit ihrer vielfältigen Bedeutung“, erläutert Ulrike Streckenbach die Arbeit des Künstlers. „Man wird an den Himmel und an das Meer erinnert, an Weite und Tiefe. Der überraschende und kostbare Fund des blauen Farbpigments Azurit in den Resten eines mittelalterlichen Kämpfers in der Kapelle korrespondiert damit. In jener Zeit wurde Blau mit Gold aufgewogen. Genauso wertvoll wird das sein, was die Menschen jetzt hier finden werden: Zeit, um sich auszuruhen und ungestört zu sein.“

 

Künstlerische Gestaltung gelang trotz Pandemie

 

„Die Gestaltung der Marienkapelle war unter den Pandemiebedingungen eine Meisterleistung“, ist Ulrike Streckenbach überzeugt. Die künstlerische Arbeit erfolgte in Trondheim, die Türbeschläge wurden nach den Entwürfen des Künstlers in England erst in Wachs gearbeitet und dann in Bronze gegossen. Das Traunsteiner Unternehmen Derix Glasstudios fertigte die Gläser an. „Alle handwerklichen Arbeiten als Voraussetzung für die Weiterarbeit wurden von Firmen hier vor Ort ausgeführt“, berichtet die Pastorin. Da gemeinsame Treffen und Beratungen nicht präsent stattfinden konnten, liefen alle Fäden im Architekturbüro Johannsen und Partner in der Steinbeckerstraße in Greifswald zusammen. „Die Marienkapelle lag Jahrhunderte lang im Schatten der Greifswalder Marienkirche und wurde früher als Kalkhaus und in den letzten Jahren als Abstellraum genutzt. Jetzt erwacht sie zu neuem Leben“, freut sich Ulrike Streckenbach. „Im Zusammenhang mit ihrer Sanierung wurden mittelalterliche Befunde sichtbar, die darauf schließen lassen, dass es sich hier um den ältesten fertiggestellten sakralen Raum der Stadt handelt. Die weitere Arbeit an der Kapelle brachte noch mehr zutage, unter anderem eine vierzeilige Inschrift. Deren Untersuchung verspricht schon jetzt neue Erkenntnisse über die Kultur und Frömmigkeit des 15. Jahrhunderts in unserer Region.“

Quelle: PEK (sk)