Wohlfahrtsfinanzierungsgesetz Diakonie MV startet Protestaktion "Beratung in Not"

06.08.2021 · Schwerin. Mit 48 Bannern und diversen Postern will die Diakonie in ganz MV auf die prekäre Situation der Beratungsangebote aufmerksam machen. Die Protestaktion „Beratung in Not. Menschen in Krisen nicht allein lassen!“ startete am Donnerstag in Schwerin.

Hintergrund ist das zum Jahresbeginn 2022 geplante Inkrafttreten des zweiten Teils des Wohlfahrtsfinanzierungsgesetzes. Das Land Mecklenburg-Vorpommern will damit die Verantwortung für die Beratung an die Kommunen übertragen und nur noch so viele Gelder zur Verfügung stellen, wie die Kommunen ihrerseits aufbringen. Diese Verhandlungen zwischen Land und Kommunen kommen laut Diakonie aber nicht voran.

 

Bislang sei noch komplett offen, mit welcher finanziellen Förderung die Beratungsangebote im kommenden Jahr planen können, kritisierte Diakonie-Landespastor Paul Philipps. „Das bereitet uns große Sorgen um der Menschen willen, die auf diese Beratungsangebote angewiesen sind.“ Betroffen seien insbesondere die allgemeine soziale Beratung, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie die Beratung von Suchtkranken und Schuldnern.

 

Ob die Menschen in MV mit ihren Sorgen und Nöten weiterhin wohnortnah beraten werden können, dürfe nicht von der Kassenlage der Kommunen abhängen, sagte Henrike Regenstein, Vorständin des Diakonischen Werkes. Der Ludwigsluster Stiftspropst Jürgen Stobbe sagte, Menschen in Krisen müssten zeit- und wohnortnah Hilfe finden. Der Staat sei gefordert, seine Verantwortung wahrzunehmen. Es sei völlig unverständlich, dass staatliche Stellen versuchten, die defizitäre Finanzierung auf die Träger abzuwälzen. „Wir machen keine Gewinne mit Beratung.“ Diese Angebote seien gemeinnützig.

 

Die Lage sei bereits jetzt vielerorts angespannt, sagte Kirsten Balzer, Geschäftsführerin des Diakoniewerks im nördlichen Mecklenburg. Wer in die Ehe-, Familien- und Lebensberatung oder die Schuldnerberatung ihres Diakoniewerks kommen möchte, müsse derzeit bis zu zehn Wochen warten. Nach den Sommerferien gebe es pandemiebedingt tendenziell viermal so viele Anfragen bei der Schuldnerberatung wie vor den Ferien.

 

Auch der Suchtberatung drohen nach Diakonie-Angaben Kürzungen. Das Diakoniewerk im nördlichen Mecklenburg bringt laut Balzer für seine Beratungsangebote derzeit zehn bis 40 Prozent Eigenmittel auf, für die allgemeine soziale Beratung sogar 60 Prozent. Die Diakonie befürchtet, dass der Eigenanteil größer werden könnte.

 

Laut Statistik gehörten im Jahr 2020 in MV 14 allgemeine soziale Beratungsstellen, drei Schuldnerberatungsstellen, elf Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen sowie 17 Suchtberatungsstellen zur Diakonie.

Quelle: epd