Bischof Jeremias predigte beim 20. Prerower Seemannskirchenfest "Kirchbaufördervereine sind der Schatz der Kirche in unserer Region"

Festgottesdienst in der Prerower Seemannskirche mit (v.l.): Justizministerin Katy Hoffmeister, Bischof Tilman Jeremias und der Vorsitzende des Fördervereins Susan Knoll mit dem Engel-Shirt.

Foto:A. Klinkhardt

08.08.2021 · Prerow. Als „Schatz unserer Kirche“ bezeichnete Bischof Tilman Jeremias die Kirchbaufördervereine im Land. Zum 25-jährigen Bestehen des Fördervereins Seemannskirche Prerow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst sagte er am heutigen Sonntag: „Das bedeutet ein viertel Jahrhundert hohes Engagement für diese Kirche, für den Bau und die Restaurierung, aber auch für das Leben in der und um die Kirche. Dass dieses wunderschöne Gebäude jetzt wieder in neuem alten Glanz erstrahlt, haben wir dem Förderverein zu verdanken, den zahlreichen Spenderinnen und Förderern und der Kirchengemeinde.“

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche predigte zum sogenannten „Israelsonntag“, an dem die evangelische Kirche jedes Jahr das Verhältnis zwischen Christentum und Judentum bedenkt, „eine enge Verwandtschaft, die dazu geführt hat, dass schon vom Beginn der Kirchengeschichte christliche Abgrenzung dem Judentum gegenüber beginnt, die immer wieder in christlichen Antijudaismus und sogar Judenhass umgeschlagen ist, auch beim späten Martin Luther.“ Umso wertvoller sei der christlich- jüdische Dialog der letzten Jahrzehnte: „Wir freuen uns darüber, dass in Mecklenburg- Vorpommern nach der Wende wieder jüdisches Leben entstanden ist, vor allem durch die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Wir gehören als Christinnen und Christen an die Seite unserer jüdischen Geschwister. Auch und gerade hier in unserem Bundesland. Wir sind verbunden als Menschen, die von Gott befreit wurden und deshalb leben können und sollen, wie es seiner Liebe zu allen Menschen entspricht.“

 

Umrahmt wurde der Gottesdienst vom 20. Seemannskirchenfest, das bereits seit Freitag mit Konzerten und einer Lichtshow gefeiert wurde. Tilman Jeremias sagte: „Wie gut, dass heute Semannskirchenfest ist. Denn unser Glaube gewinnt im Feiern Gestalt. Der Arbeit der Kirchengemeinde und des Fördervereins wünsche ich Gottes reichen Segen.“

 

Förderverein sammelt 500 000 Euro für Kirche

 

Segensreich für die zwischen 1726 bis 1728 erbaute Kirche hat der Förderverein in den 25 Jahren seines Bestehens bereits gewirkt: Über eine halbe Million Euro haben die Mitglieder gesammelt und damit den Kirchturm, den Altar und die Taufkapelle saniert. Zuletzt wurden die Bänke verbreitert und mit beheizbaren Sitzkissen versehen, da die Kirche keine Heizung verträgt. Die zehn bis zu zwei Meter großen Votivschiffe und Halbschiffe, die in der Kirche hängen, sind gereinigt und aufgearbeitet worden. Maßgeblichen Anteil daran hat Susan Knoll, seit 2014 Vorsitzende. Ihrer Energie, ihrer guten Vernetzung als Verlagsleiterin des Berliner Tagesspiegels und ihrem Charme ist es zu verdanken, dass die Zahl der Vereinsmitglieder von damals 34 auf heute 300 Frauen und Männer aus ganz Deutschland und bis in die Schweiz gewachsen ist – somit ist die „fröhliche Truppe“, wie Susan Knoll ihn augenzwinkernd nennt, heute größter Verein auf dem Darß. Die 60-Jährige ist überzeugt: „Jeder Mensch sollte etwas tun jenseits seiner Arbeit und der Familie. Dann würde unsere Gesellschaft anders aussehen.“ Die Ärmel hochkrempeln für den Verein würden gerade die, die nicht zur Kirche gehören. „Auch wenn die Hürde, in einen Gottesdienst zu gehen, bei vielen ausgesprochen hoch ist, bekommen sie leuchtende Augen, sobald es um ihre Seemannskirche geht. Da heißt es dann, klar backe ich Kuchen, natürlich schenke ich mit aus.“ So wie Elke Lüdecke, die 2. Vorsitzende, die bei ihrem ersten Einsatz für den Verein gleich 1000 Würstchen grillte. Bei Veranstaltungen wird der Prerower „Seemannskirchenwein“ verkauft, abgefüllt in einer badischen Winzerei.

 

Zum Verein gehören einige, die ebenso wie die Vereinsvorsitzende auf dem Darß ihren Zweitwohnsitz haben oder die Kirche als Touristen kennengelernt haben. Darunter der Musiker Dirk Michaelis, der jedes Jahr ein Konzert gibt, ohne Honorar zu verlangen, und Ali Zieme, der Schlagzeuger von den Prinzen, der bei den Festen Gläser spült oder Fleisch vom gespendeten Wildschwein verkauft.

 

Kirche ist Touristenmagnet

 

50 000 Touristen besuchen jedes Jahr die Prerower Seemannskirche, im Sommer halten hier täglich drei Busse voller Urlauberinnen und Urlauber. Ein Touristenmagnet, sagt Susan Knoll: „Wir sind alle sehr stolz auf unsere restaurierte Kirche. Sie ist eine Schönheit, man fühlt sich hingezogen von dem warmen und anheimelnden Backsteinbau. Ich freue mich, wenn Freunde, die lange nicht hier waren, sagen, die Kirche sieht jetzt so schön aus.“ Der Förderverein sei auch identitätsstiftend für Prerow und die umliegenden Dörfer, beobachtet sie: „Jung und Alt, Einheimische, Zweitwohnungsbesitzerinnen, Gäste und Urlauber feiern zusammen und engagieren sich zusammen für das Seemannskirchenfest. Seit ein paar Jahren organisiert unser Verein einen Tag vor Silvester einen Wintermarkt. Das Jagdhornblasen zum Abschluss ist inzwischen schon zum Ritual geworden, bei dem die Prerower das Jahr verabschieden.“

 

Aktuelles Projekt: „Wir haben in einer Holzkiste in der Sakristei einen Engel gefunden. Der war 20 Jahre verschollen und fehlte auf der Taufkapelle. Er ist wurmstichtig und  hat keine Arme mehr, aber ein ganz bezauberndes Gesicht.“ Dieses prangt jetzt auf den T-Shirts, die der Verein beim Fest verkauft. Die Aufschrift: „Ich bin ein Engel“.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)