100 Euro monatlich Landesarmutskonferenz MV will Corona-Zuschlag auf Grundsicherung

23.09.2020 · Schwerin.

Die Landesarmutskonferenz Mecklenburg-Vorpommern fordert wegen der Coronakrise einen befristeten Corona-Zuschlag von 100 Euro monatlich für Bezieher von Grundsicherung. Damit könnten die gestiegenen Kosten für Ernährung und andere Mittel des täglichen Bedarfs zumindest ansatzweise kompensiert werden, teilte die Landesarmutskonferenz am Mittwoch in Schwerin mit. Von der Mehrwertsteuersenkung profitierten arme Menschen bei Einkäufen des täglichen Bedarfs nicht wirklich, hieß es.

Mit Landesmitteln müsse den Kindern aus finanzschwachen Familien zusätzliche Nachhilfe ermöglicht werden, die wegen des Corona-bedingten Schulausfalls schwer aufholbare Bildungsdefizite zeigten, hieß es weiter. Angesichts der deutlichen Zunahme an häuslicher Gewalt müssten die Frauenhäuser im Land dauerhaft auskömmlich aus Landesmitteln finanziert werden. Zudem müsse in jedem Frauenhaus eine niedrigschwellige Kinderbetreuung vorgesehen und sichergestellt werden.

Weil in der Krisenzeit mehr Alkohol konsumiert worden sei und es Hinweise gebe auf eine erhöhte Zahl von Schwangerschaften, könnten möglicherweise mehr Kinder mit alkoholbedingten Schädigungen geboren werden. Daher müssten im Interesse von ungeborenen Kindern entsprechende Präventivprogramme entwickelt sowie betroffene Kinder die notwendige Betreuung erhalten.

Bei jeder erforderlichen Corona-bedingten Einschränkung müsse mitbedacht werden, welche Auswirkungen sie auf Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung hat. Noch immer gebe es Heime, die den Besuchskontakt mit Angehörigen erheblich erschwerten und mit unnötigen bürokratischen Hürden arbeiteten. Es müssten rechtzeitig Konzepte entwickelt werden, um Heimbewohner zu schützen und ihre Vereinsamung zu verhindern. Als erster Schritt sollten die Betreiber von stationären Einrichtungen verpflichtet werden, den Bewohnern kostenloses WLAN anzubieten.

In der Landesarmutskonferenz MV arbeiten Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, Initiativen, Kirchen, des DGB oder des Mietervereins sowie sozialpolitisch engagierte Privatpersonen mit. Das Gremium kam bereits am 14. September zu seiner Herbstkonferenz zusammen. Die Stellungnahme und ein neun Punkte umfassender Forderungskatalog an Landesregierung und Landtag wurden aber erst jetzt veröffentlicht.

Quelle: epd