Erhalt der biologischen Vielfalt im Mittelpunkt Evangelische Kirche und Landwirte in MV im Dialog

KDA-Referent Ulrich Ketelhot, Bischof Andreas v. Maltzahn, Bauernpräsident Detlef Kurreck und Gescchäftsführer Dr. Martin Piel (v.l.)

Foto: ELKM/C. Meyer

15.11.2018 · Kavelstorf.

„Möglichkeiten der Entwicklung hin zu mehr Biodiversität in der konventionellen Landwirtschaft“. Zu diesem Thema tauschten sich am heutigen Donnerstag Landwirte und Kirchenvertreter bei der inzwischen fünften Begegnung von Vertretern des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern und des Sprengels Mecklenburg und Pommern der Nordkirche im mecklenburgischen Kavelstorf bei Rostock aus.

Gut 60 Vertreter von Kirche und Bauernverband waren der Einladung von Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn und Bauernpräsident Detlef Kurreck gefolgt. Bei der Andacht in der Kirche von Kavelstorf sprach der Schweriner Bischof die Schönheit der Natur in ihrer ganzen Vielfalt an und sagte wörtlich: „Mit der Bewahrung der Arten-Vielfalt ist eine ökologische Verantwortung verbunden, der nicht gerecht zu werden über kurz oder lang auch ökonomisch folgenreich ist.“ Öffentlich bewusst sei dies jüngst im Blick auf das Sterben der Insekten geworden. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, die Zusammenhänge zu begreifen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Zugleich brauche es laut Bischof v. Maltzahn, eine emotionale Unterstützung, die Mannigfaltigkeit der Schöpfung so „wohlbehalten wie möglich an die kommenden Generationen weiterzugeben“.

Dass beiden, Landwirtschaft und Kirche, die biologische Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten am Herzen liegt – und, dass die konventionelle Landwirtschaft dafür ihren Beitrag leisten will und kann, verdeutlichte der Vortrag von Marco Gemballa aus Zinzow bei Anklam. Der Landwirt nimmt seit zwei Jahren am Artenschutzprojekt F.R.A.N.Z. teil. Und schon jetzt zeigt sich: Die Zahl der Feldvögel auf den eigens ausgewiesenen Naturschutzflächen zwischen den Schlägen seines Landwirtschaftsbetriebes stieg beispielsweise von 70 auf 80. Und selbst auf den Ackerflächen erhöhte sich deren Vielfalt von 8 im Jahr 2017 auf aktuell 14. Deutlich sagte Landwirt Gemballa, dass allerdings allein die Landwirte, die damit verbundenen Kosten nicht tragen können. „Zuallererst müssen wir Erträge erwirtschaften auf unseren Böden“. Daher sei der Staat gefordert, mehr Finanzen für die nach seiner Überzeugung notwendige Entwicklung hin zu mehr Biodiversität bereit zu stellen. Wenn es das Ziel sei, deutschlandweit zehn Prozent aller Ackerflächen als Naturschutzflächen auszuweisen, würde dies ca. 1,2 Milliarden Euro kosten, rechnete er vor.

Wie schwer es ist, eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Bodeneigentümern, Landwirten und der Öffentlichkeit zu praktizieren, konnte Landwirtin Doreen Riske aus Groß Kiesow bei Greifswald berichten. Seit sechs Jahren engagiert sie sich in der Greifswalder Agarinitiative (GAI). Das von der Michael Succow Stiftung angeregte Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, institutionelle Landeigentümer der Region wie die Universität Greifswald, die Stadt Greifswald und die Nordkirche zusammenzuführen und zu prüfen, ob und wie sich die landwirtschaftliche Nutzung auf den eigenen Flächen  - rund 10 000 Hektar – nachhaltiger gestalten lässt. Erst sehr spät habe man die 54 Landwirte, die diese Flächen gepachtet haben, ins Boot geholt, blickt Doreen Riske zurück. Noch viel länger dauerte es, eine Gesprächskultur zu entwickeln, bei der alle Partner auf Augenhöhe agierten. Die Liste der konkreten Ergebnisse ist nicht sehr lang. „Unser größter Erfolg ist es, dass Naturschützer, Landwirte und Bodeneigentümer endlich miteinander reden – auch wenn wir verschiedene Positionen haben“, ist die Landwirtin überzeugt. Das sei früher nicht so gewesen.

Fazit der Kirchenvertreter und Landwirte: „Wir wollen den Austausch über konkrete Strategien und  landwirtschaftliche Themen fortsetzen, Probleme diskutieren und gemeinsam nach Lösungen für die ländlichen Raume in Mecklenburg-Vorpommern suchen“, so Bischof v. Maltzahn. Und für Bauernverbandspräsident Kurreck ist der Dialog auf Augenhöhe unverzichtbar, denn er „fördert das gegenseitige Verständnis und trägt ebenso dazu bei, die Situation und Nöte der Landwirte in der Öffentlichkeit differenziert zur Sprache zu bringen“.

Quelle: ELKM (cme)