Feiertag Nord-Regierungschefs weisen Kritik an Reformationstag zurück
01.06.2018 · Osnabrück/Kiel/Hannover/Schwerin.Ungeachtet breiter Kritik haben sich die Regierungschefs der norddeutschen Flächenländer geschlossen hinter das Vorhaben gestellt, den Reformationstag am 31. Oktober übergreifend als dauerhaften Feiertag einzuführen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag): "Wir haben intensiv mit den jüdischen Gemeinden gesprochen. Es ist auffällig dass anders als in anderen Ländern diese Diskussion in Niedersachsen kontroverser geführt wird - und das geht nicht von der Landesregierung aus."
Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ließ gegenüber der Zeitung keinen Zweifel an der Einführung des Reformationstages als Feiertag. "Wir haben ihn beschlossen, er wird kommen", sagte er. Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) sagte: "Wir haben ihn ja schon, was ich ganz witzig finde: Der Westen lernt vom Osten." Zwar gebe es im Nordosten weniger Christen als im Westen. "Aber die Reformation hat auch unser Land geprägt, und die Kirchen haben an der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung einen großen Anteil gehabt."
Weil betonte, es lasse sich nicht bestreiten, dass der Reformator Martin Luther (1483-1546) schlimme antisemitische Äußerungen abgegeben habe. "Darüber spricht auch die evangelische Kirche laut und deutlich", sagte der Ministerpräsident: "Aber die Reformation als kultur- und keineswegs nur kirchengeschichtliches Ereignis, das gerade Norddeutschland enorm geprägt hat, darauf zu reduzieren, halte ich für eine falsche Einordnung." Wenn es nach ihm ginge, werde der Feiertag kommen - entscheiden werde das Parlament.
In Niedersachsen waren am Donnerstag zahlreiche Vertreter aus Gesellschaft, Wirtschaft und Religion zu einer Anhörung des Landtages in Hannover über den geplanten neuen Feiertag zusammengekommen. Mit teils scharfer Kritik lehnten unter anderem jüdische Gemeinden, Humanisten und Vertreter der Katholiken den Reformationstag als Feiertag ab. Vertreter der evangelischen Kirchen und weiterer Organisationen befürworteten hingegen die Pläne von Ministerpräsident Weil. Der Landtag will im Juni über den Feiertag entscheiden. SPD und CDU hatten angekündigt, für die Abstimmung den Fraktionszwang aufzuheben.
Quelle: epd