Erhalt wertvoller Gebäude Begegnungszentrum mitten im Ort

Das Pfarrhaus Rambin befindet sich derzeit in einem baufälligen Zustand. Künftig könnte es zum Mittelpunkt des Ortes werden

Foto: PEK / Sebastian Kühl

16.02.2018 · Rambin. Das vom Verfall bedrohte Pfarrhaus Rambin auf der Insel Rügen soll Mittelpunkt der Gemeinde und des historischen Dorfensembles werden. Die Kirchengemeinde möchte das Gebäude zu diesem Zweck per Erbbaupachtvertrag einem Initiativkreis übereignen.

Die Kirchengemeinde Rambin hat dem Initiativkreis zum Erhalt des Rambiner Pfarrhauses vorgeschlagen, einen Erbbaupachtvertrag bezüglich des historischen Gebäudes abzuschließen. Der symbolische Preis soll dabei einen Euro betragen. Der Kirchengemeinderat unterbreitete dieses Angebot während eines Vorort-Treffens mit 30 Teilnehmenden am gestrigen Mittwochnachmittag im rund 250 Jahre alten reetgedeckten Rambiner Pfarrhaus. An der Zusammenkunft beteiligten sich Vertretende des Kirchengemeinderats und des Initiativkreises sowie interessierte Rambiner. Helga Ruch, Pröpstin der Propstei Stralsund im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, zu der die Kirchengemeinde gehört, leitete die Gesprächsrunde.

Konzeptidee kombiniert Begegnung und Betreutes Wohnen

Seit Jahren hatte sich die Kirchengemeinde Rambin vergeblich um eine gesicherte Zukunft für das verfallende Pfarrhaus bemüht. Seit der Wende nahm die Kirchengemeinde zwar zahlreiche Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen in dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus vor, für eine grundlegende Sanierung fehlten jedoch die Mittel. Um das Pfarrgrundstück dennoch als Dorfmittelpunkt entwickeln zu können, entwarf die Kirchengemeinde im Jahr 2016 gemeinsam mit dem Insel e.V. ein tragfähiges Konzept. Der Insel e.V. engagiert sich auf der Insel Rügen im sozial-ökologischen Bereich und in der kulturellen Entwicklung. Das Konzept sieht ein Ensemble mit zwei Gebäuden, bestehend aus einem Begegnungszentrum für Rambin und einem Betreutes-Wohnen-Gebäude für die Klienten des Insel e.V., vor.

Sanierungspläne überstiegen finanzielle Möglichkeiten


Jedoch würde nach Einschätzung des zuständigen Bausachverständigen des Kirchenkreises die Sanierung des maroden Pfarrhauses im Rahmen dieses Konzepts die finanziellen Möglichkeiten der Kirchengemeinde weit überschreiten. Daher entschied sich die Kirchengemeinde schweren Herzens für eine Variante, bei der - nach Einholung der bereits seit Oktober 2016 vorliegenden Genehmigung des Denkmalschutzes - das alte Pfarrhaus einem Neubau weichen sollte. Im Sommer 2017 kam ein Initiativkreis auf die Kirchengemeinde zu, der das Pfarrhaus - ebenso wie es ursprünglich auch die Kirchengemeinde vorhatte - trotz der damit verbundenen Herausforderungen erhalten möchte. In einem Kostenüberblick stellte der Initiativkreis im Januar dieses Jahres die Sanierungskosten mit rund 300.000 Euro dar. Der zuständige Bausachverständige des Kirchenkreises bezifferte die Kosten nach einer ersten Schätzung mit rund 350.000 Euro deutlich höher. Beide Zahlen beziehen die Sanierung des Dachgeschosses nicht mit ein. Da sich der Initiativkreis zuversichtlich zeigte, den Erhalt des Pfarrhauses finanzieren zu können, beschloss der Kirchengemeinderat in seiner Sitzung Anfang Februar, dem Initiativkreis das eingangs geschilderte Angebot zu unterbreiten.

Vereinbarung schließt Abriss aus

Der Kirchengemeinde sei viel am Erhalt des Pfarrhauses gelegen, betonte der Kirchengemeinderat während der gestern stattfindenden Gesprächsrunde. Zum Beschluss des Angebots habe zudem beigetragen, dass das vom Initiativkreis vorgelegte Konzept viele Elemente und Ideen des ursprünglich von Kirchengemeinde und Insel e.V. angedachten Vorhabens berücksichtige. Das Angebot der Kirchengemeinde ist mit der Vereinbarung verknüpft, dass der öffentliche Charakter von Gebäude und Grundstück erhalten bleibt und die Kirchengemeinde dort Nutzungsmöglichkeiten hat. Zudem soll die weitere Nutzung dem Charakter des Gebäudes als Kirchenraum nicht entgegenstehen. Die Kirchengemeinde setzt eine Zusammenarbeit mit dem Insel e.V. voraus und behält sich die Rückabwicklung des Vertrags vor, sofern mit der Sanierung nicht innerhalb von fünf Jahren begonnen wird. Die eigentliche Bauphase soll zwei Jahre nicht überschreiten. Einen Abriss schließt die Vereinbarung aus. Die Höhe des Erbbauzinses steht noch nicht fest, sie werde aber moderat ausfallen und das Projekt nicht gefährden, kündigte die Kirchengemeinde an. Festgelegt wird der Erbbauzins durch die Liegenschaftsabteilung des Kirchenkreises.

Initiativkreis will über Angebot des Kirchengemeinderats beraten

Die Mitglieder des Initiativkreises reagierten auf den Vorschlag mit großer Freude, dankten dem Kirchengemeinderat und signalisierten die Bereitschaft, das Angebot anzunehmen. Das Angebot sei eine große Chance und mit großer Verantwortung verbunden, äußerten Mitglieder des Initiativkreises im Gespräch mit dem Rambiner Kirchengemeinderat. In den kommenden Wochen werde es nun mehrere Treffen geben, auf denen über die Annahme des Angebots sowie über die mögliche Gründung eines Trägervereins oder einer gemeinnützigen GmbH beraten werden soll, hieß es aus den Reihen des Initiativkreises. Sollte es zu einer entsprechenden Gründung kommen, seien Kirchengemeindeglieder, Vertretende der politischen Gemeinde sowie alle am Erhalt des Pfarrhauses Interessierten eingeladen, Mitglied zu werden, so der Initiativkreis. Der Rambiner Kirchengemeinderat erklärte, das Angebot bis zum 30. Juni dieses Jahres aufrechterhalten zu wollen.

Erhalt wertvoller Gebäude hat hohen Stellenwert

„Im gesamten Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis hat der Erhalt wertvoller Gebäude einen sehr hohen Stellenwert und ist Teil unseres Selbstverständnisses. So auch in der Kirchengemeinde Rambin“, sagte Pröpstin Helga Ruch. Im Fall des Rambiner Pfarrhauses sei der Gebäudezustand leider überaus schlecht, so dass sich für die Kirchengemeinde ein Erhalt des Pfarrhauses als aussichtslos und unfinanzierbar darstellte. Das bestätigte die Pastorin der Kirchengemeinde, Ellen Nemitz. „Die Kirchengemeinde hat die eigenen Gemeindeglieder ebenso wie die Rambiner und alle Interessierten von Beginn an in die Ideenfindung und in die Planungen für das neue Begegnungszentrum und in die Entwicklung des Pfarrgrundstücks mit einbezogen und zu Besichtigungen und Planungsrunden eingeladen, in der Hoffnung, eine Lösung zu finden.“ Entsprechend groß wäre daher die Freude, wenn der Initiativkreis das Angebot annehmen würde.

Quelle: PEK (sk)