Studie Eltern stehen trotz Familienförderung unter Druck

Eltern wollen mehr Freiheiten, ihr Leben selbst zu gestalten. Vor allem wünschen sie sich länger beim Kind zu bleiben und finanzielle Familienförderung.

Foto: Nordkirche

09.05.2017 · Hamburg. Eltern fühlen sich trotz zahlreicher Reformen bei der Familienförderung offenbar nicht wirklich entlastet. Das geht aus einer neuen Umfrage der Zeitschrift "Eltern" und das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid hervor. Demnach spüren 87 Prozent der befragten Eltern zunehmenden Druck.

Einer der Gründe dafür scheint von der Berufstätigkeit auszugehen: 86 Prozent der Eltern meinen, dass Familien sich heute eher dem Arbeitsmarkt anpassen müssen als umgekehrt. Repräsentativ befragt wurden 1.000 Frauen und Männer mit Kindern bis zum Alter von zehn Jahren.  

Die Studie belege, dass die Wünsche und Bedürfnisse, die Eltern haben, oft nicht mit den Annahmen der Politik über das Familienleben übereinstimmen, hieß es. Der Ausbau des Elterngeldes und der Vätermonate, die Kindergelderhöhung und die erweiterten Kita-Angebote - all das scheint in seiner Wirkung zu verpuffen. Wichtiger als der weitere Ausbau der Kinderbetreuung ist den meisten Eltern finanzielle Familienförderung wie die kostenlose Krankenversicherung nicht berufstätiger Ehepartner (60 Prozent) oder deutlich mehr Kindergeld (55 Prozent).

Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verschlechtere sich, anstatt sich zu verbessern, hieß es. Während in der Eltern-Studie vor vier Jahren noch 43 Prozent sagten, dass sie mit der Vereinbarkeit von Job und Familie gut klarkommen, sind es 2017 nur noch 29 Prozent der Befragten. 68 Prozent der Eltern geben heute an, sie hätten "einige" oder "große Probleme", Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Zudem haben 84 Prozent den Eindruck, es werde von Eltern erwartet, die Kinder möglichst früh in der Kita betreuen zu lassen. Genau das wollen die meisten Eltern aber nicht. Nur jede vierte Frau will nach einem Jahr zurück in den Beruf, die große Mehrheit hält einen Zeitpunkt zwischen eineinhalb und drei Jahren nach der Geburt des Kindes für richtig.

"Dass Eltern in Deutschland, ganz besonders die Mütter, sich heute mehr als je zuvor unter Druck fühlen, sollte alle Parteien aufrütteln", sagte "Eltern"-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki: "Zumal die Ergebnisse der Studie ganz klar zeigen, was Eltern wollen: die Freiheit, ihr Leben selbst zu gestalten. Das drückt sich im Wunsch vor allem nach finanzieller Förderung aus, aber auch in dem Wunsch, mindestens eineinhalb Jahre beim Kind zu bleiben."

Quelle: epd