Ländervergleich der Bertelsmann Stiftung vorgestellt Kita-Betreuung in Mecklenburg-Vorpommern ist besser geworden

28.08.2017 · Gütersloh/Schwerin.

Der Personalschlüssel in den Kitas von Mecklenburg-Vorpommern hat sich leicht verbessert, liegt aber deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Kamen im März 2012 noch 6,1 ganztags betreute Krippenkinder unter drei Jahren auf eine Vollzeitkraft, waren es im März 2016 nur noch 6,0 Kinder, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Montag in Gütersloh bei der Vorstellung ihres aktuellen Ländervergleichs. In Kindergartengruppen verbesserte sich der Personalschlüssel von 14,7 auf 13,7 Kinder.

Damit hat Mecklenburg-Vorpommern im Krippenbereich nach Sachsen und Brandenburg den bundesweit schlechtesten Personalschlüssel und bildet im Kindergartenbereich sogar das Schlusslicht. Bundesweit liegt der Personalschlüssel bei Krippenkinder bei einer Vollzeitkraft für 4,3 Kinder, bei den Kindergartengruppen sind es 9,2 Kinder. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt einen Personalschlüssel von 1 zu 3,0 in Krippengruppen und 1 zu 7,5 in Kindergartengruppen.

Zusätzlich 6.700 Vollzeitkräfte nötig

Für einen kindgerechten Personalschlüssel müsste Mecklenburg-Vorpommern nach Berechnungen der Stiftung zusätzlich 6.700 Vollzeitkräfte einstellen und weitere 312 Millionen Euro jährlich investieren. Dabei ist in MV von 2006 bis 2016 die Anzahl der Kita-Fachkräfte bereits um 44 Prozent gestiegen. Bundesweit betrug die Steigerung allerdings 62 Prozent. Das Kita-Personal im Nordosten sei vergleichsweise gut ausgebildet, hieß es.

Die Unterschiede zwischen den Landkreisen sind vergleichsweise gering. So liegt der Personalschlüssel in den Krippen im Landkreis Vorpommern-Rügen bei 1 zu 5,5, im Landkreis Rostock und in Rostock bei 1 zu 6,3. In den Kindergartengruppen sind die Unterschiede etwas größer: Während im Landkreis Vorpommern-Rügen 12,6 Kinder von einer Fachkraft betreut werden, sind es im Landkreis Nordwestmecklenburg und in Schwerin 14,3 Kinder.

Mecklenburg-Vorpommerns Sozialstaatssekretär Nikolaus Voss (SPD) sagte, die verschiedenen Ländersysteme der Kita-Förderung könnten nicht direkt miteinander verglichen werden. In MV hätten 92 Prozent der pädagogisch tätigen Kita-Betreuer einen Fachschulabschluss, in Westdeutschland gerade mal 67 Prozent. Damit sei der Nordosten Spitzenreiter in der Qualifikation der Fachkräfte. Außerdem seien die Betreuungszeiten in MV herausragend. Über 70 Prozent der Kinder würden 45 oder mehr Stunden betreut.

Besserer Personalschlüssel gefordert

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft MV forderte kleinere Gruppen in Krippe, Kindergarten und Hort. Die Landesregierung müsse dafür einen Stufenplan vorlegen. Auch ein Blick in die Pro-Kopf-Ausgaben beweise, dass MV Schlusslicht in der Betreuungsqualität ist. Zuletzt hätten diese Ausgaben pro Kopf bei etwa 5.400 Euro gelegen, während andere Bundesländer zwischen 7.000 und 8.000 Euro investierten.

Der Paritätische MV forderte ebenfalls einen besseren Personalschlüssel sowie eine Aufwertung des Erzieherberufes. Ohne attraktive Rahmenbedingungen werde es schwer, dem steigenden Fachkräftebedarf nachzukommen. Die CDU-Landtagsfraktion kündigte einen gesonderten Antrag im Landtag für eine attraktivere Kindertagespflege an.

Die Linksfraktion kritisierte, dass die Eltern mit 22 Prozent Beteiligung bundesweit die höchsten Kosten hätten. Die Kita müsse für die Eltern kostenfrei gemacht werden. Stiftungsvorstand Jörg Dräger rät allerdings davon ab. "Erst wenn die Qualität stimmt und genügend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen, können wir die Beitragsfreiheit angehen."

Abstände zwischen Bundesländen gravierend

Bei der Qualität der Kinderbetreuung gibt es zwischen westlichen und östlichen Bundesländern noch große Unterschiede. Bundesweit habe sich die Kita-Qualität tendenziell verbessert, die Abstände zwischen den Bundesländen seien jedoch gravierend, erklärte die Stiftung. In den westlichen Bundesländern kommen auf eine Fachkraft durchschnittlich 3,6 Kinder unter drei Jahren sowie 8,5 Kinder über drei Jahren. In Ost-Bundesländern ist eine Betreuung für sechs Krippenkinder und rund zwölf Kindergartenkinder zuständig.

Allerdings seien in Ostdeutschland jedes zweite Kind unter drei Jahren (52 Prozent) in Betreuung, erklärte die Stiftung. In Westdeutschland seien es lediglich 28 Prozent. Bundesweit seien fast alle Kinder ab dem dritten Lebensjahr in Kindertagesbetreuung. Das beste Betreuungsverhältnis gibt es laut Studie in Baden-Württemberg, bundesweites Schlusslicht ist Sachsen.

Grundlage des jährlichen Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme sind Auswertungen von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik.

Quelle: epd