Festakt 20 Jahre Staatsvertrag MV erhöht Staatsleistungen für Jüdische Gemeinden

16.06.2016 · Schwerin. Mecklenburg-Vorpommern wird seine Staatsleistungen für die beiden Jüdischen Gemeinden bis 2021 schrittweise von 410.000 auf 440.000 Euro pro Jahr erhöhen. Außerdem unterstützt das Land die Erweiterung des Schweriner Gemeindezentrums und hilft bei der Herrichtung des jüdischen Friedhofs in Rostock. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und der Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, Valeriy Bunimov, unterzeichneten einen entsprechenden Vertrag am Mittwoch in Schwerin. Zuvor war mit einem Festakt an die Unterzeichnung des Staatsvertrages am 14. Juni vor 20 Jahren erinnert worden.

Die Gemeinden in Schwerin und Rostock seien Zentren eines breiten sozialen und kulturellen Lebens sowie der interreligiösen und interkulturellen Begegnung, sagte Sellering. Sie leisteten Großes für ein vielfältiges, weltoffenes und tolerantes MV. Eine besondere Leitung sei die Integration zahlreicher Gemeindemitglieder aus der ehemaligen Sowjetunion. Das jüdische Theater "Mechaje" in Rostock und der Chor "Masel Tov" der Schweriner Gemeinde bereicherten das kulturelle Leben im Nordosten.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, dankte dem Land für seine dauerhafte Unterstützung, die das jüdische Leben in MV erst in dieser Form möglich mache. Laut Schuster will das Land die Erweiterung des Gemeindezentrums in Schwerin mit 100.000 Euro unterstützen.

"Flüchtlingen geltenden Wertekanon nahe bringen"

Schuster forderte, den neuen Flüchtlingen den hier geltenden Wertekanon nahe zu bringen. Dazu gehöre ganz wesentlich, dass Antisemitismus in keiner Form geduldet und dass Deutschland immer für das Existenzrecht und die Sicherheit Israels eintreten werde. Dies Menschen zu vermitteln, die häufig in tiefer Feindschaft zu Israel und mit einem fest verwurzelten Antisemitismus aufgewachsen seien, sei eine große Herausforderung. Außerdem beklagte Schuster, dass Juden zum Feindbild der Rechtsextremen in Deutschland gehörten. Es lasse die Juden daher nicht gleichgültig, wenn politische Gruppierungen auch aus der Mitte der Gesellschaft gewählt würden, die Rechtsextremen zumindest nahe stünden oder Rechtsradikale in ihren Reihen duldeten.

1996 lebten im Land rund 350 Juden, die in den Jahren zuvor fast ausschließlich aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion emigriert waren. Derzeit gehören den beiden Gemeinden insgesamt 1.400 Mitglieder an, die vor allem in Schwerin, Wismar und Rostock leben. In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnten beispielsweise in Rostock ein Gemeindezentrum mit Synagoge und in Schwerin eine neue Synagoge gebaut werden. Zudem wurden mit Hilfe des Landes zahlreiche jüdische Friedhöfe saniert.

Quelle: epd