"Keine Entscheidung für die Ewigkeit" Frauenordination: Lettische Professorin spricht von Kulturkampf

16.06.2016 · Hamburg.

Die lettische Theologie-Professorin Dace Balode hat die Abschaffung der Frauenordination durch die lutherische Kirche in Lettland als anti-westlich gewertet. "Es geht natürlich um einen Kulturkampf", sagte die Leiterin der Theologischen Fakultät in Riga der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Politisch sei das Votum eine Entscheidung gegen das, wofür Europa stehe und theologisch sei es "die Behauptung, der Bibel ganz besonders treu zu sein". In der Nordkirche, die mit der lettischen Kirche seit vielen Jahren eine Partnerschaft pflegt, war die Abschaffung der Frauenordination auf scharfe Kritik gestoßen. Über die Zukunft der Partnerschaft wird intern diskutiert.

Von lutherischen Kirchen aus dem Ausland wünscht Balode sich keinen Abbruch der Beziehungen. Sie wünsche sich, dass sie "Diskriminierungen wie diese klar benennen" und diskriminierende Strukturen nicht unterstützen, sagte sie. Unterstützt werden solle aber, "was den Menschen dient".

Die Bibel sage "kein Wort zur Frauenordination" und spreche auch nicht über die Ordination von Männern, betonte Balode, die Neues Testament lehrt und selbst nicht ordiniert wurde. Die Bibel spreche aber "sehr positiv über Frauen, die das Evangelium verkündigen". Sie sprach den Gegnern von Pfarrerinnen die Bibeltreue ab. Kirchenpolitisch gesehen habe sie den Eindruck, dass sich mit der Meinungspluralität nach der Wende konservative Stimmen verdichteten, ähnlich wie in der lettischen Gesellschaft im Ganzen.

Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands hatte Anfang Juni in Riga mit einer umstrittenen Dreiviertel-Mehrheit die Abschaffung der Frauenordination beschlossen. Diese war dort vor vier Jahrzehnten zu Sowjet-Zeiten eingeführt, aber auf Wunsch des konservativen Bischofs Janis Vanags schon seit 1993 nicht mehr praktiziert worden.

Weder an der Diskussion vorher noch an der Abstimmung hätten Frauen teilnehmen dürfen, kritisierte Balode. Und sie rechne auch im Nachhinein nicht mit einer Diskussion. Dennoch sei sie überzeugt: "Das ist keine Entscheidung für die Ewigkeit", eines Tages werde es wieder neue Pfarrerinnen in Lettland geben.

Quelle: epd