Negativzinsen Chef der Evangelischen Bank kritisiert Niedrigzinspolitik der EZB - Dividende sinkt

05.06.2016 · Kassel/Kiel.

Der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Bank, Thomas Katzenmayer, hat die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) scharf kritisiert. Die Niedrigzinspolitik führe dazu, dass für die Evangelische Bank die Anlage der Tages- und Termingelder bei der DZ Bank AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank (Frankfurt am Main) mit einer Verzinsung von minus 0,4 Prozent zu Buche schlage, beklagte Katzenmayer in seinem Geschäftsbericht auf der Generalversammlung am Donnerstag in Kassel. "In welcher Welt sind wir eigentlich angekommen, dass Banker mit Sorge auf ihren Einlagenzuwachs schauen?", fragte er.

Die DZ Bank AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank ist innerhalb des genossenschaftlichen Finanzsektors als Zentralinstitut für mehr als 850 Kreditgenossenschaften zuständig. Katzenmayer versicherte, dass trotz dieser Belastung die Evangelische Bank mit Sitz in Kassel und Kiel die Negativzinsen vorerst nicht an ihre Kunden weiterreichen werde. Für die Zukunft könne er dies aber nicht grundsätzlich ausschließen, da die Entwicklung nicht absehbar sei. Er hoffe auf ein "besonnenes Handeln" der Europäischen Zentralbank.

Erste Auswirkungen zeigen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aber schon jetzt. So senkt die Bank die Dividende für ihre Mitglieder von zuvor fünf Prozent auf nunmehr drei Prozent. Theoretisch wäre eine Fortführung der Zahlung von fünf Prozent zwar möglich gewesen, sagte Katzenmayer, doch sei dies angesichts der Umstände nicht angemessen.

Die Evangelische Bank habe sich in ihrem ersten vollständigen Geschäftsjahr dennoch als gut aufgestellt erwiesen, betonte Katzenmayer. Der Jahresüberschuss betrage zehn Millionen Euro, davon würden mehr als drei Millionen als Dividende ausgeschüttet. Der Rest fließe in Rücklagen. Die Bilanzsumme der Bank beträgt 7,1 Milliarden Euro.

Die Evangelische Bank zählt insgesamt 19.000 institutionelle und 72.000 private Kunden. Rund 500 Mitarbeiter betreuen diese an 16 Standorten in Deutschland. Die Bank ist die größte Kirchenbank in Deutschland und zählt zu den zehn größten Genossenschaftsinstituten. Die Evangelische Bank entstand 2014 aus der Fusion der Evangelischen Kreditgenossenschaft Kassel und der Evangelischen Darlehensgenossenschaft Kiel.

Quelle: epd