Eine Woche lang ist die über 600 Jahre alte Backsteinkirche voller Leben Eickelberger Kunst-Kirche öffnet

Von Marion Wulf-Nixdorf

Die Kirche in Eickelberg steht ab Freitag wieder ganz im Zeichen von Kunst und Kultur.

Foto: privat

22.07.2016 · Eickelberg. Es ist bewundernswert, mit welchem Enthusiasmus Einzelne es schaffen, kaum genutzte Kirchen ins Bewusstsein der Menschen zu holen. Wie in Eickelberg bei Bützow. Vom 22. bis 31. Juli stellen hier zum vierten Mal Künstler ihre Arbeiten aus, und es wird zu Kino, Musik und Gespräch eingeladen.

Eickelberg erreicht man entweder über eine Kopfsteinpflasterstraße oder über einen Plattenweg, den kein Navi anzeigt. Man kommt durch herrliche Alleen – leider mit vielen kranken Kastanienbäumen – und hat oft einen weiten Blick in die hügelige Landschaft.

Die turmlose Backsteinkirche ist fast versteckt von Bäumen, obwohl sie auf einem Hügel steht. Durch den Glockenschlag, mit dem ein gebürtiger Eickelberger seit vielen Jahren treu jede neue Woche einläutet, ist sie präsent im Dorf, auch wenn es hier schon lange keine sonntäglichen Gottesdienste mehr gibt. Alle zwei Jahre ist die Kirche für ein paar Tage voller Leben, erweckt von Zugezogenen, die es aus ihrem alten Zuhause kennen, dass die Kirche zum Alltag gehört, und die sich mit ihrem Einsatz vor Ort in alte Strukturen integrieren.

Karen von Blomberg, 52, gehört in Eickelberg zu denen, die seit 2009 aus der alten Dorfkirche eine Kunst-Kirche machen. 1999 war sie „wegen der Liebe“ aus Hamburg in das kleine Dorf nahe der Warnow gezogen. Da war die um 1400 erbaute Kirche, die zu DDR-Zeiten zunehmend verfiel, schon wieder nutzbar, zumindest notgesichert. Karen von Blomberg war dem Charme der Kirche schnell verfallen – auch wenn es darin keine wertvollen Einrichtungsgegenstände gibt, lediglich einen wunderschönen spätromanischen Granittaufstein, zwei Epitaphe und zwei Grabplatten der Familie von Lützow an den Wänden. Aber der Bau hat eine harmonische Ausstrahlung, die Joche reichen bis auf die Erde und sehen aus wie Kronen. Die Fenster allerdings sind bis heute kaputt. Ebenso die Orgel: Ihre Pfeifen sollen in den 1970/80er- Jahren gestohlen worden sein.

Der Maler Nils Rackwitz, 38, kam im Frühjahr 2009 aus Nordrhein- Westfalen nach Eickelberg. Irgendwann entstand „aus einer Laune heraus“ die Idee, „wir machen eine Ausstellung“, erzählt Karen von Blomberg. Der Kirchraum, in dem ohnehin nur neun Bänke an einer Seite stehen, bietet genug Platz. So wurde am 3. und 4. Oktober 2009 die erste Ausstellung in der Kirche gezeigt. „Es war ein toller Erfolg“ meinen Karen von Blomberg und Nils Rackwitz.

2012 wurde zur zweiten Kunst-Kirche eingeladen, für vier Tage schon. 2014 dann erstmals für eine ganze Woche – wie auch in diesem Jahr. Gleichzeitig wuchs der Kreis der Unterstützer. Seit 2014 gehört Elke Woitke zu den Mitinitiatoren, außerdem gründete sich ein Freundeskreis.

An diesem Freitag, 22. Juli, wird nun die vierte Eickelberger Kunst-Kirche eröffnet. Landwirt Hubertus von Blum aus Niedersachsen zeigt Fotos aus der Region um Eickelberg, Nils Rackwitz Malerei, Johanna Brockmann aus Eickhof Aquarelle, Restauratorin Katrin Lau aus Baumgarten Skulpturen. Jörg Heinze aus Eickelberg stellt seine Ohrstäbchenmalerei aus, Daniela Melzig aus Augzin ihre Glaskunst. Sie wird auch drei Drucke vor die Fenster im Chorraum hängen und damit auf den diesjährigen Spendenzweck hinweisen: Die Eickelberger wollen die neun Kirchenfenster reparieren lassen. Helga Müller, seit 2003 Pastorin in der Gemeinde, findet den Einsatz großartig. Auch Fördergelder seien schon beantragt, erzählt sie.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 30/2016


PROGRAMM

Vernissage am Freitag, 22. Juli, 18 Uhr: Rede von Künstlerin Daniela Melzig,
Saxophonmusik von Hannah Stoll.

23. Juli, 18 Uhr: Anna Kummerlöw spielt Dudelsack, am Holzofengrill gibt‘s Wildbratwurst.

24. Juli, 16 Uhr: Heidi Wendt liest aus ihrem neuen Buch „Bitte wend(ten“, Jörg Heinze, Akkordeon.

27. Juli, 18 Uhr: Jürgen Tack lädt zum Dorfgespräch über die Geschichte von Eickelberg ein.

29. Juli, 19 Uhr: Film „Rosinenberg“

30. Juli, 17 Uhr: Stephan Haß spricht über „Bauern, Burgen, Bodenfunde“.

Sonntag, 31. Juli, Finissage mit Zauberer Domix, (15 Uhr) und dem Chor aus Demen-Zapel (17 Uhr).